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Namjoon

Ich nippe an meinem Kaffee und denke unwillkürlich an das gestrige Gespräch, an ihre Worte und ihren Vorschlag. Obwohl ich ihr verdeutlicht habe, eine Entscheidung getroffen zu haben. Sie war eher einer anderen Meinung. Sie kennt mich kaum, aber war sich sicher, ich würde meine ehrliche Meinung und Gefühle unterdrücken. Meine Augen schließe ich und lausche dem Meer und die dazugehörigen Laute. Jetzt bin ich der getroffene Entscheidung auch nicht mehr sicher.

Das klopfen des Hoteliers holt mich aus meinen tiefen Gedankengängen, mürrisch setze ich mich in Bewegung und öffne die Tür. Eine junge Frau steht vor mir, augenblicklich lächelt sie mich an. Ihr freundliches Lächeln, erwidere ich schwach und schaue sie fragend an. "Ah", sagt sie verlegen und kratzt sich am Hinterkopf. "Ich bin Taehee", stellt sich schlussendlich vor. "Ich bin Namjoon.", erwidere ich. Ich strenge meine Gehirnzellen an, vielleicht sie eine Studentin von mir, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Doch vergeblich, weder ihr Gesicht, noch ihr Name ist mir bekannt. "Es tut mir leid, aber kennen wir uns?", frage ich sie letztendlich. "Noch nicht. Meine Tante hat mich zu dir geschickt.", erwidert sie auf meine Frage.

Die Tante? Meint sie etwa die ältere Frau von gestern? Aber wieso macht sie so etwas? War sie nett zu mir, nur um ihre Nichte mir anzudrehen zu können? Beruht sich heutzutage alles auf Gegenseitigkeit? Auch die Menschlichkeit? Hilft man anderen Menschen nicht mehr ohne Gegenleistung? Über meine letzteren Fragen muss ich schmunzeln, denn ich war damals selbst jemand, die anderen ausnutzte, um die eigenen Ziele erreichen zu können. Heute hinterfrage ich das Verhalten. "Komm rein", sage ich und gehe auf die Seite, damit sie in das Zimmer kann, das lässt sie sich nicht zwei Mal sagen. Im normalen Fall würde ich mich über die ältere Frau und ihre Nichte mich aufregen, doch nicht heute. Ich habe anderes im Kopf, andere Probleme die ich lösen muss.

Umschauen betretet sie das Zimmer, so als wäre sie bei mir in der Wohnung. "Du wirkst so bedrückt", bricht sie ihr Schweigen, dabei macht sie ihrer Tante gleich, schaut mich nicht an. Liegt es bei denen in der Familie, während man eine Feststellung macht, der Person keine Richtpunkt nimmt.  Ich antworte ihr nicht, stattdessen gehe ich an ihr vorbei auf die Terrasse, wo ich zuvor war. So wie sie auf mich wirkt, ist sie bestens Informiert, also wieso die Mühe machen und alles noch einmal erzählen.

"Das nennt man in der Wunde des anderen herumstochern!"

Ihre Verwirrung kann man ihr deutlich ansehen. Nicht mal eine simple Aussage kann sie verstehen, weitere Mühe kann ich mir wirklich ersparen. Die gute Genen ihrer Tante hat sie wohl nicht. Gleichgültig zucke ich mit den Schultern und greife nach meiner Kaffe, um einen kräftigen Schluck daraus zu nehmen. Leise wie eine Katze tapsen nähert sie sich mir, anschließend setzt sie sich zu mir ans Tisch. Sie scheint gemerkt zu haben, das all ihre Versuche erfolglos ist. Schweigen ist die beste Option, denn ich brauche die Zeit um zu überlegen, um später meine Entscheidung nicht zu bereuen.

Die Zeit kann man nicht zurückdrehen!


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25.09.2020

The Handsome DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt