Es ist kompliziert

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In dieser Nacht hatte ich einen ziemlich schrägen Traum gehabt, doch als ich aufwachte, konnte ich mich nicht mehr daran erinnern. Ich wusste nur noch, dass er sehr komisch gewesen war.

Wie auch immer, ich beschäftigte mich nicht weiter damit, sondern rollte mich verschlafen aus Dads Bett, um voller Energie den Tag zu beginnen. Problem nur, dass ich absolut keine Energie in mir hatte. Mein Kopf dröhnte und pochte gegen meine Stirn. Das Sonnenlicht, das in das Schlafzimmer drang, war mir viel zu hell und ich kniff stöhnend die Augen zusammen.

"Eindeutig zu viel Whiskey", murmelte ich zu mir selbst und erhob mich mühsam. Ohne auf meine Umgebung zu achten, schlurfte ich ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Das kühle Wasser, das auf mich einprasselte, weckte mich ein wenig auf.

Als ich fertig war und in einem von Dads Bademänteln, den ich im Bad gefunden hatte, zurück ins Schlafzimmer gelaufen war, bemerkte ich das ich eine neue Nachricht auf meinem Handy hatte - mehrere um genau zu sein. Mein Vater hatte mir geschrieben, dass sie einen neues Fall hatten, während Ella fragte, ob wir uns heute Mittag treffen wollten. Auch wenn mir die Vorstellung, in die grelle Sonne hinaus zu gehen, jetzt schon Kopfschmerzen bereitete, stimmte ich dem Treffen zu.

Den Vormittag verbrachte ich mit dem Versuch, meinen Kater unter Kontrolle zu bekommen. Nach ein paar Stunden im Halbschlaf vor dem Fernseher ging es mir glücklicherweise um einiges besser, sodass ich nicht ganz so fertig aussah, als ich zu dem Café aufbrach, in dem ich mich mit Ella treffen würde. Es war genau dasselbe Café, in dem ich mich auch bei meinem ersten Besuch auf der Erde mit Freunden getroffen hatte... oder mit Asmo. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Gedanken zu dem Dämon abdrifteten. Während der Aufzug zur Tiefgarage nach unten fuhr, versuchte ich krampfhaft alle Erinnerungen, die in diese Richtung gingen, zu verdrängen und vor allem zu verhindern, dass mir Tränen in die Augen traten. Ella würde sofort merken, wenn ich geweint hatte und fragen, was los sei. Ich wollte allerdings nicht über die Sache mit Asmodeus reden - unter keinen Umständen.

Mein rotes Cabrio, das Dad mir in meinen ersten Tagen auf der Erde geschenkt hatte, stand in einem hinteren Teil der Garage und schien nur darauf zu warten, über die Straßen LAs zu rasen. Ich fuhr mit einer Hand sanft über den roten Lack und merkte, wie sehr ich dieses Auto vermisst hatte. Und vor allem natürlich das Gefühl, wie der Motor unter mir brummte und es einen in den Sitz drückte, wenn man das Gaspedal durchtrat. Sogar den Fahrtwind, der einem ganz schön die Frisur zerstören konnte, hatte ich vermisst.

Ich setzte mich in den Fahrersitz und fuhr ehrfürchtig mit einer Hand über das weiße Leder. Es fühlte sich noch viel besser an, als ich es in Erinnerung gehabt hatte. Aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten startete ich den Motor. Er erwachte problemlos zum Leben und geschickt parkte ich aus, bevor ich wahrscheinlich etwas zu schnell aus der Garage fuhr. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, während ich mich durch den Verkehr schlängelte. Manch ein Mensch hupte mich wütend an, weil ich ihn etwas zu knapp überholte, aber ich ignorierte es geflissentlich.

Bald schon kam das Café in Sicht und nach kurzer Zeit fand ich auch einen freien Parkplatz. Ich stellte den Motor ab, stieg aus dem Auto und lief auf den Eingang des Cafés zu. Ella saß schon an einem Tisch am Fenster, einen Becher dampfenden Kaffee vor ihrer Nase.

"Lilith!", rief sie freudestrahlend, als ich mich ihr gegenüber in den Stuhl sinken ließ. "Schön das du gekommen bist! Ich muss dir unbedingt etwas erzählen!" Wow, da hatte es aber jemand eilig. Ich hatte mich gerade hingesetzt, noch nicht einmal etwas bestellt und sie fing schon an, wie ein Wasserfall loszureden. Ich hatte nicht einmal Zeit, etwas zu erwidern, weil sie einfach weitersprach. "Du weißt doch, dass ich normalerweise immer... also wirklich immer Badboys date." Ja, das hatte sie mal erwähnt, obwohl ich nicht ganz verstand, was so schlimm daran war. Die bösen Jungs hatten schließlich auch einen gewissen anziehenden Charme, das konnte niemand bestreiten. "Ich bin wirklich wie ein Magnet für die und ich müsste lügen, wenn ich sage, dass es überhaupt keinen Spaß machte mit ihnen rumzumachen. Ich meine, allein schon dieser..."

Tochter des Teufels 2 (Lucifer ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt