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Was würdest du sagen, würdest du dich freuen?
Würdest du mich warnen, mich von Abwegen holen?
Würdest du mich begleiten oder tust du das schon?
Würdest du mir verzeihen?, so wie ich es nie kann
Würdest du mich befreien und sag wann fängst du an
Alles zu verändern, oder tust du das schon?

Dimi Rompos - Ich wünschte zu könntest das sehen 

Kapitel 16

Was sage ich dazu? Ich habe keine Ahnung was ich dazu sage? Er hat nicht gesagt, dass ich etwas erzählen muss, sondern nur wenn ich mag. Mag ich? Keine Ahnung. Mein Kopf ist so laut.

Ich sehe zu Paddy, erkenne in seinen Augen Hoffnung, also nicke ich zaghaft und sehe wie er sich nach vorne beugt, die Ellenbogen auf die Knie stützt und die Hände aneinander reibt. Bereits eine Millisekunde nachdem er vorhin die Tür geöffnet hatte, hatte ich die fahle graue Haut und die trüben Augen erkannt. Da war nichts mehr von dem, gestehen wir es uns ein, gut aussehenden Mann vom Donnerstagmorgen.

„Ich hab mit Jodie telefoniert." platzt es aus ihm heraus und er atmet einmal lautstark aus. Vielleicht sollte ich mir diese Taktik merken, einfach direkt raus mit der Info.

„Oh, okay. Und wie war das Telefonat?" ich habe meine Teetasse nun abgestellt, sodass ich mich zu ihm drehen kann, auch wenn er noch immer seitlich von mir sitzt, habe ich das Gefühl ich möchte ihn gern im Blick behalten.

„Es war, dass was ich erwartet habe. Ein Monolog aus Entschuldigungen und Erklärungsversuchen. Ich hab es mir so ruhig ich konnte angehört und hab dann am Ende gesagt, dass ihr die Scheidungspapiere per Post zugestellt werden. Und das wenn sie Fragen hat, sie sich gern an meinen Anwalt wenden darf.", höre ich seine Stimme und auch wenn er anscheinend versucht es so sachlich wie möglich rüber zu bringen, hört man die Wut förmlich brodeln.

„Das nenn ich mal ne klare Ansage. Und was hast du dann gemacht?"

Ich sehe wie sich sein Mund zu einem schelmischen Lachen verzieht.

„Eventuell bin ich dann raus an den Strand gerannt, hab wie ein Irrer in die Dunkelheit geschrien, hab wild irgendwelche Steine ins Meer geschmissen und hab so oft in den Sand getreten, dass ich einen halben Sandkasten verschluckt habe. Aber wie gesagt nur eventuell.", grinst er nun und ich muss einmal laut lachen.

„Verstehe, nur möglicherweise. Aber tatsächlich hab ich mich gestern Abend gefragt ob ich da irgendeinen irren Iren am Strand schreien höre, komischer Zufall.", grinse ich zurück und nun muss auch Paddy lachen.

„Ich werd irgendwann in nächster Zeit nochmal nach Deutschland fliegen müssen. Ich muss persönlich anwesend sein beim Notartermin wenn wir das Haus verkaufen. Jodie scheint es nicht haben zu wollen und ich schließlich auch nicht. Soll jemand anders versuchen glücklicher dort zu werden.", die kurze Heiterkeit von eben ist wieder so plötzlich verschwunden wie sie aufgetaucht war. 

„Bist du erleichtert, dass du das Telefonat hinter dir hast?", frage ich und er scheint über meine Worte erst einmal reichlich nachdenken zu müssen. Ich lehne mich ein wenig zurück, ohne dass ich meine Augen von ihm wenden kann und vielleicht auch gerade nicht möchte.

„Ich, also. Darüber hab ich noch nicht nachgedacht, ja ich bin tatsächlich sehr erleichtert. Es ist einerseits natürlich einfach schlimm, dass es soweit gekommen ist und traurig, aber wenn ich ehrlich bin, dann bin ich glücklich. Es hätte nicht so auseinander gehen müssen, aber es war die einzige richtige Wahl.", er nickt und scheint wahrzunehmen, dass es ihm anscheinend wirklich gut zu gehen scheint, so als könne er es sich nicht zugestehen, dass es so wie es ist, gut ist.

„Kann ich dich noch was fragen, Paddy?", spreche ich nach einiger Zeit, die wir beide an unseren Tassen genippt haben. Er sieht zu mir, zwar sind seine Augen noch immer müde, aber die Traurigkeit scheint weniger zu sein und kurz sammle ich meinen Mut zusammen, als ich sehe wie er nickt.

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