Kapitel 5

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Pov. Levi

Stufe für Stufe spüre ich den Drang wieder nach oben zu rennen. Es ist schon über zehn Jahre her, dass ich auf dieser Treppe geloffen bin. Doch damals waren meine Freunde bei mir.
Ich spüre, wie meine Beine anfangen zu zittern und meine Kopfschmerzen wieder schlimmer werden. Ich versuche das Zittern so gut es geht zu unterdrücken und meine Kopfschmerzen auszublenden. Ich kann nicht direkt auf dem Weg in den Untergrund Tabletten nehmen. Außerdem wäre das hier zu offensichtlich. Inzwischen laufen wir durch die Gänge. Ich kann schon den Duft des Verwesens riechen und sehe immer wieder einzelne Erinnerungen in meinem Kopf aufblitzen. Auf einmal werden meine Kopfschmerzen noch viel schlimmer und ich halte mir schmerzhaft eine Hand an die Stirn.

,,Ist alles in Ordnung Hauptgefreiten?"

Fragt Eren, der knapp hinter mir läuft. Sofort nehme ich meine Hand von der Stirn und antworte

,,Sprich mich hier unten nicht so an."

Er entschuldigt sich kurz und läuft dann still weiter. In der Ferne kann man schon die einzelnen Leute an der Seite des Ganges sitzen sehen, die nicht mehr laufen können. Man hört leises Geflüster bis Erwin sich kurz räuspert und es wieder still wird.
Von weitem sieht man schon die einzelnen Lichter der Stadt.
Ich habe dass Gefühl, als würde ich gleich ersticken. Es ist echt schlimm wieder hier zu sein aber jetzt kann ich nicht gehen. Wir bleiben stehen und man hat die perfekte Übersicht über diesen schrecklichen Ort.

Nach ein paar Minuten laufen wir weiter und bei jedem Schritt mit dem ich näher an die Stadt komme, blitzt vor meinen Augen eine Erinnerung auf. Mein Kopf dröhnt und mein Hals ist trocken. Ich versuche mich zu beruhigen, doch es bringt nicht viel. Mein kompletter Körper zittert und ich hoffe, dass es niemand bemerkt.
Wir laufen immer weiter, bis wir am Anfang der Stadt stehen. Überall sitzen Menschen an den Wänden der Häuser, die aussehen wie Leichen wenn es nicht schon welche sind. Es rennen auch ein paar Kinder durch die Gassen. Eigentlich spüre ich nie so etwas wie Mitleid, doch sie haben es nicht verdient hier zu sein. Das hat niemand. Ich schließe für einen Moment meine Augen um das Leid nicht mehr sehen zu müssen, um die geschockten Gesichter der Rekruten nicht sehen zu müssen. Jemand legt eine Hand auf meine Schulter und aus Reflex schlage ich sie weg und gehe auf Distanz.

,,Levi, es ist alles Oke. Versuch bitte dich zu entspannen. Auch wenn es schwer ist."

Sagt Hanji die wieder auf mich zukommt.
Sich entspannen. Das ist leichter gesagt als getan. Kann mich nicht einfach jeder in Ruhe lassen?
Ohne Hanji zu antworten drehe ich mich weg und schaue mich etwas um. Der Ort kommt mir trotz allem vertraut vor. Erwin kommt auf mich zu und fragt

,,Könntest du uns vielleicht eine Unterkunft suchen?"

Ich nicke nur und laufe vor. Alle laufen mir hinterher und Erwin läuft neben mir. Obwohl ich so lang nicht hier war, weiß ich genau wo was ist. In meinen Gedanken sehe ich, wie Furlan und Isabel mit dem 3D Manöver über die einzelnen Gassen fliegen.

,,Du denkst an sie, nicht wahr?"

Höre ich Erwin's Stimme leise zu mir sagen.

,,Wie kommst du darauf?"

Frage ich genervt.

,,Das seh ich dir an."

Antwortet er mir. Somit ist das Gespräch für mich beendet. Nach knapp zehn Minuten stehen wir vor einem sogenannten Hotel. Drei Straßen weiter ist das, in welchem ich früher gelebt hab. Erwin schaut sich das ganze von außen etwas an und tritt dann ein. Der Rest wartet draußen.

Pov. Eren

Wir warten gerade alle draußen. Levi's Zustand macht mir echt Sorgen. Er hat vorhin am ganzen Körper gezittert. Inzwischen laufe ich bei Mikasa und Armin.
Immer wieder wandert mein Blick durch die Straßen. Wie kann jemand hier leben, wie kann man jemandem aufbürden hier zu leben. Welcher Mensch ist grausam genug um das zuzulassen. An jeder Ecke sieht man Menschen sitzen, die nicht mal mehr nach Menschen aussehen. Überall diese leeren Gesichter und die traurigen Blicke der Kinder, die nichts dafür können hier zu sein. Niemand sollte so leben müssen. Die Menschen hier haben noch nie Tageslicht gesehen, etwas das für uns Alltag ist. Niemand kümmert sich um die Menschen hier, und einen Ausweg haben sie auch nicht. Erwin kommt wieder nach draußen.

,,Der Besitzer meinte, es wären keine Zimmer frei. Kennst du noch ein anderes?"

Fragend schaut er zu Levi. Ohne zu antworten läuft er an Erwin vorbei und auch in das Hotel rein. Was hat er bitte vor? In seinem Zustand kann er doch nichts ausrichten. Alle schauen fragend in Richtung des Eingangs. Nach knapp drei Minuten kommt der Hauptgefreite wieder raus.

,,Es sind noch vier Zimmer übrig wir können direkt rein."

Sagt er monoton und hält vier Schlüssel in die Luft. Erwin schaut ihn fragen an und fragt das, was sich momentan alle denken.

,,Wie hast du das jetzt gemacht, ich dachte es sind keine mehr frei?"

,,Hier muss man sich den Menschen anpassen die hier leben. Anders wird das nichts."

Antwortet Levi ihm und man konnte etwas trauer aus seiner Stimme hören. Da ich von Hanji weiß, dass er hier aufgewachsen ist verwundert es mich nicht, dass er weiß wie das leben hier unten läuft. Doch was sich die anderen wohl denken?
Ich werfe einen Blick zu Mikasa, die ihn etwas fragwürdig anschaut.

,,Und wie machen wir das mit der Zimmeraufteilung?"

Fragt Mikasa auf einmal.

,,Das klären wir drin."

Antwortet Erwin und läuft rein. Alle anderen folgen ihm. Drinnen angekommen sammeln sich erstmal alle in einem Zimmer.

,,Also ich würde sagen, Mikasa, Sasha und Hanji gehen zusammen in ein Zimmer."

Beginnt Erwin.

,,UUUHH du willst also Mädchen und Jungs trennen?"

Fragt Hanji und zwinkert Erwin zu. Ich sollte sie echt mal fragen ob sie irgendwann mal auf den Kopf gefallen ist oder schon immer eine 'leichte' Störung hat. Erwin geht nicht weiter auf Hanji's Aussage ein und spricht weiter.

,,Armin du kommst mit mir in ein Zimmer. Ich könnte deinen Grips gebrauchen und so können wir die nächsten Züge planen. Jean mit Connie und Eren mit Levi."

Levi wirft erst Erwin und dann mir einen bösen Blick zu. Was kann ich denn dafür, dass Erwin uns zusammen in ein Zimmer steckt.

,,Wieso kann ich nicht mir Eren in ein Zimmer, das wäre sicherer."

Fragt Mikasa.

,,Weil Levi die Verantwortung für Eren übernommen hat und somit verpflichtet ist auf ihn aufzupassen."

Antwortet Erwin und um ehrlich zu sein bin ich etwas froh, dass ich nicht mit Mikasa in ein Zimmer muss. Ich mag sie echt gern aber sie führt sich manchmal auf wie meine Mutter.

,,Wenn es sonst keine Einwände gibt, dann teile ich jetzt die Gruppen ein, sodass wir gleich los können. In meiner Gruppe sind Jean und Armin.
In der Gruppe von Hanji sind Connie und Sasha und in der Gruppe von Levi sind Mikasa und Eren. Ihr werdet jetzt gleich losgehen und ich sage es nochmal, keine Alleingänge, sprecht euch draußen nicht mit eurem Namen an und verhindert Streitigkeiten. Wir wissen nicht wie die Leute hier ticken also sagt nichts falsches."

Ich sehe noch, wie Mikasa und Levi gegenseitig Todesblicke austauschen. Doch dann steht jeder auf, bekommt ein Zimmer-Schlüssel und geht mit seiner Gruppe nach draußen um informationen zu suchen.




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