||Kapitel 59|| Annie

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Um zehn vor acht klingelte mein Handywecker und ich öffnete übermüdet meine Augen. Es war eine ganz schön blöde Idee an einem Sonntag Abend "auszugehen". Auch wenn ich nichts getrunken hatte, ging es mir heute Morgen echt beschissen. Ich hatte starke Unterleib- und Rückenschmerzen und schlecht geschlafen. Shawn hat bestimmt einen reudigen Kater, wenn er wach wird.

Ich befreite mich mühselig aus Shawns Armen, die er im Schlaf um mich gelegt hatte. Er war nicht von meinem Wecker wachgeworden, also wollte ich ihn auch jetzt noch nicht wecken, indem ich aufstand. Ich wollte ihn noch ein bisschen schlafen lassen, schließlich muss er mich zwar ins Büro fahren, aber er war ja schneller fertiggemacht als ich.

Ich ging als erstes auf die Toilette, um meinen Tampon zu wechseln und mir die Zähne zu putzen. Danach stieg ich wie gewohnt unter die Dusche. Meine Haare wusch ich auch, denn ich hatte das Gefühl, dass ich meine luftgetrockneten Locken nie wieder auseinander bekommen würde, wenn sie nicht mit Wasser und Spülung bearbeitet wurden. Wenn jemand seine glatten, dünnen Haare gegen widerspenstige, lockige tauschen möchte, kann er sich gerne bei mir melden.

Nachdem ich aus der Dusche stieg, wickelte ich mich in ein großes Handtuch und föhnte meine Haare erst einmal trocken und relativ glatt, bevor sie überhaupt eine Chance hatten, sich zu locken und zu verknoten. Als ich diese Hürde auch überquert hatte, verließ ich das Badezimmer nur, um auf die Uhr zu schauen. Es war erst zehn nach acht. Also ging ich zurück vor den großen Badezimmerspiegel und legte ein dezentes Makeup auf.

Meine Kleidung für meinen ersten Arbeitstag hier in Toronto hatte ich mir zum Glück gestern schon herausgelegt, bevor wir zu Brian sind. Ich lies mein Handtuch, was bis gerade eben um meinen Körper gewickelt war, fallen und schlüpfte in meine Spitzenunterwäsche. Dann zog ich meine weinrote Bluse an und stopfte sie vorne in den schwarzen Rock. Ich wollte heute, an meinem ersten Tag, einen guten Eindruck hinterlassen.

Schließlich ging ich zu meiner großen Handtasche und suchte darin mein rotes Brillenetui. In den letzten Tagen hatte ich meine Brille nie auf, weil ich keine wirklich erwähnenswerte Seeschwäche habe, aber da ich im Büro wohl vieles lesen musste, wollte ich meinen Augen keine Qualen antun. Ich packte einen Collegeblock, meinen Lieblingskulli und mein Handy in die Handtasche und ging dann so hinunter in die Küche.

In den Schränken suchte ich nach einer Packung Aspirin oder anderen Kopfschmerzmitteln für Shawn und setzte ihm einen Kaffee auf. Ich denke, den kann er heute gebrauchen. In meine Thermoskanne, die ich zu Weihnachten letztes Jahr von Liz bekommen hatte, füllte ich mir heißes Wasser, was ich auch aufgesetzt hatte und hing zur Feier des Tages keinen Teebeutel mit schwarzem Tee hinein, sondern den, den Shawn mir mit dem Namen "Die erwachende Sonne" vorgestellt hatte.

Meine Handtasche und meine Thermoskanne ließ ich in der Küche stehen, ging aber mit Aspirin, Kaffeetasse und zwei Blueberry-Muffins wieder nach oben, um Shawn zu wecken. Es war fünf vor halb neun und ich wollte an meinem ersten Tag schließlich nicht zu spät kommen.

Ich ging durch die geöffnete Zimmertür und stellte alles, was ich von unten mitgebracht hatte, auf Shawns Nachttisch. Ich setzte mich neben seinen schlafenden Körper auf die Bettkante und strich ihm sanft die braunen Locken aus dem Gesicht. Er lag auf der linken Seite und hatte seinen Kopf zu mir gedreht, sodass ich sein Tattoo hinter dem rechten Ohr bewundern konnte. Er hatte so viele schöne Tattoos, die alle eine Geschichte erzählen.

Ich strich verträumt über die schwarze Tinte, die ein "A" hinter seinem Ohr formte. Ich beugte mich zu der Stelle und drückte einen Kuss auf das Tattoo. Gerne würde ich jetzt "Aufstehen, mein Schatz" oder ähnliches in sein Ohr hauchen, doch diese Kunst blieb mir leider verborgen. Also musste ich mir mit anderen Mitteln helfen. Ich strich ihm also leicht über den nackten Oberkörper, die drei Tattoos an seinem rechten Arm und hauchte ihm einen weiteren Kuss auf die Wange.

"Noch fünf Minuten, Mama", grummelte er plötzlich, was mich zum Grinsen brachte. Karen weckt ihren Sohn also mit Küssen auf die Wange, ja? Ich wusste ja schon, dass sie sehr liebevoll ist, aber das hätte ich jetzt nicht gedacht.

Als ich ihm einen Kuss auf die Lippen gab, wurde ihm wohl auch bewusst, dass es nicht seine Mum war und er öffnete schlagartig seine Augen, die er dann aber schnell wieder schloss und das Gesicht schmerzvoll verzog. Sag ich doch, Kater. Aber gut, dass er eine so nette Freundin hat, die schon eine Aspirin und Kaffe dabei hat.

Er öffnet noch einmal langsam seine Augen und sieht mich an. Shawn setzt sich langsam ein bisschen im Bett auf und seufzt glücklich auf, als er Aspirin, Kaffee und Muffin auf seinem Nachttisch entdeckt.

"Oh mein Gott, Annie, du bist echt ein Schatz!" Er zieht mich zu sich und gibt mir noch einen weiteren liebevollen Kuss. Dann nimmt er sich sofort die Tablette und die Kaffeetasse und schluckt das Schmerzmittel. Ich nehme mir einen der beiden Muffins, mache das Papier ab und beiße hinein.

Wow, wie machen Muffins das, dass sie immer so gut schmecken?

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Silence with you - a Shawn Mendes ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt