Chaostheorie - Nichts kann entstehen ohne Chaos

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Es braucht Zeit
Aufzusteh'n ohne hinzufall'n
Es braucht Zeit
Nach vorn zu schau'n und zurückzuseh'n
Es braucht Zeit
Man selbst zu sein, ohne sich selbst zu verlier'n
So viel Zeit
So viel Zeit

Es braucht Zeit - Marie Bothmer

Gedankenverloren streife ich durch die Straßen zwischen den alten Steinhäusern in denen Licht brennt und aus einigen Stimmen und Lachen nach außen dringt, während der Wind zwischen den Häusern wild umher pfeift und es fast wie eine Melodie klingt.

Der wohlige Geruch von Essen und kühler Meeresbriese mischt sich und lässt mich entspannen. Seit gestern habe ich das Gefühl hier wirklich angekommen zu sein. Die letzten Kartons sind endlich ausgepackt, alle Sachen haben ihren Platz gefunden, ich muss mittlerweile nicht mehr alles suchen, sondern finde meist das Gesuchte beim ersten Versuch. Ich entwickle meine Routinen. Ausschlafen, dann am Morgen eine große Runde Joggen mit Bragi, an Songs arbeiten, zeichnen, einfach in den Tag leben, dann nochmal eine große Runde Gassi gehen, bevor ich mir meist einen gemütlichen Abend mache. Bisher habe ich mich noch nicht allein oder einsam gefühlt. Was mich selbst etwas wundert. Aktuell genieße ich es, dass zu machen worauf ich Lust habe.

Bisher bin ich jeden Abend am Café Ùine vorbei gelaufen, es hatte jedoch schon immer geschlossen, beim letzten Mal hatte Chara uns um 16 Uhr freundlichst raus geschmissen. Seitdem ich die Blumen geschickt habe, habe ich mich nicht mehr getraut bei ihr vorbei zu schauen. Irgendwie kam mir die Idee Blumen zu schicken danach selten dämlich vor. Zudem hatte ich auch das Problem, das wir deutsch miteinander gesprochen hatten. Wenn sie viel in Deutschland unterwegs war, dann wusste sie zudem auch wer ich bin.

Doch heute wollte ich tatsächlich in den Laden. Ich hatte nur notdürftig von zu Hause meine Sachen zum Zeichnen mitgebracht, die Farbe war mittlerweile leer, auch das Papier ging zu Ende.

Wie von selbst hatten meine Beine mich an die kleine Promenandenstraße geführt, zielsicher steuerte ich die Eingangstür an und beschleunigte meine Schritte etwas um keinen Rückzieher zu machen. Das Windspiel erklang als ich die Tür öffnete und herein trat. In dem kleinen Laden war nicht viel los, ein Pärchen stand gerade an der Kasse und wartete darauf bezahlen zu können. Zwei kleine Kinder standen an dem großen Bücherregal und blätterten durch ein Buch.

„Ich bin schon da.", ertönt Charas Stimme, sie tritt aus einem kleinen Nebenraum in den Laden und läuft zielstrebig zur Kasse. Sie trägt eine schwarze Strumpfhose, darüber ein schwarz-grün kariertes Kleid mit Knöpfen, das gerade fällt. Darüber eine weiße Schürze mit Rüschen. Ihre rotblonden Haare hat sie zu einem Knoten zusammengebunden der bei ihren schnellen Schritten auf und ab wippt. Gerade als sie beginnt den Einkauf der beiden abzurechnen, blickt sie nach oben und sieht mich direkt an. Kurz hält sie in ihrer Bewegung inne, ihre blauen Augen fixieren mich, ohne das ich die Möglichkeit habe auch nur irgendetwas in ihrem Blick zu erkennen. Dann setzt sie ihre Arbeit fort. So als wäre nichts gewesen. Noch immer stehe ich da und sehe zu ihr. Erst als die Kasse ein lautes 'Bing' von sich gibt und sich öffnet, kommt auch wieder Bewegung in meinen Körper und ich drehe mich schnellen Schrittes zu den Regalen in denen ich alles zum Zeichnen finde.

„Na Chaoskönig. Suchst du was Bestimmtes?", höre ich ihre Stimme, die plötzlich hinter mir zu sein scheint, was mich ruckartig zusammen zucken lässt und ich mich hastig zu ihr drehe.

„Ähm ja. Hallo.", sagte ich und es klingt genauso dämlich wie wohl auch mein Grinsen sein muss.

„Mit dir hab ich ja gar nicht mehr gerechnet. Danke für die Blumen, sie waren wunderschön, ich hab mich wirklich gefreut. Das wäre nicht nötig gewesen."

„Das freut mich. Ich hab so schnell keinen neuen Blumenstock gefunden und ich dachte mir dann eben so. Mittlerweile sind sie wahrscheinlich schon verblüht, oder?", nebenbei suche ich mir die Farben und Zeichenblöcke aus. Warum ich sie nicht ansehen will während ich mit ihr spreche kann ich mir nicht erklären.