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Manchmal sind die Dinge gar nicht so
Wie man sich's vorgestellt hat
Sondern besser
Manchmal ist das Einzige was zählt
Dass ich nicht nachdenke
Sondern vergesse

Rosenstolz - Ich geh in Flammen auf 

Kapitel 14

Seit fast einer Stunde bin ich nun bei meiner allabendlichen Laufrunde unterwegs. Normalerweise hilft es mir beim Gedanken ordnen und abschalten. Doch heute sind sie eher chaotisch, fliegen wild durcheinander. Von Chara, zu Jodie, dann zu Enya, immer wieder kommen Bilder auf. Chara am ersten Tag unserer Begegnung als ich mir kurz dachte was der kleine Zwerg da von mir will. Der kleine Zwerg, der sich als taffe, liebevolle und tiefgründige Frau mit wunderschönen blauen Augen und wilden rotblonden Locken entpuppte. Dann wieder Jodie, die nur den Kopf schüttelte und mir den hundertsten negativen Schwangerschaftstest zeigte. Enya die vor mir sitzt und plötzlich isst. Fia die mir auf dem Rückweg ganz stolz zeigte, dass Bragi auch hört wenn sie Sitz oder Platz zu ihm sagt. Und dann wieder Chara, mit Neil fest an sich gekuschelt, wie ihr der Wind durch die Haare weht und sie friedlich auf ihre kleine Familie schaut. Wie von selbst haben mich meine Füße die letzten Meter getragen und ich stutze als ich noch ein dämmriges Licht sehe im Café Ùine. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es fast neun Uhr ist, eigentlich müsste längst geschlossen sein. Meine Schritte verlangsamen sich, einige Meter bleibe ich entfernt stehen und sehe Chara. Ihre Haare wüst zusammengebunden, eingekuschelt in eine dicke graue Strickjacke sitzt sie da und scheint etwas aufzuschreiben. Ich gehe auf die Tür zu, versuche so zaghaft wie möglich zu klopfen, doch Chara zuckt zusammen, schaut erschrocken in meine Richtung, doch ihr Blick beruhigt sich direkt wieder, als sie auf mich zukommt, die Tür entriegelt und öffnet.

„Paddy? Was machst du denn hier?", höre ich ihre erstaunte Stimme.

„Naja, laufen, so wie jeden Abend. Die Frage ist wohl eher was du hier machst."

„Ja, es ist Ende des Monats ich mach die Abrechnung und schreib ein paar Ideen auf.", für einen kurzen Moment blicken wir uns an. "Magst du kurz rein kommen oder musst du heim?", sie öffnet die Tür nun komplett und geht einen Schritt zur Seite, ohne ihr eine Antwort zu geben, trete ich ein. Ich spüre wie sie nach draußen schaut so als würde sie etwas suchen.

„Wo hast du deinen kleinen Vierbeiner gelassen?", höre ich sie kichern, nachdem sie die Tür wieder verschlossen hat.

„Der ist drei Meter vor die Tür, hat gemerkt das es leicht nieselt und ist auf direktem Weg wieder ins Haus. Ich habe mir da wohl einen Südländer zugelegt. Ich bin allein los.", gebe ich von mir und lasse mich auf das Sofa fallen.

„Magst du was trinken? Ich hab mir nen Wein aufgemacht, wenn du ein Glas magst?"

„Vielleicht erst eine Flasche Wasser und dann den Wein.", zwinkere ich und sehe ihr dabei zu wie sie eine Flasche Wasser holt, sowie noch ein Weinglas für mich. 

„Was hast du da aufgeschrieben?", frage ich sie, nachdem ich an meinem Wein genippt habe und deute auf den Block der vor ihr liegt.

„Ach ein paar Ideen für den Adventsmarkt. Ich würde gern etwas für die Kinder anbieten. Vielleicht basteln oder Kekse verzieren oder so. Alice wird ihren berühmten Glühwein ausschenken und Maureen will Popcornketten basteln mit den Kindern.", erzählt sie ganz enthusiastisch.

„Popcornketten? Die hatten wir früher immer am Weihnachtsbaum.", strahle ich sie an und merke, dass ich heute nicht wirklich viel gegessen habe und der Wein direkt wirkt.

„Na dann kannst du dir ja eine basteln.", grinst Chara mich an und das Klingeln meines Telefons reißt uns mal wieder aus dem Gespräch. Chara und ich blicken beide auf das hellerleuchtende Display das ein Bild von mir und Jodie zeigt, meine Hand schnellt nach vorn und ich drücke sie weg. Wie seit Tagen.

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