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"Steh auf schnell, die Polizei ist hier. Du musst zu ihnen, bevor er dich erwischt", ruft sie eilig und löst meine Fesseln, danach legt sie mir einen Mantel über den Körper, der mit nichts als einem aufgerissenem Slip bekleidet ist.

Misstrauisch betrachte ich ihre Hand, die sie mir auffordernd hinstreckt.
Das ist gar nicht so einfach, da mein linkes Auge angeschwollen ist und sich kaum öffnen lässt.

"Wieso hifst du mir", meine Stimme ist vom Schreien heiser und brüchig und mein Hals tut tierisch weh.

Ich müsste nicht mal in den Spiegel sehen, ich weiß das er grün und blau ist.

Er hatte mich zur Bewusstlosigkeit gewürgt, als ich versucht hatte mich zu wehren.

"Ich mag dich, es ist falsch was er getan hat und jetzt steh auf und komm", fordert sie abermals.

Ich stehe auf.

"Woher weiß ich das das keine Falle ist?".

Ich laufe ihr wackelig hinterher aus dem Raum.
Alles ist besser, als weiter dort drin zu sitzen.

Sie dreht sich um und grinst fröhlich.

"Weil ich die Bullen gerufen habe", Worte die sie ganz schlicht ausspricht, doch mir stockt das Herz.

"Wieso? Er ist Familie", frage ich erneut.

"Wie gesagt, ich mag dich. Er ist ein Arschloch und seitdem das mit deinen Eltern und dir passiert ist, ist er noch viel schlimmer geworden", in ihrem Plauderton hört sich das alles nicht mal schlimm an.

Meine Eltern.

Tränen steigen in meine trockenen Augen und brennen dort, meine Sicht verschwimmt doch keine Träne verlässt meine Augen.

Vermutlich hat mein Körper dafür weder die Kraft, noch die nötige Flüssigkeit.

Lilace stößt die Tür am Ende des Ganges auf und späht hinein.

Dann dreht sie sich zu mir um.

"Egal was du gleich siehst, denk an deine Familie, okay? Achte auf nichts von dem was du hörst und siehst",trichtert sie mir ein und meine Hände beginnen stärker zu zittern, als zuvor.

Ich nicke.

"Gut, du wirst hier rauskommen, hörst du.
Und dann wirst du leben, ich will das nicht umsonst getan haben" sie sieht mich durchdringend an.

Als ich ihr nicht antworte, ergreift sie wieder das Wort und zischt,"Hast du gehört, verspricht es mir. Ich will das du lebst und das du eine Familie gründest. Hörst du was ich sage?
Verspricht es mir".

"I.. Iich verspreche es", antworte ich ihr, sie sieht erleichtert aus und nickt.

Aus unseren Unterhaltungen weiß ich das sie gerade mal ein Jahr älter als ich ist und außer dieser Bestie niemanden mehr hat.

Sie war die einzige, die noch zu mir gelassen wurde, neben ihm.
Lilace musste sich um meine Verletzungen kümmern, hat mich gewaschen, wenn ich es nicht konnte und hat mir zu essen gegeben.

Aber dennoch die ist seine Tochter.

"Lilace bleib stehen", ich zucke zusammen und mache mich klein.

Er steht da.
Vor uns, eine Pistole auf Lilac gerichtet die vor mir steht.

"Geh zur Seite Mädchen", knurrt er sie an und entsichert die Waffe in seiner Hand.

"Nein", sie spricht fest und straft den Rücken.

"Ich habe gesagt, geh zur Seite", die letzten Worte brüllt er und ich wimmere auf.

Lilace bleibt an Ort und Stelle stehen, ich bin nicht in der Lage etwas zu machen und in einer Schockstarre gefangen.

In meinen Ohren klingelt es, alles scheint in Zeitlupe zu geschehen.

Aus den Augen Winkel sehe ich, wie uniformierte auf uns zulaufen.

Dann nehme ich am Rande war das Lilac sich noch weiter vor mich stellt und meine linke Hand ergreift.
Das Nächste, das ich mitbekomme sind mehrere, aufeinanderfolgende Schüsse und wie Lilace in meine Arme zurück stolpert und ihre Hand in meiner schlaff wird.

Ich habe nicht die Kraft sie zu halten und wir sinken beide auf den Boden.

Bestürzst sehe ich wie aus ihrem Bauch und ihrer Brust Blut austritt.
Aus Reflex presse ich meine Hände auf die Wunden.

Nun läuft alles ganz schnell ab.

Die Polizisten entwaffnen ihn und schleifen ihn weg, er wehrt sich und droht mir und den Beamten.

Andere kommen auf uns zu geeilt und jetzt kommen auch Sanitäter hinzu.

Lilace wird mir aus den Armen genommen, ich versuche mich an ihr festzuhalten, sie ist die einzige die ich hier kenne.

Ein Mann greift nach meinen Armen und in mir steigt Panik auf.

Ich will, ich muss zu Lilace.
Muss bei ihr bleiben.

"Nein".

Nein.

Bitte", flehe ich, doch meine Stimme ist zu leise.

Jetzt entfliehen sich doch Tränen meinen Augen, Sanitäter kommen zu mir, sehen sich meinen Hals an und Tasten ihn ab.

Ich spüre wie mir wieder etwas warmes den rechten Arm runter läuft und hebe die Hand, sie ist voll mit Blut.

Von dem Sturz muss meine Wunde, an der Schulter, wieder aufgegangen sein.

Das Gute wenn man unter Schock steht ist, dass man keinen Schmerz fühlt.

Ich werde hoch gehoben und aus dem Gebäude getragen.

Es ist so hell, daß ich meine Augen verdecken muss.

Ich höre komisches Klicken und rufe.

Ich riskiere einen vorsichtigen Blick und sehe Menschen, viele Menschen.

Wieder überkommt mich Panik, als ich erkenne das das Klicken von Kameras kommt.

Im Krankenwagen werde ich auf die Liege gelegt und bekomme irgendwas in den Arm gespritzt.

Ich sehe mich um.

Noch immer erkenne ich nicht viel, doch da kommt jemand auf mich zu, ich zucke zusammen, als ich merke wie der Mantel auseinander gezogen wird.

Ich greife, nach dem erst Besten, was ich finde.

"Lilace", frage ich panisch, sie ist das Einzige, was mir jetzt Sicherheit schenken kann.

Meine Sicht wird immer undeutlicher und dunkler, mein Mund wird trocken und ich kann meinen Kopf nicht mehr halten und lasse ihn zurück fallen.

Dann bin ich weg.

Complicated Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt