Kapitel 12

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Pov. Eren

Mitten in der Nacht werde ich aus meinem nicht so tiefen Schlaf geweckt, als ich höre, wie eine Tür geschlossen wird. Verschlafen öffne ich meine Augen und es dauert einen Moment, bis sie sich an die Dunkelheit innerhalb des Zimmers gewöhnen. Als ich mich aufsetzte und mich etwas umschaue fällt mir auf, dass die linke Betthälfte leer ist. Von draußen hört man leise Schritte die sich von diesem Zimmer entfernen. Ich gehen davon aus, dass es Levi ist. Eigentlich hatte ich nicht vor aus dem schön warmen Bett aufzustehen. Doch da ich weiß, dass er im Untergrund ziemlich labil ist was seine Psyche angeht und Hanji mich darum gebeten hat ein Auge auf ihn zu werfen, zwinge ich mich dennoch aus dem Bett.

Mit leisen Schritten verlasse ich das Zimmer. Als ich durch den Spalt der geöffneten Tür schaue, sehe ich noch wie der Schwarzhaarige um die Ecke in Richtung Treppenhaus abbiegt. Ich werfe mir noch schnell meinen Mantel über und laufe ebenfalls zum Treppenhaus. Darauf bedacht kein Geräusch von mir zu geben, laufe ich auf Zehenspitzen die Treppe runter. Ich folge Levi weiter und er verlässt das Hotel. Wo will er so spät noch hin? Nach kurzem Warten verlasse auch ich das Hotel. Als ich draußen bin bekomme ich kurz Panik, da ich ihn nicht entdecken kann. Panisch schaue ich mich um. Zum Glück entdecke ich ihn wieder und laufe in dieselbe Richtung wie er. Mir fällt auf, dass hier trotz der Uhrzeit ziemlich viel los ist. Überall laufen betrunkene Leute umher und übergeben sich in der nächst besten Ecke. Ich stelle mich schnell hinter ein paar gestapelte Fässer. Gerade noch rechtzeitig denn Levi dreht sich in dem Moment um und schaut sich suchend um. Wahrscheinlich hat er bemerkt, dass ihm jemand folgt, ich meine es ist Levi. Drei Gassen weiter bleibt er vor einem großen Gebäude stehen. Es sieht aus wie eine Art Mehrfamilienhaus oder Hotel. Er steht knapp zwei Minuten davor und rührt sich nicht. Bis er seinen Weg fortsetzt und in das Gebäude eintritt. Was will er so spät bitte noch hier? Lange Zeit zum Nachdenken habe ich nicht, denn ich folge ihm nach kurzem Warten in das Innere des Gebäudes. Ich drehe mich mit dem Rücken zu ihm, da er wohl gerade mit dem Mann an der Rezeption diskutiert und ich keine Aufmerksamkeit auf mich lenken möchte. Nach fünf Minuten überreicht ihm der Mann ein Schlüssel und er geht wieder in Richtung Treppen. Natürlich dicht gefolgt von mir. Vor einer Zimmertür im dritten Stock bleibt er stehen. Ich bleibe ebenfalls hinter einer Wand stehen. Ich verstehe immernoch nicht, was er hier macht, doch das werde ich wohl bald rausfinden. Er steckt den Schlüssel ins Schlüsselloch und schließt die Tür auf. Mit einem lauten Quitschen öffnet sich diese und er bleibt weiterhin davor stehen. Ich verstehe nichts mehr doch warte geduldig ab, was er macht. Vorsichtig tritt er ein und schließt die Tür erneut. Wie soll ich denn bitte mitbekommen was er macht, ohne die Tür aufzumachen. Mit leisen Schritten laufe ich vor die Tür und lege mein Ohr an diese. Zum Glück ist die Tür nicht gerade Schalldicht und so verstehe ich fast alles. Ich höre seine Stimme leise etwas sagen. Ich kann nicht genau erkenne was es heißt aber es hört sich in etwa so an wie ein ,ich vermisse dich.'

Zuerst hatte ich ja die Befürchtung, dass er sich mit irgendjemandem trifft. Doch ich kann vom inneren nur seine Stimme hören. Für eine Weile bleibt es still in dem Raum. Knapp fünf Minuten stehe ich jetzt schon vor der Tür und immernoch ist es still. Wen hat er wohl gemeint als er sagte, dass er jemanden vermisst. Gerade als ich dabei war in meinem Gedanken zu versinken vernehme ich von drinnen ein Geräusch. Es hört sich an wie ein leises Schluchzen. Weint er etwa? Das kann doch nicht sein er weint doch nie. Obwohl, während seinem Traum hat er auch geweint. Ich überlege ob ich zu ihm ins Zimmer gehen soll, doch ich befürchte, dass er mich nicht sehen möchte. Das Schluchzen wird immer lauter und ich entscheide mich dazu in das Zimmer zu gehen. Die Tür öffnet sich wieder mit einem leise Quitschen. Vorsicht schaue ich mich in dem Zimmer um. Es ist ein ganz normales Hotel Zimmer. Es ist ziemlich dunkel. Ich schaue mich weiter um und an einer Wand Gegenüber von dem Bett sitzt Levi. Seine Beine sind fest an seinen Körper gezogen und seine Arme halten diese fest als sei es eine Person. Sein Kopf liegt auf seinen Armen und in den Händen hält ein ein kleines Stück Stoff. Der Anblick versetzt mir ein Stich in das Herz. Auf einmal wirkt er nichtmehr so, wie der kalte und gefühllose Hauptgefreite, vielmehr wie ein kleiner zerbrechlicher Junge.
Levi scheint noch nicht bemerkt zu haben, dass ich da bin. Vorsichtig trete ich näher an ihn heran. Es scheint als bekomme er nicht mit was um ihn herum passiert.

,,Wieso hast du mich allein gelassen."

Höre ich die verweinte Stimme des Schwarzhaarigen. Mit schnellen Schritten laufe ich auf ihn zu. Direkt neben ihm setzte ich mich an die Wand. Vorsichtig lege ich meine Hand an seine Schulter. Er zuckt kaum merklich zusammen und schaut dann geschockt zu mir.

,,Was willst du hier?"

Versucht er mit einer festen Stimme zu sagen. Doch der Versuch scheitert und wieder bricht er in Tränen aus und versteckt sein Gesicht in seinen Armen.

Bevor mein Kopf irgendwas dagegen tun kann, schließe ich ihn in eine feste Umarmung. Wieder zuckt er bei der Berührung zusammen und versucht sich aus der Umarmung zu lösen, doch ich drücke ihn nur noch fester an mich.

,,Es ist okay zu weinen. Aber dann solltest du jemanden haben, bei dem du dich ausweinen kannst."

Sage ich mit leiser Stimme und drücke ihn noch etwas näher an mich. Er hört auf sich dagegen zu wehren und krallt sich fest in mein T-Shirt. Wieder einmal fängt er an zu weinen und ich streichle ihm beruhigend über den Rücken. Was hat es mit diesem Zimmer auf sich, dass es ihn so traurig macht hier zu sein. Es wundert mich, dass er nicht auf mich eingeschlagen hat als ich ihn in den Arm genommen habe, aber vielleicht ist er gar nicht so kaltherzig wie alle immer sagen. Das Schluchzen verstummt und ich bemerke, dass er in meinen Armen eingeschlafen ist. Das ist das erste Mal seit er hier ist, wo er ohne Tabletten eingeschlafen ist. Vorsichtig hebe ich ihn hoch. Ich bin zwar nicht der Stärkste, aber dennoch überrascht es mich, wie leicht er doch ist. Aber kein Wunder so wenig wie er momentan isst. Mit Levi in meinen Armen laufe ich zurück zu unserem Hotelzimmer und lege ihn dort auf das Bett. Wenn er schläft sieht er so friedlich aus. Leise laufe ich auf die andere Seite des Bettes und lege mich neben ihn. Es dauert nicht lang bis auch ich eingeschlafen bin.

Mission im Untergrund AOTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt