17. Besser als gedacht✔

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Erens Sicht:

Seitdem Levi nicht mehr auf der geschlossenen Station war, hatte ich mehr Freizeit. Jedenfalls noch genug Freizeit, denn Erwin hatte, damit ich mich nicht langweilte, mir genügend Papierkram gegeben. Es führte alles nichts drum herum, es musste ja irgendwann gemacht werden.
Ständig fragte ich mich, wie es Levi ging. Was er machte. Ob er schon mit jemanden offen reden konnte und weiteres. Ich hoffte sehr, dass er es schaffen würde. Ich wünschte es mir sehr, dass er es schaffen würde...

Heute hatte ich ein Gespräch mit Hanji und Erwin. Hanji wollte mit uns über Levi reden. Es machte mich schon etwas nervös, da ich nicht wusste, was los war. Ob was passiert war oder ob es einfach nur ein Update war. Levi war jetzt 3 Tage auf der Offenen, also hoffte ich mal auf das Letzte. Wir trafen uns wie immer in Erwins Büro. Ich klopfte, ein 'Herein' ertönte, ich ging rein. Wie sonst auch, war ich mal wieder der Letzte. Erwin saß zufrieden lächelnd auf seinem Boss- Drehstuhl und Hanji auf einen der freien Stühle, welche vor den Boss-Schreibtisch standen. Ich war nervös. Langsam ließ ich mich auf den rechten Stuhl sinken. „Also gut, Eren ist jetzt da Hanji. Also fang an. Wir wollen es wissen", sagte Erwin voller Elan. Ihn schien es genauso stark zu interessieren wie ich- wenn es überhaupt noch ging.

„Also gut...", begann Hanji, „Als ich ihn aufgegabelt habe, war er sichtlich verunsichert und wusste anscheinend nicht wohin mit ihm. Ich holte ihn also schnell ab und brachte ihn zu seinem Zimmer. Ich hatte extra einen Zimmergenossen ausgesucht, der schon etwas länger da ist und auch sehr nett ist. Er hatte so eine ähnliche Geschichte wie Levi, weswegen ich es als sinnvoll empfand, die zwei in ein Zimmer zu stecken. Ich war mir sicher, dass er Levi dabei helfen würde, sich einzugewöhnen, denn er war dafür bekannt sich um die Neuen zu kümmern.
Dann beim Mittagessen konnte ich beobachten, wie Levi mit ihm zu einem Tisch in der Ecke ging. Ob ihr es glaubt oder nicht, aber sie haben sich sogar über etwas unterhalten. Sie scheinen sich gut u verstehen."- „Oh, da bin ich aber froh", kam es erleichtert vom mir und legte mir eine Hand auf meine Brust. Hanji schnaubte amüsiert auf, als sie es sah.
„Beim Abendessen war es dasselbe. Ich denke, Levi hat schon angefangen seine Umgebung näher an ihn ranzulassen. Ich wette, hätte man ihn zwei oder drei Wochen früher verlegt, dann würde das jetzt anders laufen." Sie unterbrach ihre Erzählung und kramte in ihrer Tasche. Erwin und ich hörten ihr weiter aufmerksam zu. „Wir hatten gestern die erste Gruppentherapie. Ich hatte nicht erwartet, dass Levi irgendwas sagen würde, aber er brachte sogar ganze Sätze raus. Zum Beispiel, dass er gerne zeichnet und Dreck und Unordnung nicht mag. Aber dann brach er ab. Aber keiner war ihm böse. Wie sollten sie auch? Die anderen waren beim ersten Mal nicht anders." Ich wartete gespannt darauf, dass Hanji weitererzählte, doch sie holte stattdessen etwas aus ihrer Tasche. Ich verdrehte den Kopf. Was war das? "Was ist das, Hanji?", sprach Erwin unseren gemeinsamen Gedanken aus. „Wir hatten gestern gebastelt und dann hat Levi das eben gemacht", erläuterte sie uns. Ich musterte gespannt das bunte Papier.

„Kann ich das mal sehen?" – „Klar, hier!" Hanji gab mir das Gebastelte. „Hatte Levi was dazu gesagt?", fragte ich sie. „Äh ja. er meinte er würde der Baum sei-" sie wurde von mir unterbrochen: „Er würde der Baum sein und die fallenden Blätter all seine Ängste und dunklen Gedanken. Es soll ihm sagen, dass alles einmal besser wird und man nur Geduld haben muss", murmelte ich leise vor mich hin, sie schienen es aber beide verstanden zu haben. „Ja, aber woher weißt du das?", fragte mich Hanji verwundert. „Weil ich ihm das gesagt habe. Ich habe ihm mal gesagt, er solle sich als Baum sehen. Jedes Blatt, was fällt, zeigt eine verlorene Angst oder dunklen Gedanken, den er nicht mehr hat. Er sollte nur Geduld mit sich selbst haben, denn sonst bringt das nichts", erklärte ich und sah in die fragenden Blicke. „Eren. Keine Schlechte Idee. Er schein echt viel von dir gelernt zu haben. Du hilfst ihm sehr", lobte mich Erwin, wobei er kurz auf seine Armbanduhr sah. Danach schaute er sich ebenfalls den Baum an. „Nachdem er dies gebastelt hatte, wirkte er viel ruhiger." – „Ja, kann sein. Wenn Levi sich auf etwas konzentriert, sei es zeichnen oder basteln, oder gar putzen, dann entspannt es ihn sehr. Dann denkt er nur an das, was er gerade macht und nicht an die Ängste und Gedanken, die ihn so unter Druck setzen." - "Hast du ihm das gezeigt?", fragte mich Erwin, welcher gerade das Gebastelte an Hanji zurückgab.

„Nein, eigentlich nicht. Ich habe ihm mal was zum Zeichnen geschenkt, weil er es so gut kann. Er fand es erst blöd, erzählte mir dann aber doch, wie sehr es ihn entspannte. Er hat dieses Ventil ganz allein aufgebaut und entwickelt. Man sollte ihn aber nicht stören, wenn er gerade konzentriert ist. Das lässt nur alles wieder fallen und er wird dann wieder unruhig und hat sich für einen Moment nicht mehr unter Kontrolle", sagte ich den beide, welche mir verstehend zunickten.

„Also wenn die nächsten Tage auch noch so weiterlaufen, dann sehe ich nichts, was einer Entlassung widersprechen würde. Siehst du das auch so, Eren?"- „Ja stimmt. Aber wo würde er dann hinkommen? Er hat doch keine Wohnung und seine Familie ist, naja...", antwortete ich auf die Frage vom Blonden und stellte auch direkt eine Gegenfrage. „Hm, das ist ein Problem. Wir können ihn ja schlecht auf die Straße schicken. Sonst müssten wir eine Wohnung beantragen. Dann würde alle paar Tage jemand vorbeikommen und nach ihm sehen. Das würde dann so weiter gehen, bis er sich eine eigene leisten kann." Ich nickte verstehend. Aber eigentlich wollte ich nicht, dass Levi irgendwo allein wohnte. Schon gar nicht, wenn dann eine fremde Person ihn auch noch besuchte. Ich wollte das viel lieber übernehmen. Aber ich wohne ja in einer WG. Wie soll das gehen? Ach ja,... Wir haben noch ein Zimmer frei. Ich könnte die ande -- Nein, Eren. Stopp. Nichts überstürzen! Okay, wir werden wohl noch abwarten müssen.

„Es läuft ja alles besser als gedacht", flüsterte ich leise und glücklich vor mich hin.

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt