~1~ [Blake]

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"Ruf an, wenn du noch irgendwas brauchst. Wirklich, wenn was ist, ruf uns oder deine Brüder an" fügt meine Tante Carol mit einem besorgten Blick hinzu, streicht mir über's Haar und drückt mir zum Abschied noch einen Kuss auf die Wange.
Ich werde sie nicht anrufen, das weiß ich jetzt schon. Aber ich muss es ihr ja nicht sagen. Ich winke ihr hinterher und mache mich, nachdem sie außer Sichtweite ist, auf den Weg zum Sekretariat.

Als ich dort ankomme herrscht reges Treiben. Wie es aussieht muss ich wohl noch ein wenig Geduld haben, denke ich und setze mich auf einen der gepolsterten Stühle, die vor dem Sekretariat stehen. Er ist erstaunlich bequem.
Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und tippe eine kurze Nachricht an meine Brüder.
Schließlich werde auch ich aufgerufen. Ich gehe zur Anmelde und die Schulsekretärin begrüßt mich mit einem freundlichen Lächeln, das mich ein wenig an das meiner Tante erinnert, denn es ist genauso warm und herzlich.
Ich fülle einige Papiere aus und bekomme dann meinen Stundenplan, eine Bücherliste von den benötigten Fachbüchern und einen Lageplan der Schule ausgehändigt. Es ist schon ziemlich spät und ich beschließe gleich zu meinem ersten Kurs zu gehen und mich nicht erst ein wenig in der Schule umzusehen.
Dazu habe ich später immerhin noch genug Zeit.

Ich orientiere mich an dem Lageplan und komme an den Toiletten, den Fachräumen für Englische Literatur und denen für Mathe vorbei. Ich habe in der dritten Stunde Mathe bei Mr. Jefferson und bin froh zu wissen wo der Raum ist. Nach einigem hin und her, dem ständigem Ausweichen, um nicht in andere Schüler rein zu rennen, finde ich endlich den Raum, den ich gesucht habe.
Es ist der Fachraum für Kreative Kunst.
Genau in dem Moment als ich den Raum erreiche klingelt es und nicht eine Sekunde später steht schon eine Frau mittleren Alters neben mir und lächelt mich an.
"Du musst die neue Schülerin Blake Scott, die Schwester von Ethan und Aiden sein. Ich bin Mrs.Anderson deine Lehrerin in Kunst und in Geschichte. Du wirst mich also öfter mal ertragen müssen.
Nun komm, ich stelle dich der Klasse vor".
Vor diesem Satz habe ich mich gefürchtet. Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen und in dem Wissen zu sein, dass alle Aufmerksamkeit auf mir liegt. Früher hatte ich kein Problem damit, es hatte mir da zwar auch nicht sehr gefallen aber es war wenigstens einfacher gewesen. Das hat sich vor 2 Jahren geändert, an dem Tag, an dem ich meinen Eltern beim Sterben zusehen musste und mit dem Wissen nichts dagegen tun zu können. Ich erinnere mich noch genau an den Klang in ihren Stimmen, als sie ihre letzten Worte an mich gerichtet hatten. An die Verzweiflung und die Wut in den schönen grünen Augen meiner Mutter.
Ich habe genau die gleiche Augenfarbe wie sie.

"Das ist ihre neue Mitschülerin Blake Scott. Herzlich willkommen Blake. Ich hoffe, sie werden hier schnell Anschluss finden! Dort hinten, neben Miss Collins ist noch ein Platz frei. Setzten sie sich!". Damit holt mich Mrs. Anderson aus meinen trüben Gedanken.  Ich habe einen Kloß  im Hals. Es fällt mir schwer, meine neutrale Miene beizubehalten und hoffe niemand hat mich so genau angeguckt, um etwas zu bemerken. Mrs. Anderson lächelt mir nochmal aufmunternd zu. Ich frage mich unwillkürlich ob sie etwas über den Vorfall vor zwei Jahren gehört hat. Sie kennt immerhin auch meine Brüder. Egal es bringt mir nichts noch weiter darüber nachzudenken. Ich gehe zu dem mir zugewiesenen Platz und setzte mich neben ein blondhaariges Mädchen mit freundlicher Ausstrahlung. Sie lächelt mich an und ich lächle zurück. Ich habe das unbestimmte Gefühl wir würden Freundinnen werden.

Ich erfahre im Laufe der Stunde, dass sie April heißt, einen Kater Namens Olli und einen jüngeren Bruder hat. Ich beschließe, dass ich April mag. Sie ist witzig und von fröhlicher Natur. Also genau die Portion Leben, die ich jetzt gebrauen kann.
Der Tag vergeht wie im Flug. Ich habe mich hauptsächlich auf den Unterricht konzentriert und in den Pausen mit April geredet. Wir verstehen uns wirklich gut. Die anderen Schüler habe ich kaum beachtet. Klar habe ich die neugierigen Blicke auf mir gespürt, bin aber nicht darauf eingegangen.
Dazu war ich mit meinen eigenen Gedanken viel zu beschäftigt.
Ich schimpfe im Geiste selbst mit mir, dass ich mich so von meiner Vergangenheit beeinflussen lasse. Meine Therapeutin meinte, es wäre normal auch im Alltag daran zu denken, ich solle mich nur nicht von den Geschehnissen meiner Vergangenheit bestimmen und überwältigen lassen, ich solle immer die Oberhand behalten. Und genau das tue ich. Die Oberhand behalten über mich und über meine Gedanken, auch wenn sich das als schwierig herausstellt.

Am Nachmittag treffe ich mich mit meinen beiden Brüdern, die mir beim Einräumen meiner Sachen in das Haus, das ich mir gekauft habe, helfen wollen. Sie waren heute nicht in der Schule oder zumindest habe ich sie nicht gesehen, was ich schade finde, denn ich hätte Unterstützung gebrauchen können.
Kaum das wir uns sehen liegen wir uns auch schon in den Armen. Wir sind Drillinge, wobei meine Brüder genau gleich aussehen und ich wie eine weibliche Ausgabe von ihnen mit Brüsten, langen Haaren, aber denselben ein wenig abgerundeten Gesichtszügen. Jeder der uns sieht erkennt sofort, dass wir Geschwister sind.
Bei unserer Geburt kam Aiden als Erster auf die Welt, dann Ethan und dann ich und obwohl ich nur zwei Minuten länger als Aiden im Bauch unserer Mutter war, wurde ich zu dem Nesthäkchen und der kleinen Schwester, die von ihren großen Brüdern beschützt werden muss.

Mom sagte immer, ich sei vielleicht als Letzte auf die Welt gekommen aber ich war als erstes voll entwickelt.
Wir waren eine Frühgeburt und meine Brüder mussten danach noch auf die Früchenstation, nur ich nicht, nein ich erfreute mich bester Gesundheit.
Dad sagte mir mal, dass ich, als ich auf die Welt kam und in seine Arme gelegt wurde, angefangen habe zu lächeln.
Zu lächeln! Ist das zu glauben?
Während meine Brüder im Hintergrund geschrien haben, lag ich still und neugierig in den Armen unseres Vaters und lächelte ihn an.
Er sagte immer, er schwört bei seinem Auto, welches ihm sehr viel bedeutete, er würde nicht lügen und es sei genau so passiert.

Wie dem auch sei....

Am Abend schauen wir uns zusammen noch einen Film an, bevor sich meine Brüder auf den Weg zu ihrer WG machen und versprechen, mich morgen in der Schule noch ein wenig herum zu führen.
Als sie weg sind gehe ich nach oben und mache mich bettfertig, in der nicht allzugroßen Hoffnung diese Nacht von Alpträumen verschont zu bleiben.

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Wie aufregend meine erste Story hier auf Wattpad.♡

Hoffe das erste Kapitel gefällt euch und ihr wollt erfahren wie es weiter geht.

Was ist ihren Eltern zugestoßen und warum musste Blake ihnen beim sterben zusehen?

Ich freue mich immer über Verbesserungsvorschläge und auch vor Kritik schrecke ich nicht zurück.

Also immer raus damit und viel Spaß beim Lesen. ☆

Complicated Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt