||Kapitel 68|| Shawn

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Vier - wie immer atemberaubende -  Konzerte liegen nun hinter uns. Ich kann es immer noch nicht so richtig fassen. Direkt als zweites Konzert der Tour hatte ich den riesigen Madison Square Garden gefüllt und in den Tagen darauf die Arenen in Chicago, Nashville und Atlanta.

Es ist einfach ein so betäubendes Gefühl, wenn man vor 20.000 Menschen auf der Bühne steht und diese deinen eigenen Song grölen, ohne, dass man etwas tun muss. Ich bin wirklich so froh, dass ich den großen Durchbruch geschafft habe und all diese wundervollen Erlebnisse in mich aufsaugen darf. Hoffentlich wird das hier nie zu Ende gehen.

Nach über zehn Stunden Fahrt im Tourbus kommen wir gerade in Miami an. Unser Bus war über Nacht, direkt nach dem Konzert in Atlanta, gefahren, während die Crew aus den zwei anderen Bussen noch abbaute und die zehn LKWs mit dem Bühnenmaterial und dem Tourmerch wieder beladen wurden. Wahrscheinlich sind die beiden Busse und die LKWs erst vier bis sechs Stunden nach uns in Richtung Miami losgefahren, weil sie noch so viel in Atlanta zu tun hatten.

Ich muss sagen, ich beneide keinen der "Anpack"-Crew um seinen Job und bin froh, dass ich nichts mehr nach dem Konzert tun muss, denn da bin ich echt fertig und will nur noch ins Bett.

Ich war auch in dieser Nacht hundemüde, aber ich konnte in dem fahrenden Bus einfach nicht richtig schlafen. Immer wieder war ich kurz eingenickt, aber dann beim nächsten Straßenschaden wieder unsanft aufgewacht. Deshalb hatte ich gegen halb vier beschlossen, einfach für den Rest der Nacht meine schlafende Freundin zu beobachten.

Klar, Annie hat ihr eigenes Zimmer im Bus, aber habt ihr ernsthaft gedacht, wir würden in getrennten Betten schlafen? Wohl kaum. Das war ja eigentlich der Hauptgrund, warum ich wollte, dass Annie Andrews Zimmer bekommt. So bemerkt niemand, dass sie nicht in ihrem Zimmer schläft. Würde ihr Zimmer unten sein, hätten die Adleraugen und -ohren meiner Band sie definitiv schon erwischt, wie sie die Treppe nach oben wollte und sie dann wie immer ausgequetscht. Die schöpfen so ja schon genug Verdacht.

Na ja, gut, ich bin ein bisschen vom eigentlichen Thema abgeschweift. Also lag ich nun seit über sechs Stunden hellwach, aber trotzdem totmüde, neben meiner wundervollen heimlichen Freundin und beobachtete sie wie irgendein Stalker. Okay, ich gebe es ja zu! Ich beobachte sie nicht, ich starre. Aber wie soll ich auch nicht? Selbst wenn ihre in Bann ziehenden Augen geschlossen sind, schafft sie es mich zu fesseln - wohlbemerkt im Schlaf. Sie tut rein gar nichts und trotzdem bin ich begeistert davon. Wie schon gesagt, ich frage mich echt, ob diese Franzosen blind waren! Das kann doch nicht sein, dass keiner von denen irgendwas von ihr wollte und sie mal auf ein Date eingeladen hat. Eindeutig, Franzosen sind blind! Oder sind sie zu doof, um zu checken, dass es keine bessere, schönere, schlauere (und was weiß ich alles noch) Frau auf dieser Welt gibt?

Sorry, ich bin schon wieder vom Thema abgekommen. Na ja, der Tourbus kam vor circa sechs Minuten zum Stillstand und in Anbetracht dessen, tippe ich darauf, dass wir angekommen sind und nicht an irgendeiner Ampel stehen. Aber Annie schläft immer noch so friedlich, dass ich sie einfach nicht wecken möchte.

Wenn ich richtig gehört habe, sind die Busbewohner von unten schon ausgestiegen. Das Konzert in Miami ist erst am Mittwoch, deshalb wohnen wir für die Zeit im Deauville Beach Resort und verbringen unsere zwei Off-Days hier.

"Shawn? Annie? Seid ihr wach?", kommt es plötzlich leise durch meine geschlossene Zimmertür. Kurz erschrecke ich, erkenne dann aber die Stimme meines Managers. Ich dachte schon, einer aus der Band hätte gemerkt, dass Annie nicht in ihrem Bett liegt und es noch nicht einmal benutzt hat.

Ich rolle mich leise, darauf  bedacht meine Freundin nicht zu wecken, aus dem Bett und gehe zur Tür, die ich ebenso leise öffne und sie hinter mir wieder schließe, nachdem ich auf der anderen Seite angekommen bin.

Silence with you - a Shawn Mendes ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt