45. Vorbereitung auf die Prüfung

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Erens Sicht:

7 Monate später

Die letzten Monate konnte ich als die glücklichste Zeit in meinem Leben zusammenfassen. Levi hatte immer weniger Probleme, er besserte sich stetig, soweit man es beurteilen konnte! Auch bei mir ging es bergauf. Ich wurde befördert und leitete nun eine eigene Abteilung! Als mir Erwin die Nachricht verkündete, hatte ich vor Aufregung meinen ganzen Tee auf meinem Schreibtisch verschüttet! Dies war nun schon 2 Monate her.

Levi und ich bauten immer mehr eine tiefere Bindung auf. Man könnte meinen, wir wären eine Person! Keiner kannte mich besser, als Levi! Nicht mal Armin oder Marco und Jean! Genauso war es umgekehrt.. Es war einfach toll, wie im Moment alles so gut lief. Aber leider kam der Stress auch mal irgendwann wieder... In einer Woche würde Levi seine endgültige Abschlussprüfung machen und somit einen neuen Lebensabschnitt einschlagen. Natürlich freute ich mich darüber..., aber er machte sich schon wieder so einen Druck! Er hatte die Zwischentests alle gut bestanden, war sogar einer unter den Besten im Kurs! Er hatte gar keinen Grund dazu..., aber wir wissen ja wie Levi tickt! Auch jetzt, während ich am arbeiten war, saß er sicher Zuhause und hing die ganze Zeit mit der Nase hinter den Büchern! Er bekam auch immer wieder Albträume, das war aber die kleinste Sorge. Er schottete sich immer öfter ab. Es war schon fast so, wie vor 7 Monaten. Da war das genauso. Er hatte sich zu der Zeit so viel Stress gemacht, dass er keinen Beruf finden und/oder die Abendschule nicht schaffen würde. Und jetzt? Jetzt war er fast Kursbester und machte seine Abschlussprüfung! Wenn man ihm das vor 7 Monaten erzählt hätte, dann hätte er denjenigen für bescheuert erklärt..

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Es war 14 Uhr und hatte Feierabend. Da ich eine Abteilung nun leitete, konnte ich quasi selber entscheiden, wann ich ging. Dies nutze ich natürlich, um nach Hause zu fahren und Levi erstmal wieder dazu zu bewegen, einmal von seinen Bücherstapeln hochzusehen und mal was zu essen! Sonst vergaß er es nur wieder oder schiebt es auf das Lernen..

Ich schloss die Wohnungstür auf, stellte meine Tasche ab und hing meine Jacke weg. Anschließend stellte ich meine Schuhe ordentlich beiseite. Levi färbte deutlich auf mich ab. Ich war deutlich ordentlicher geworden! Es war komplette Stille in der gesamten Wohnung. Das könnte nur heißen, dass... Wusste ich es doch! Da saß er, auf dem Teppichboden, mit dem Gesicht in einem Buch vergraben und fleißig am Notizen machen! Natürlich, wie hätte es auch anders sein sollen.. "Levi...", sagte ich mit normaler Lautstärke, doch er schien mich nicht zu hören. "Levi", sprach ich nun lauter, aber er hörte es immer noch nicht. Ich schritt näher zu ihm heran und schaute über seine Schulter. Mathe, also... ja, da war er immer ganz in seinem Element! Ich hockte mich neben ihn hin, doch er merkte es immer noch nicht. Ein Blick auf sein Ohr verriet mir auch den Grund, er hörte Musik. Ich verstehe echt nicht, wie er beim Lernen Musik hören konnte. Das stört doch voll, oder? Jedenfalls zog ich ihm schnell den Kopfhörer aus dem Ohr. Er schien sich wohl erschreckt zu haben, denn er fuhr auf einmal hoch und sah sich mit weiten Augen um. Sein Gesichtsausdruck ließ mich lachen. "Ach, Eren... bitte erschreck mich doch nicht so!", schmollend verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute wieder in sein Buch. Aber ich hatte anderes im Sinn und nahm ihm das Buch weg und klappte es zu. "Man, Eren! Bitte gib mir das wieder! Ich- " - "Muss lernen. Ich weiß, Levi. Also erstmal: Hallo, Levi! Ich bin wieder da. Erstens: Du sitzt bestimmt schon den ganzen Tag wieder hinter den Büchern und hast sicher nichts gegessen! Zweitens: Wir werden nach dem Essen einen Film schauen oder draußen Spazieren gehen! DU brauchst mal eine Pause, am besten, du hörst für heute auf.", maulte ich ihn an, was aber natürlich liebevll gemeint war. Er wollte anscheinend versuchen mir zu widersprechen, ließ es dann aber doch schlauerweise bleiben und blieb still.

"Du hast ja recht, aber.." - "Nichts aber Levi! Ich werde jetzt Essen kochen und du gehst erstmal duschen!", sprach ich mit einem befehlshabenden Ton und ging aus dem Raum. Also echt! Da sitzt er wieder den ganzen Tag vor den Büchern... Heute würde ich ihn aber nicht mehr an die Bücher lassen!

Während ich am kochen war, hörte ich wie im Badezimmer das Wasser anging. Ich kochte nichts Besonderes. In den letzten Monaten war es eigentlich immer meine Aufgabe zu kochen. Levi machte es nicht schlecht, aber meines schmeckte uns einfach besser! Gerade hatte ich das Essen auf die Teller geladen, da kam Levi in die Küche. Er sah echt fertig aus! Kein Wunder, wenn man nur lernte, kaum schlief und fast gar nichts mehr aß.. Achhh..Levi, du machst es dir echt nicht leicht. Er setzte sich stumm an den Tisch, sowie ich. Er begann zu essen, schien aber mit den Gedanken in einer andere Welt zu sein. Bestimmt in der Welt der Matheformeln. "Levi?", fragte ich etwas ruhiger und setzte das Glas wieder auf den Tisch. "Ja?" - "Wieviel musst du noch?" Auch wenn ich die Frage nicht ganz aussprach, wusste er genau was ich meinte. "Noch 2 Themen und ich hab etwas Luft. Jedenfalls in Mathe. Danach muss ich noch Englisch wiederholen, dann bin ich komplett durch..", sprach er mit müdem Unterton. Ich senkte bedrückt meinen Kopf, aber auch erleichtert, dass es nicht mehr soviel war. Am Anfang waren das Berge an Seiten und Büchern, die er lernen musste. "Wieviel ist das in Englisch?"- "Das sind 4 Themen, sind aber nicht all zu schwer. Dürfte ganz gut durchkommen.." Ich nickte zustimmend. Noch eine Woche und es wäre vorbei. Kein Lernen, keine Prüfungen, kein Stress. Levi muss nur noch einen Beruf wählen, den ihn auch interessierte.

Ich hatte mal mit ihm drüber gesprochen. Als er meinte, er wolle etwas mit Menschen machen, überraschte es mich etwas. Und da er Zeichnen so gerne mochte, hatte ich ihm vorgeschlagen im Kunstzentrum zu arbeiten. Dort waren aller Art Kunst und so 'n Zeug ausgestellt. Man kann dort aber auch an seinen eigenen Werken arbeiten und diese dann ausstellen oder verkaufen. Es wäre zwar erstmal halbtags, aber es wäre ein Anfang. Und er war nicht schlecht bezahlt. Fast so viel, wie ich am Anfang, als ich noch Bürohocker war und Akten verteilte. Levi fand diese Idee nicht schlecht, was ich mit einem stolzem und freudigen Lächeln willkommen hieß!

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt