30. „Lass mich dir helfen!"

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Erens Sicht:

Ich lag schon etwas wach. Es war bereits 7Uhr. Die Sonne schien etwas ins Zimmer und erhellte es. Levi war immer noch am schlafen. Und es war gut, dass er es noch tat. Er war in den letzten Tagen nur gestresst und hatte sich keine Pause gegönnt. Es war nicht verwunderlich, der Körper nutzte jede freie Minute, um den Stress abzubauen. Daraus folgen Panikattacken und Schlafstörungen. Zum Glück hatte ich Levi heute Nacht noch beruhigen können. Aber es interessierte mich dennoch, wovon er geträumt hatte. Es waren sicher Zwangsgedanken oder Erinnerungen aus seiner Vergangenheit. Womöglich würde er mir davon erzählen.

Levi lag, wie heute Nacht, noch auf meiner Brust und schlief. Ich wollte ihn nicht wecken, weshalb ich mich versuchte so gut es ging nicht zu bewegen oder Geräusche zu machen. Diese Nähe, seine Nähe... sie gefiel mir. Sehr sogar. Ich wusste nicht was ich tun soll. Soll ich es ihm sagen? Empfindet er das selbe? Was wird dann passieren? Ganz egal. Jetzt wäre definitiv nicht der richtige Zeitpunkt. Levi musste erstmal seinen Platz finden.
Ich sah kurz zu ihm runter. Sein Gesicht war ganz entspannt, als gäbe es nichts Böses auf der Welt. Als würden ihm die schlimmen Dinge nie passiert sein. Aber der Schein trübte. Jeden Tag war es für ihn eine Überwindung, nicht zurückzufallen oder daran zu denken. Und er macht es gut. Mit jedem Tag kam er besser damit klar. Es machte mich stolz.
Ich begann wieder ganz sanft über seinen Rücken zu streichen, weswegen ein wohliger Seufzer von ihm kam. Ich hielt kurz inne. Habe ich ihn geweckt? Und dann machte er ganz sachte seine Augen auf. Er sah kurz zu mir rauf, weitete seine Augen. Er schien erst irritiert und setzte sich schnell auf, mit dem Blick nach vorne. Irgendwie fand ich das süß.

"Eren, was...", sprach er mit seiner Morgenstimme. Er klang noch sehr ermüdet, kein Wunder. Nun setzte ich mich auch langsam auf und stützte mich an der Matratze ab und lächelte leicht. "Was machst du in meinem Zimmer, geschweige denn in meinem Bett?", sagte er nun etwas ernster und rieb sich die Augen. Ich fuhr mir kurz durch mein dunkles Haar, bevor ich ihm antwortete. "Du hast heute Nacht geschrien. Ich bin dann zu dir gekommen. Du schienst eine Panikattacke gehabt zu haben, weswegen ich versucht habe, dich zu beruhigen. Als ich dann wieder gehen wollte, sagtest du, ich solle bei dir bleiben.", erklärte ich ihm die für ihn sichtlich unangenehme Situation. Er blinzelte kurz und legte seine Hände auf seine Oberschenkel.
Er nickte dann schließlich. Dann sah er von der Weißen Wand zu mir. Ich lächelte leicht und er musterte mich. Es machte schon etwas nervös. Er hielt inne. Erst jetzt schien er zu realisieren, dass ich nur eine Boxer anhatte. Schnell sah er weg und fuhr sich nervös durch die Haare. Süß..

"Levi... Hör zu.", ich rutschte zu ihm nach vorne und brachte ihn dazu mich anzusehen. Jetzt wollte ich es ihm klarmachen. Er brauchte unbedingt Hilfe. Er sah mich fragend an, wartete ab. "Ich habe es doch gesehen. Die letzten Tage machst du dir nur Stress, der gar nicht nötig ist. Ich finde es ja gut, dass du dich so sehr darum bemühst einen Job zu finden. Aber all der Stress ist nicht nötig. Levi, ich weiß, dass das alles gerade nicht leicht ist, aber lass dir doch helfen. Lass mich dir helfen. Zusammen schaffen wir das.", erzählte ich ihm meine Sorgen. "Du siehst doch, wie das deinem Körper schadet. Bitte, lass mich dir helfen. Ich will nicht, dass all deine Mühe, all unsere Gespräche umsonst waren. Aber vor allem, weil ich mir Sorgen um dich mache, Levi", hing ich noch dran. Der letzte Teil schien ihn den Rest gegeben haben. Seinen Kopf ließ er sinken, sagte nichts darauf. Er fiel nach vorne, auf meinen Schoß. Ich konnte eine Flüssigkeit an meinem Bein spüren, Tränen. Levi weinte?
Um ihn zu beruhigen legte ich eine Hand auf seinen Rücken und streichelte ihn.

"Ich hab nur so Angst, Eren.", seine Worte konnte man fast nicht hören, da er so schluchzte. "Ich habe so Angst, dass ich es nicht schaffe. Ich will nicht ersticken. Ich will frei atmen können. Ich will mein eigenes Geld verdienen und es für dummes Zeug ausgeben, bei dem man bereut, es doch gekauft zu haben. Ich will mein eigenes leben haben..", erzählte er durch Kummer getränkt und setzte sich langsam auf. Seine Augen waren rot und getrocknete Tränen auf seinen Wangen. Ich konnte ihn verstehen. Ich konnte verstehen, wie er sich fühlen musste.
Levi sah auf seine Hände, spielte mit seinen Händen, welche leicht zitterten. Ich griff nach seinen Händen und schloss sie in meine. Er schaute mich überrumpelt an, wusste nicht, wie er reagieren sollte. Doch bevor er anfing zu sprechen, ergriff ich das Wort.

"Ich weiß... Ich weiß, Levi. Und ich verspreche dir, ich werde dir helfen. Du wirst all die Dinge tun können, die du möchtest. Ich werde dir helfen, damit du dein eigenes Leben leben kannst, ohne Angst zu haben. Ich verspreche es dir..", ich versuchte zu lächeln. Aber innen in mir, war gerade eine Leere. Es tat mir so leid. Ich wollte einfach nur, dass er glücklich sein konnte. Ich wollte nur, dass er unabhängig war, dass er von seinem eigenen Geld dummes Zeug kaufen konnte, wenn er es wollte. Aber die Tatsache, dass er vielleicht geht, lässt mein Herz schmerzen. Aber es war nicht wichtig, wie es mir ging. Solange Levi glücklich war, war es egal. Und ich würde alles daran setzen, dass er es sein kann.

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt