||Kapitel 58|| Shawn

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Der Alkohol aus meinen Bieren ist mir ganz schön zu Kopf gestiegen, denke ich zumindest. Ich fühle mich irgendwie komisch, so beflügelt.

Ich schleppe mich die Treppenstufen hoch, die zu meiner Haustür führen und versuche, dort angekommen, kichernd den Schlüssel irgendwie ins Schloss zu bekommen. Das ist gar nicht so einfach, wenn sich alles um dich herum dreht, glaubt mir. Vielleicht hätte ein Bier weniger es auch getan. Okay, nicht nur vielleicht, ganz sicher. Normalerweise trinke ich auch gar nicht so viel Alkohol, aber irgendwie habe ich das heute gebraucht.

Als ich endlich den Schlüssel im Schloss hatte und ihn umdrehte, um die Tür zu öffnen, sah ich hinter mich, zu Annie oder sagen wir es so, dort wo sie eigentlich stehen sollte. Eine Welle des Schocks durchfuhr mich.

"Annie!", schrie ich sofort panisch auf. "Annie, wo bist du?"

Ich ließ den Schlüssel im Schloss stecken und rannte, so gut es eben betrunken ging, die Treppenstufen wieder nach unten. Hinter dem Auto, an der Fahrerseite, fand ich sie. Ich blieb abrupt stehen. Sie saß mit dem Rücken gegen das Vorderrad gelehnt auf dem Boden und hatte die Beine angezogen. Im nächsten Moment ertönte ein lautes Schluchzen. Was ist denn los? Sie war im Auto doch noch ganz normal, oder nicht? War es mir nicht aufgefallen, weil ich zu besoffen bin und nur an Sex mit ihr gedacht habe?

Ich reiße mich zusammen und gehe mit langsamen, bedachten Schritten auf sie zu, um sie nicht zu verschrecken. Schließlich weiß ich nicht, was los ist. Als ich neben ihr zum Stehen komme, lasse ich mich sanft neben sie auf den asphaltierten Weg fallen. Ich sehe sie von der Seite an.

"Was ist los, Annie?", frage ich sie, obwohl ich weiß, dass sie mir keine Antwort geben wird. "Hat es etwas mit mir zu tun?"

Da sie meine Frage nicht verneint, aber auch nicht bejaht, frage ich weiter: "Habe ich irgendwas gemacht? Ging es dir zu schnell? Wenn ja, tut es mir leid. Wirklich!" Ich fahre mir verzweifelt durch die Haare. Annies Schluchzen ist verstummt, nur eine Träne rollt ihr noch über die Wange. Gerne würde ich diese wegstreichen, aber wenn sie wirklich - schon wieder - wegen mir weint, ist das wahrscheinlich keine so gute Idee.

"Annie, es tut mir echt leid, wenn ich dich verletzt habe oder so. Das war auf keinen Fall meine Absicht. Ich werde solange auf dich warten, bis du bereit bist, mit mir zu schlafen. Wenn du das willst, schlafen wir auch erst in unserer Hochzeitsnacht miteinander. Ich meine es ernst, ich brauche keinen Sex mit dir, um dich zu lieben. Ich liebe dich jetzt schon mehr als alles andere auf dieser Welt und ich dachte immer, es gäbe nichts, was ich mehr lieben kann, als meine Familie und die Musik, aber du hast mir das Gegenteil bewiesen, Annie!"

Ich streiche ihr eine lockige Haarsträhne aus dem Gesicht und gebe ihr einen Kuss auf die Schläfe.

"Alles wieder gut?", frage ich und sie nickt schniefend. "Gehst du mit mir rein? Wir sollten so langsam schlafen gehen. Du hast morgen - oder besser gesagt heute - schließlich deinen ersten Arbeitstag. Das wird bestimmt anstrengend." Ich stehe auf und reiche Annie meine Hand, um sie hochzuziehen. Nachdem wir beide wieder stehen, verschränke ich unsere Hände miteinander und wir gehen so ins Haus hinein.

Wir machen uns bettfertig und treffen uns dann wieder in meinem Zimmer. Ich liege schon in meinem Bett, als sie ungeschminkt und in ihrem Schlafshirt - wunderschön - durch meine Zimmertür zu mir huscht. Ich hebe die Decke an, sodass sie sich neben mich legen kann und decke sie dann auch zu. Sie macht das Nachttischlicht aus und legt ihren Kopf dann auf meine nackte Brust.

Ich merke, dass sie nicht direkt einschläft, wie die beiden Nächte zuvor, sondern noch wachliegt. Ich weiß, dass sie sich den Kopf über das zerbricht, was ich ihr eben gesagt habe. Aber ich meine es ernst. Ich warte solange, bis sie bereit ist. Wenn es sein muss, noch Jahre oder für immer. Ich liebe sie und klar, wäre körperliche Liebe auch schön, aber ich komme auch so zurecht, wie es gerade zwischen uns ist.

Um ihre Anspannung zu lösen und sie zum Einschlafen zu bringen, male ich kleine Kreise auf ihren Rücken. Sie sollte schlafen, in weniger als 7 Stunden, um 9 Uhr, muss sie im Büro sein. Na gut, als ihr Chef könnte ich daran noch etwas drehen, aber ich glaube nicht, dass sie das zulassen würde. Dafür ist sie viel zu korrekt.

Als ich spüre, dass ihre Atmung ganz ruhig und flach wird, gebe ich ihr noch einen sanften Kuss auf die Stirn und hauche ein "Ich liebe dich" dagegen. Da ich weiß, dass sie nun schläft, kann auch ich beruhigt schlafen.

Ich schließe meine Augen und drifte nach ein paar Minuten ins Land der Träume ab. Doch ich merke schon, dass ich morgen früh einen starken Kater haben werde.

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Silence with you - a Shawn Mendes ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt