17 | Nur auf 'nen Kaffee vielleicht

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Ina hatte mit einer „kleinen" Einweihungsfeier vollständig untertrieben. Max und ich drückten uns durch zahlreiche Menschen durch, liefen an der Bar vorbei, für die Ina eigens einen Barkeeper organisiert hatte und endlich erblickte ich den brünetten Lockenkopf. Ich sprang und winkte, bis sie mich sah und freudestrahlend auf uns zukam. Nachdem sie mich fest gedrückt und mir ins Ohr gequietscht hatte, wie sehr sie sich freute, dass wir da waren, zog sie auch Max gleich in eine Umarmung. 

„Ich bin Ina. Schön dass du mitgekommen bist". 

Max lächelte sie warm an. „Max. Vielen Dank für die Einladung." 

Kurz darauf kam auch Inas Mann Stephan und begrüßte uns. Wir hielten kurzen Smalltalk, sprachen darüber, dass Ina einen wohl entspannteren Arbeitsalltag als Richterin hatte als ich, die am nächsten Morgen in die Kanzlei fahren würde. Es war zwar Freitagabend, aber Dana und ich würden am Samstagmorgen ein paar wichtige Schriftsätze für Montag durchgehen müssen. 

Ich betrachtete Max, der schlicht eine blaue Jeans und ein weißes Shirt trug und dennoch unter allen Gästen hervorstach. Seine trainierte Figur, sein Charme, sein freches Grinsen auf den Lippen und seine Augen, die strahlten. Er sah unglaublich gut aus und als er mir zwischendurch ein Lächeln und ein Augenzwinkern schenkte, stieg eine wohlige Wärme in mir auf.

„Wollen wir was trinken oder bist du noch nicht fertig mit Starren?", riss Max mich aus meinen schmachtenden Gedanken und wiederholte damit meine Worte vom Tag zuvor im Boxstudio. 

Süffisant sah er mich an. 

Ich lächelte ertappt. „Gehen wir was trinken."

Als wir uns durch die Gäste schoben, um an die Bar zu gelangen, kam uns Lieselotte, Stephans Mutter, entgegen. Das Schwiegermuttermonster.

„Oh, Maja wie schön dich zu sehen. Hast du dich eigentlich gut in Berlin eingelebt? Du bist ja erst ein Jahr hier. Ach, ich finds toll was du hier machst. Ich denk mir immer, irgendwer muss ja auch die kleinen Leute verteidigen. Kann ja nicht jeder Karriere als Anwalt machen, mhm?" 

Sie war wirklich ein Drachen. Und sie merkte es vermutlich nicht mal. 

Ich verbiss mir eine schnippische Antwort und setzte ein zuckersüßes Lächeln auf. „Es geht mir gut, danke."

Lieselottes Augen sahen plötzlich an mir vorbei, auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein überraschter Ausdruck. Max war neben mich getreten und schenkte ihr sein breites Lächeln. Irritiert hüpfte ihr Blick zwischen uns hin und her. 

„Maja, wer...ist das?", fragte sie und ich konnte sehen, wie ihr Blick förmlich all die Tattoos scannte, die Max Shirt nicht bedeckte. 

Ich legte Max leicht den Arm um die Hüfte. „Das ist Max. Meine Begleitung", antwortete ich ruhig. 

Er streckte ihr freundlich die Hand hin. „Freut mich", sagte er, immer noch lächelnd. 

Beinahe naserümpfend schaute sie auf seine tätowierte Hand, bevor sie sie vorsichtig schüttelte, als hätte sie Angst, die Tattoos würden auf ihre Haut abfärben. 

„Wie...nett", brachte sie nur heraus. 

Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Sprachlos hatte ich Lieselotte noch nie erlebt und Ina laut eigener Aussage auch nicht. Max hatte Lieselotte mit seinem Charme und seiner freundlichen Art, als ob er ihre Abneigung nicht bemerkt hätte, komplett überfordert. Kill them with kindness summte Selena Gomez in meinem Kopf. 

„Wir wollte uns gerade einen Drink holen. Möchten Sie auch einen?", fragte Max höflich. 

„Nein nein, nein ähm danke", stotterte sie, „ich wollte gerade Ina suchen" und schob sich hastig an uns vorbei. 

Sonne und Mond (Kontra K)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt