13. Hintertür✔

629 29 1
                                    

Erens Sicht:

In den letzten Wochen wurde es besser. Es kippte zwar manchmal, aber dann zeigte mir Levi, dass es bergauf ging. Seine Panikattacken wurden weniger, er aß wieder etwas mehr und er schlief auch besser. Deswegen brauchte er kein Beruhigungsmittel mehr dafür. Darüber war ich sehr glücklich, denn Levi wirkte auch etwas glücklicher. Es ist komisch, aber ich musste, sobald ich aufstand, immer an ihn denken. Was machte er? Wie geht es ihm? Woran denkt er? Das waren so die Standard Fragen die ich mir stellte. Jeder Gedanke an ihn sorgte für ein Lächeln in meinem Gesicht. Jedes noch so kleines Lächeln von ihm ließ es in meinem Bauch kribbeln. Auch jetzt, beim Frühstück war das nicht anders, denn...

„Eren. Hey Eren!", holte mich Armin wieder ins Hier und Jetzt zurück, indem er mich an meiner Schulter rüttelte. „Hä-ja was?" Völlig irritiert und mit vollem Mund sah ich ihn an. Hatte ich was verpasst?!

„Du scheinst ziemlich in Gedanken zu sein. Worüber denkst du so angestrengt nach?", wollte Armin wissen und ließ sich mit einem belegten Brot vor mich auf einen Stuhl sinken. Er hatte heute frei und blieb deswegen Zuhause. Marco und Jean waren auch schon weg. Ich hatte etwas mehr Luft und ließ mir deswegen mehr Zeit.

„Ach... ist egal.", gab ich nur zurück und schaufelte mir den nächsten Löffel Müsli in den Mund. „Denkst du vielleicht über Jemanden nach?" Das Wort 'Jemanden' betonte er extra. Wir beide wussten, wen er meinte. In letzter Zeit beschäftigte ich mich viel mit Levi. Jedenfalls suchte ich nach den verschiedensten Behandlungsmethoden und anderem, was ihm helfen könnten. Stundenlange Recherche waren da keine Ausnahme. Es gab auch mal eine Zeit, wo ich fast gar nicht geschlafen hatte.

„Ach, quatsch", antwortete ich mit leicht geröteten Wangen. Schaufelte mir schnell noch einen Löffel rein. „Wusste ich es doch. Du bist verliebt!"- „Ach hör auf. Stimmt doch gar nicht!", protestierte ich und stand auf, um die leere Schüssel in die Küche zu stellen. Armin kam mir freudig hinterher. Ich setzte mir nur einen genervten Blick auf. „Wieso, stimmt doch! Du wirst rot, wenn dich Jemand darauf anspricht, du denkst an ihn, du arbeitest stundenlang und manchmal sogar machst du Überstunden um bei ihm zu sein! Erst letztens habe ich dich in deinem Zimmer gesehen, wie du vor dem Spiegel gestanden hast und dich gefragt hast, was du anziehen sollst! Gib es zu! Du bist verliebt!", erzählte er freudig und lief im Wohnzimmer auf und ab. Ich stand nur da, mit meiner Teetasse und hörte dem Ganzen zu. Aber eins musste ich sagen. Armin hat schon in gewisser Weise recht. Ob ich wirk- Nein. Das geht nicht. Ich bin doch sein Arzt! Das würde nicht gut ausgehen. Ich kann Levi doch gar nichts bieten. Das ist es nicht, ganz bestimmt!

„Armin, ist gut jetzt. Ich werde nochmal drüber nachdenken. Aber jetzt muss ich los", sagte ich noch und ging in den Flur, um mich anzuziehen. Gerade als ich gehen wollte rief mir Armin noch was hinterher: „Viel Spaß bei Levi! Und grüß ihn von mir!" Ich murrte nur zustimmend und setzte mich ins Auto. Armin hatte mir mal beim Arbeiten zugeschaut und dann in die Akte geguckt, wobei er Levis Namen herausfand. Ich hätte damals doch im Büro arbeiten sollen und nicht Zuhause. Machte ich nie wieder... Die lauten Fragen danach waren schön nervig gewesen.

Ich war gerade an der Rezeption, um mich anzumelden. „Guten Morgen."- „Morgen, Herr Jäger", begrüßte mich die erdbeerblonde Empfangsdame, Petra. „Heute etwas später?"- „Ja, ich hatte noch Luft" Sie nickte auf meine Aussage und tippte was in ihren Computer ein. Ich steckte meine Karte ein und wollte gerade weiter gehen, als Petra mich aufhielt: „Herr Jäger! Dr. Smith wollte Sie noch sehen." Ich hob meine Hand, als Zeichen es verstanden zu haben und ging durch den Eingang.

Schnell ging ich in mein Büro, legte die Tasche ab und machte mich auf den Weg zu Erwins Büro. Die Tür war schon offen, als ich dort ankam. Ich hörte wie Erwin sich gerade mit jemanden unterhielt. Ich lugte kurz rein, wurde aber erwischt. „Ah, Eren! Gut, dass du da bist. Dann können wir ja anfangen", sagte Erwin mit einem erleichterten Unterton. Ich war etwas überfordert mit der Situation, trat aber ein und setzte mich auf den freien Stuhl. Erst jetzt realisierte ich, dass Hanji neben mir saß.

„Warum willst du mich denn sprechen?", fragte ich ihn ganz locker. „Es geht wie immer um Levi. Ich würde gerne deine Meinung hören. Was hälst du davon, wenn wir Levi in die normale Station verlegen? Er hat in den letzten Monaten so gute Fortschritte gemacht und ich würde ihm gerne die Möglichkeit geben, wieder etwas mehr Kontakt zu eventuellen Gleichgesinnten aufzubauen." Ich blieb still, musste nachdenken. Was sollte ich sagen? War Levi bereit für die Offene?

„Ich denke schon, dass die Möglichkeit bestehen würde. Levi hat große Fortschritte gemacht. Er ist offener, er lässt mehr an sich ran. Er hat manche Sachen, auch wenn sie noch so klein waren, unbewusst umgesetzt. Das ist ein großer Erfolg. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob es Levi nicht etwas überfordern würde, mit vielen Menschen in einen Raum zu sein", erklärte ich den beiden nachdenklich. Erwin schaute etwas verwundert drein, aber Hanji schien vor Freude zu platzen. Was hat die immer?!

„Wir können es ja erstmal auf Probe machen. Wir könnten es erstmal 2 Wochen probieren und wenn es sich verändert - egal ob positiv oder negativ - sehen wir weiter", schlug Erwin vor und sah zu Hanji. Hanji leitet einen Teil der Offenen. „Du brauchst dir keine Sorgen um deinen Levi machen, Eren. Er wird sich bei uns bestimmt wohl fühlen. Du kannst ihn mal besuchen. Aber nicht zu oft. Levi sollte auch lernen mit anderen zu reden als nur mit dir oder den Pflegerinnen." Hanjis Augen strahlten, sie klatschte sich in die Hände. Hatte sie gerade 'deinen Levi' gesagt? irgendwie gefiel mir der Gedanke. „Na schön, versuchen wir's", stimmte ich lächelnd zu. Hanji jubelte und hüpfte im Raum herum, jedenfalls konnte man sehen, dass sie es am liebsten getan hätte. Warum sind heute nur alle am Rumhüpfen?! „Eren, das könnte die Hintertür sein." Erwin klopfte mir auch die Schulter und lächelte mich freundlich und hoffnungsvoll an, was ich nur erwidern konnte.

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt