~22~ [Cole]

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Geschockt sehe ich auf die Stelle, an der sie aus der Tür verschwunden ist.
Ich höre sie in der Küche, Wasser fließt, danach klappert etwas. Auch ihre Brüder sitzen schockstarr auf der Couch.

"Ich weiß nicht was ich sagen soll", bricht Malo unserer Schweigen, ich nicke benommen.

Allerdings.
Keine Ahnung wie ich darauf reagieren soll.

Plötzlich bin ich wieder bei klarem Verstand.

Ich springe auf, Aiden und Ethan sitzen noch immer wie geprügelte Hunde auf den Polstern des Sofas, schnellen Schrittes gehe ich durch die Tür Richtung Küche.

Im Durchgang zur Küche bleibe ich stehen, lasse ihren Anblick auf mich wirken.
Mich überkommt eine solche Traurigkeit, eine, von der ich nicht einmal wusste sie fühlen zu können.

"Es tut mir leid", meine Stimme ist leise und brüchig.

Sie hält in ihrer Bewegung inne und versteift ihre Schultern noch mehr als zuvor.
"Ich will dein Mitleid nicht", ihre Stimme ist Tränen erstickt.

Ich gehe einige Schritte auf sie zu und sie dreht sich um.

Dort wo Tränen ihre Wangen berührt haben, bilden sich rote Flecken und dennoch, sie ist wunderschön.
Ich setzte mich in Bewegung, noch bevor ich beschließe es zu tun.

Ich ziehe sie in meine Arme und sie klammert sich an mich.

"Du musst mich jetzt verachten", schluchzt sie und ich drücke sie ein Stück weg, um ihr in die Augen sehen zu können.

"Du bist der stärkste Mensch, der mir je begegnet ist. Ich könnte dich niemals verachten und wie wir schon festgestellt haben, Ich. Liebe. Dich.
Und egal was passiert ist oder noch passiert, ich stehe hinter dir.
Immer" sage ich ernst und sehe sie eindringlich an.

Weitere Tränen lösen sich aus ihren Augen und sie schluchzt leise auf, bevor sie sich wieder an mich drückt.

"Ich habe es jetzt erkannt, weißt du? Das du es warst. Du hast dich von der ersten Sekunde an in meinem Leben festgesetzt und mich dazu gebracht, all das was ich jetzt empfinde wieder zu fühlen.
Dafür will ich dir danken", murmelt sie leise in mein T-Shirt, sodass ich Probleme habe sie zu verstehen.

Sanft streiche ich über ihren Rücken, genieße die Wärme die von ihr ausgeht und weiß, wenn sie an meiner Seite ist, kann ich mit allem fertig werden.

Es ist für mich nicht wichtig was in ihrer Vergangenheit geschehen ist, na gut es ist schon wichtig aber was ich meine ist, sie hat so viel durch gemacht und nie aufgehört zu kämpfen.

Sie ist stärker als sie selber zu sein glaubt, ich kann es sehen und ich bin mir sicher alle anderen sehen es auch.
Nur sie nicht.
Sie denkt sie ist verdorben, doch das ist sie nicht, sie ist strahlen und rein.

Oh man, hört sich das kitschig an.
Ich habe mich in dieses Mädchen verliebt.
Schon damals im Park als ich in ihre Augen gesehen habe und dann nach und nach in ihr Feuer, ihre Geheimnisse und selbst in die Teile, die sie so angestrengt zu verbergen versucht hat.
Ich liebe jede einzelne Narbe, jeden Quadratmeter ihrer Haut.

Ich bin ihr verfallen mit Haut und Haar und jetzt, da ich die Wahrheit kenne, liebe ich sie nur umso mehr.

Sie weint nicht mehr, lässt sich nur noch von mir halten. 

"Ich liebe dich Blake", fasse ich das Ganze, was ich für sie empfinde zusammen.

Sie erwidert nichts, doch das muss sie auch nicht.

Bevor sie mögliche Gefühle für mich zulassen kann, muss sie erstmal zu sich selbst zurück finden, das weiß ich.
Ich bin bereit ihr dabei zu helfen und für sie da, wenn sie mich braucht.

Ich werde auf sie warten, egal wie lange das auch dauern mag.

Complicated Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt