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„Können sie uns erzählen, was in jener Nacht vorgefallen ist?", die dunkelhäutige Polizistin sah mich mit einer Mischung aus Mitleid und geschäftiger Professionalität an.

Ich nickte, versuchte die Erinnerungen hervorzurufen ohne erneut zusammen zu brechen.

Es war jetzt zehn Wochen her, dass man mich aus dem Loch geholt und vor Ihm gerettet hatte. Die Person, der ich das zu verdanken hatte, lag noch immer auf der Intensivstation und die Ärzte zweifelten mittlerweile daran, ob sie je wieder aufwachen würde. Am meisten hatte mich die Nachricht, sie hätte mich zu ihrem Notfallkontakt und Vormund in allen Belangen ernannt.

Sie kannte mich doch gar nicht.

In meiner Brust zog sich etwas zusammen und ich spürte, wie so oft in den letzten Wochen, ein Brennen in meinen Augen. Die Arme hatte ich um meinen Körper geschlungen, noch immer tat mir einfach alles weh und ich fühlte eine dumpfe Taubheit in meinen Fingerspitzen.

Die aus der Klinik hatten mich nur her gelassen, um meine Aussage zu machen und dementsprechend konnten sie mich nicht, wie sonst, einfach Ruhigstellen und in meinem Zimmer verkommen lassen.

Die Aussage wäre dann schließlich nicht rechtlich, da ich auf Schmerzmitteln wäre.

Immer wenn in den ersten Wochen ein Arzt zu mir kam, hatte ich eine Panikattacke bekommen und sie hatten mich betäubt. Nie sind sie auch nur für einen Moment auf die Idee gekommen, mir eine Ärztin zu geben.
Mittlerweile war ich immer an einen Tropf geschlossen und wenn ein Arzt angekündigt war, pumpten sie Medikamente in mich hinein.
Vermutlich wollten die mich abhängig machen.

Ich genoss es, endlich wieder etwas zu spüren. Auch wenn es nur Schmerz und Taubheit war. Alles war besser, als in meinem eigenen Körper und meinen Gedanken gefangen zu sein.

„Blake? Hörst du mich? Erzähle mir was in dieser Nacht passiert ist", ich hatte auf einen Fleck an der Wand gestarrt, doch jetzt blickte ich wieder auf die Beamtin.

Ich räusperte mich und erschauderte, meine Stimme war immer noch sehr rau, teilweise vielleicht noch vom Würgen, teilweise weil ich in den letzten Wochen kaum ein Wort gesprochen hatte.

„Wie .... wir waren gerade aus dem Restaurant gekommen und auf dem Weg zum Auto", ich runzelte die Stirn. Die Bilde waren verschwommen und bargen tief verwurzelten Schmerz.

„Sehr gut, erzähle mir, was ist passiert auf dem Weg. Nimm dir die Zeit die du brauchst, es besteht keine Eile", sie schenkte mir ein Lächeln, das ich nicht erwiderte.

„Wir haben uns über das Treffen unterhalten und Dad hat irgendeinen dämlichen Witz gemacht über den Mom gekichert hat, ich aber nur die Augen verdrehen konnte. Ic...ich weiß nicht genau..... ICh hörte einen Schrei und dann wurde mir Schwarz vor Augen. Ich kann nicht sagen, ob ich selbst oder meine Mutter geschrienen hat".

„Was ist danach geschehen?", fragte sie und nickte immer wieder.

„I... ich weiß nicht genau, als ich auf gewacht bin habe ich nichts gesehen. Es hat einige Momente gedauert bis ich wieder richtig zu mir gekommen bin. Ich weiß nur das es Kalt war, es war kalt", ich verlor mich in den Erinnerung und zwang mich regelrecht dazu weiter laut alles auszusprechen.

~

Ich schreie, meine Mom schreit und Daddy..... Was ist mit Dad?

Ich höre auf zu schreien und versuche angestrengt ein Zeichen von meinem Vater zu hören, doch da war nur Moms schluchzen.

Complicated Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt