~32~ (2)

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Wieder würge ich.

„Na na meine Hübsche", er spricht in einer Art Singsang und streicht sich über die Wange.

„Blake, geht es dir gut?", Dads Stimme klingt verwaschen, als würde er nicht ganz wach sein.

‚Monteano' fährt zu ihm herum.

„Was hatten wir über's ungefragte Sprechen gesagt?", er macht eine weitere Handbewegung.

Die Männer an seiner Seite festigten sichtlich ihren Griff und ein weiterer geht auf ihn zu. Er hielt etwas in der Hand, doch ich kann nicht erkennen was es ist. Erst als er Dads Mund auf zwingt, begreife ich, dass es eine Zange ist.

Dad versucht sich zu wehren, bekommt dafür jedoch nur ein Schlag ins Gesicht. Ein unangenehmes Geräusch, dann noch mehr Blut das aus seiner Nase fließt und sein Kopf klappt nach vorn. Der Mann mit der Zange reißt ihn wieder nach oben, öffnet erneut seinen Mund und setzt die Zange an, dann reißt er seinen Arm zurück und der Zahn, gefolgt von einer Menge Blut, verlässt den Körper meines Vaters.

Ich stoße ein schwaches Wimmern aus und neben mir höre ich ein Kichern.

Dem macht das echt riesigen Spaß.
Wie kann man nur so krank sein?

Mein Dad kann nur eines Röcheln ausstoßen und fällt, wie der Sack in dem er vorher steckte, in sich zusammen als die Männer ihren Griff von ihm lösen.

‚Monteano' dreht sich mit einem befriedigten Lächeln wieder zu mir.

„Wo waren wir zwei hübschen gerade?"

Er kommt wieder auf mich zu und beugt sich noch ein bisschen tiefer, um mir in die Augen sehen zu können.

„Du bist wirklich eine Schönheit, eigentlich warst du für die nächste Ladung an Mädchen gedacht aber ich denke ich behalte dich lieber selbst. Also meine kleine Rose auf welche Weise würdest du deinen Vater am liebsten sterben sehen hm?
Ah verstehe, ich gebe dir ein paar Ideen zur Interpretation. Wir Könnten ein kleines Feuer legen oder wir binden ihn Steine an die Füße und werfen ihn in den See. Wenn dir das zu harmlos ist, können wir ihn auch Ausweiden oder wir sehen wie er auf verschiedene Stärken von Stromschlägen reagiert.
Und, schon etwas gefunden was dich anspricht?", das alles sagt er in einem so freundlichen Ton, als würde er von seinem letzten Besuch in einem Aquarium erzählen und jetzt die ganzen Tiere aufzählen, die er gesehen hat.

Noch immer bringe ich nichts zustande, außer das Tränen weiterhin ungehindert aus meinen Augen fließen und dazu noch meine Nase läuft.

Jetzt betrachtet er mich mitleidig und winkt mit einem Arm. Schon wird ihm ein Tuch gereicht und er beginnt mein Gesicht abzuwischen.

Mir wird ganz schlecht.

„Ok mein Röschen, dann werde ich das für dich entscheiden müssen. Oder nein besser noch, wir sollten die Entscheidung Pablo überlassen, in wird es nämlich gar nicht freuen, wenn ich ihm sage, dass er dich nicht zum vernaschen haben darf. Außerdem ist er in solchen Sachen immer noch am kreativsten von uns allen", bei seinen letzten Worten schenkt der mir einen ironisches Grinsen, das seiner Worte Lügen straft.

„Boss?", fragt der Unheimliche neben mir, Pablo anscheinend.

Seine Stimme verrät, wie unglücklich er über die Entwicklungen hier ist.

Ich habe Schwierigkeiten dem folgenden Gespräch der beiden zu Folgen, mein Kopf scheint plötzlich explodieren zu wollen. Einen solch drückenden Schmerz habe ich noch nie verspürt.

„Sie gehört mir, merk dir das", ist das letzte was ich doch noch von der Unterhaltung mitbekomme und dieser Pablo wirft mir einen hasserfüllten Blick zu, bevor er sich abwendet und zu meinem Vater stiefelt.

Dieser versucht sich vergeblich aufzurichten, was zum Teil an den Fesseln liegen kann, zum anderen aber auch an seinen Verletzungen.

Pablo packt in am Hals und fängt an ihn zu würgen.

Ich möchte Schreien.
Warum muss das uns passieren? Womit haben wir das verdient?

Und während ich weiter dabei zusehen muss wie mein Vater langsam blau anläuft und nichts, rein gar nichts, tun kann um ihm zu helfen, fängt dieser Pablo an zu Lachen. Weitere Männer steigen mit ein. Mein Blick wandert hektisch zu ‚Monteano', dieser lehnt sich zufrieden zurück und betrachtet das Schauspiel vor sich.

Panisch lasse ich meinen Blick weiter umher ziehen, auf der Suche nach Rettung, doch da ist nichts nur ein Kreis aus Männern und Schwärze.

Als wäre die Welt in Farbe getunkt, nicht ein Licht in der Ferne.

Hoffnungslos sehe ich wieder zu Dad.

Seine Augen sind auf mich gerichtet, doch ich sehe das er langsam das Bewusstsein verliert.

Nein, das darf einfach nicht sein.

Ich muss ihm noch so Vieles sagen. Es gibt noch so Vieles, was wir zusammen erleben müssen.
All die Momente, über die wir noch zusammen lachen müssen, seine schlechten Witze. Die Art, wie er Mom immer angesehen hat.
Mom.

Sie hatte ich schon verloren.
Ihr Lachen, ihre Fürsorge, ihr Liebe zu uns. Ihre Liebe zu Dad.

Und Dad, der mich nun zum letzten Mal sehen kann. In diesem Moment weiß ich das es keine Hoffnung für uns geben wird, wir werden Beide noch heute Nacht sterben.

Das Gesicht ist nun in einem dunklen Lila, Adern an den Stellen seines Gesichts, die man noch sehen kann, treten stark hervor und seine Augen laufen rot an.

Mit entsetzten sehe ich dabei zu, wie auch noch das letzte Zeichen von Leben in seinen Augen erlischt und sein Blick glasig wird. Sein Blick gehe nun durch mich hindurch. Nichts lässt mehr erkennen, dass er zuvor noch in meine Augen geblickt hat, als wären sie das Letzte das ihm noch Halt geben konnte.

Mein Dad war tot. Genauso wie meine Mom.
Und innerhalb von wenigen Minuten bin ich zu einer Weisen geworden.

Jetzt ist es eh egal, was sie mit mir machen wollen. Was sollte ich noch in einem Leben ohne meine Eltern, ohne ihre Liebe, ohne ihren Zuspruch.

Jetzt war nicht mehr nur mein Körper betäubt, auch meine Gedanken und meine Gefühle.

Irgendwo vernahm ich Stimmen, auch Welche, die zu mir sprachen. Doch es war mir egal, mir war jetzt alles egal.

Ich sah ein Auto heranfahren, die Leichen meiner Eltern wurden gepackt und in den Kofferraum geschmissen. Plötzlich fielen meine Arme nach unten und der Rest meines Körpers schlug wenige Sekunden später auf dem Boden auf.

Es war Egal, der Schmerz war egal, das Blut auf dem Boden, die Kälte in meinen Knochen.

Dann befand ich mich in der Luft, mein Blick in den Himmel gerichtet und da waren sie.... Sterne.
Mom liebte Sterne.

„Eine schöne Nacht".

Eine schöne Nacht.
Ihr Worte verhallten in meinen Gedanken.

Dann viel mein Kopf zur Seite und ich sah in die leeren Augen meiner Mutter. In der Mitte ihrer Stirn ein Loch, aus dem noch immer Blut zu kommen schien.

Mom.

Auch ihr wollte ich noch so Vieles sagen.

Mom.

~

„In Ordnung Blake, ich denke das genügt fürs Erste", sanft, ohne sich zu schnell zu bewegen, hält mir die Polizistin ein Taschentuch hin.

Erst jetzt merke ich das ich stark schluchze.

Noch einmal musste ich erleben, wie meine Eltern sterben.

Auf ein Neues wird mir klar, dass ich sie nie wieder sehen werde, ihnen nie mehr sagen kann wie sehr ich sie liebe.

Mich nie dafür entschuldigen kann, dass sie in jener Nacht gestorben sind und ich überlebt habe.

Complicated Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt