Zurück unter Menschen

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Kurze Zeit später stand ich zwischen Dad und Blake Turner - alias Asmo - vor dem LAPD. Da die Zeit auf der Erde um einiges langsamer vergeht als in der Hölle, hatte sich hier seit unserem letzten Besuch nicht viel verändert. Alles - die Straßen, die Gebäude, sogar die Menschen - sah genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Es fühlte sich gut an, wieder hier zu sein. Ich musste zugeben, dass ich die Stadt der Engel vermisst hatte. Das rege Treiben, das nervige Hupen der Autofahrer und vor allem die liebe Quasseltante Ella Lopez. Sie war eine etwas kleinere Forensikerin beim LAPD, hatte dunkle, lange Haare, die sie meistens nach hinten gebunden hatte, und war der fröhlichste Mensch, den ich kannte. Sie war, als ich das letzte Mal hier war, eine gute Freundin von mir geworden. Trotzdem wusste sie nichts von Dads, meiner und Asmos wahren Identität. Obwohl sie gläubig war, glaubte ich nicht, dass sie es so leicht verkraften würde, wenn sie erfuhr, dass all das Himmlische existierte.

Ich war nicht die einzige, die auf der Erde Freunde gefunden hatte. Auch Asmo hatte sich als Blake Turner einen Menschen angelacht. Daniel Espinoza, Chloes Ex-Ehemann und der Vater ihrer gemeinsamen Tochter Trixie. Er war ein Mann mittleren Alters mit braunen, kurzen Haaren und (natürlich) auch Polizist. Irgendwann einmal hatte er auch eine große Liebe verloren. Charlotte Richards, in deren Körper für kurze Zeit meine Grandma gesteckt hatte. Gruselig, ja. Eine Zeit lang war Dan also sowas wie mein Stiefgrandpa gewesen, bevor Grandma dann in ein anderes Universum ausgewandert war. Leider war, kurz nachdem Dan das Herz der echten Charlotte erobern konnte, eben diese dann wirklich gestorben und der Cop am Boden zerstört. Asmo hatte mir einige Details von der Beziehung der beiden erzählt - manche hatte ich nicht zu wissen gebraucht.Er war für ihn, soweit das möglich war, als Freund dagewesen.

Wir hatten uns nicht verabschiedet, als wir zurück in die Hölle gegangen waren und ich glaubte, das würden sie uns übelnehmen. Eine andere Frage, die in meinem Kopf auftauchte, war, was sie wohl dachten, wohin wir verschwunden seien. Chloe würde ihnen niemals gesagt haben, dass wir in die Hölle gegangen waren. Naja, das würden wir ja sicher gleich erfahren. Asmo und ich hatten beschlossen, mit Dad ins Revier zu kommen. Einerseits weil wir wussten, dass dort unsere Freunde sein würden; andererseits weil wir hofften zu erfahren, was Michael schon alles angerichtet hatte oder wo er sich aufhielt. Ich hatte Asmo von dem Zwilling meines Vaters erzählt und er hatte ziemlich komisch reagiert - meiner Meinung nach. Er schien nicht überrascht von seiner Existenz zu sein und hatte auch keine weiteren Fragen gestellt. Er war einfach mitgekommen, nachdem ich ihm gesagt hatte, wir wollten ihn aufhalten (von was auch immer er genau vorhatte). Ich versuchte am besten, nicht weiter darüber nachzudenken. Wahrscheinlich gab es überhaupt keinen Grund für das merkwürdige Gefühl, das sich in meinem Magen breitgemacht hatte.

Chloe Decker entdeckte uns als erste. Zuerst lag eine gewisse Wut in ihrem Blick, als sie Dad entdeckte - ich vermutete, sie hielt ihn für Michael - doch nachdem sie mich und Asmo bemerkte, entspannte sich ihre Miene ein wenig. Mein Freund und ich hielten etwas Abstand, als mein Vater an den Detective herantrat und liebevoll in ihre Augen starrte. Ich hoffte natürlich sofort, dass sie sich jetzt gleich küssten und endlich alles perfekt zwischen den beiden würde, aber leider passierte das nicht.

"Lucifer?", hauchte Chloe und trat an ihn heran. "Bist du...?" Weiter sprach sie nicht, weshalb mein Vater übernahm.

"Ich bin es wirklich, Detective. Ich bin nicht Michael."

Weil Chloe nicht sofort etwas darauf erwiderte, fügte er noch bekräftigend hinzu: "Warte, ich beweis es dir!" Er packte einen vorbeilaufenden, dunkelhaarigen Polizisten an der Schulter und drehte ihn zu sich. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein nerviger Bruder das nicht kann", erwiderte er zum Detective, bevor er dem Mann tief in die Augen sah. Nicht so verliebt wie Chloe, sondern als würde er ihm in die Seele schauen, was er auch in gewisser Weise tat. Dad konnte die tiefsten Wünsche aus einem Menschen hervorlocken. Sie sagten ihm alles, was sie sich wünschten. Ich glaube, dass hatte den Hintergrund, dass er als Teufel den Menschen Gefallen tat. Gefallen, mit denen sie ihre größten Träume nachgehen konnten; und um genau diese herausfinden zu können, wandte er seinen kleinen Trick an. Er sah der Person in die Augen, sodass sie gar nicht wegschauen konnten - wie jetzt bei dem Polizisten - und fragte auf eine mystische Art und Weise: "Was wünschst du dir?"

Tochter des Teufels 2 (Lucifer ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt