2. Das Geheimnis der geschlossenen Abteilung ✔️

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Eren POV:

Ich spürte wie Erwin mich konsequent musterte. Anscheinend wollte er mein Verhalten genau beobachten und herausfinden, was in meinem Kopf gerade die Runde machte. Da musste ich ihn wohl leider enttäuschen, denn ich setzte mich wieder gerade hin und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. Ich dachte aber, er wusste, dass es nicht echt war.

„Das tut mir leid, Eren. Und du willst sicher hier arbeiten? Es ist doch sicher eine Herausforderung." Und schon griff Dr. Smith, oder Erwin, dieses Thema wieder auf. Wie oft musste ich mich denn noch wiederholen, bis er es verstand?

„Alles gut, danke. Ja, ich bin mir absolut sicher. Ich will helfen. Sonst hätte ich mir diesen Beruf nicht ausgesucht, wenn es für mich noch ein Problem wäre. Aber ich weiß Ihre Sorge zu schätzen." Mein jetziges Lächeln war keinesfalls aufgesetzt oder unehrlich. Auch wenn es manchmal nur nervte, dass manche Leute immer wieder dasselbe sagten, wusste ich es zu schätzen. Es war nur menschlich.

„Na dann ist ja gut. Denn Eren, weißt du, diese Einrichtung ist spezialisiert auf etwas schwerere Fälle von Selbsthass und Menschen, die einfach am Ende sind." , er machte eine kurze Pause, fuhr aber dann fort, „Aber wenn ich mir das hier schon so ansehe, dann denke ich, gibt es nichts was dagegen spricht hier zu arbeiten", erklärte er mir mit gefassten Blick, der auf irgendeiner Weise auch ziemlich streng wirkte, und mein Grinsen wurde nur noch breiter. Ich bekam endlich meine Chance, meinen Traum zu verwirklichen.

„Das ist großartig! Danke." Ich schüttelte seine Hand und setzte mich wieder hin. „Wir sollten aber noch besprechen, was dein Arbeitslohn angeht. Da du ja noch neu hier bist, was wäre denn wenn wir am Anfang erstmal 3.500 Euro machen und dann, je nach deiner Leistung, die Summe verändern...?" Ich war baff. Das war ein ordentlicher Betrag für einen Ex-Studenten und Anfänger. Ich stimmte zu. War mehr als dankbar ihm gegenüber

„Gut, dein Tag fängt hier um 8.30 Uhr an. Soll ich dich noch herumführen?", fragte er nach und ich ihm nur nickend antwortete. Wir klärten noch kurz die Route ab, ehe wir sein Büro verließen.

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Wir waren jetzt schon durch den Großteil des Gebäudes gegangen. Er hatte mir die einzelnen Abteilungen gezeigt, die Therapieräume sowie die Mensa und die verschiedenen Aufenthaltsräume der Patienten. Wir liefen weiter durch die Gänge, als ich vor einer Stahltür stehen blieb und durch das Türfenster lugte. Der Gang hinter der Tür war schlicht gehalten mit wenig Einrichtung verziert. Rechts und links waren die verschiedenen Zimmer der Patienten und am Ende des Ganges, dachte ich, war mal eine Küche. Aber was mich verwunderte, war ein Raum, der mit Esstischen versehen war. 'Gingen sie nicht in die Mensa zu den anderen?'

„Eren, ist alles in Ordnung?", fragte er mich und kam neben mir zum Stehen. Ich erschrak erst und wandte mich dann zu ihm um. „Ähm...Ja. Ich habe mich nur noch etwas umgesehen. Dort sieht es schon kühl aus. Und warum ist da ein eigener Essraum? Essen sie nicht mit den anderen Patienten zusammen?", fragte ich nun von der Neugier gepackt und starrte weiter, nach einer Antwort suchend durch das Türfenster. Die Einrichtung unterschied sich nicht sehr mit der der anderen Abteilungen. Aber es wirkte einfach anders. Kühler...dunkler.

„Das ist die geschlossene Abteilung. Hier sind unsere Schwerfälle. Viele von ihnen fühlen sich unwohl, wenn sie bunte Farben sehen. Es gibt auch welche, die Kontaktängste haben und daher nicht mit den anderen Essen können. Dafür ist der Raum. Es sind insgesamt nur so etwa 20 Patienten auf der Station, also geht es besser, da die Anzahl geringer ist. Jeder hat sein eigenes Zimmer für sich, wo der Patient sich ausleben kann. Sie können jederzeit ihre Zimmer verlassen, aber sie können die Station nicht verlassen. Das ist verboten. Sie könnten die anderen Patienten verletzen. Es ist besser, wenn sie unter sich bleiben. Es könnte sogar passieren, dass das die anderen Patienten triggert", erklärte er mir mit einem bestimmten Blick. Ich war so gefasst von seinen Worten, dass ich nicht gemerkt habe, wie mir dir Kinnlade runterfiel.

'Die geschlossene Abteilung also... Die Leute tun mir echt leid. Sie dürfen nie raus.'

Ich nickte nur, weil mir die Worte im Hals stecken blieben. Ich konnte nicht leugnen, dass ich etwas von der mysteriösen Aura der Abteilung angetan war. „Komm, wir gehe weiter." Ich folgte Erwin, war aber mit meinen Gedanken woanders. Er führte mich noch weiter rum. Diesmal kamen wir zu einem Außengelände. Er war aber in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Es ähnelte einem normalen Schulhof.

„Erwin?" – „Ja Eren?"

„Warum ist der Platz aufgeteilt?", fragte ich den Kopf schief lehnend. Es schien hier klare Regeln zu geben. Das war nicht verwunderlich, da diese Einrichtung bekannt dafür war, dass sie auf ihre Regeln achteten und damit auch Erfolg hatten.

„Achso. Naja, ... Er ist aufgeteilt, weil wir so die Patienten besser im Blick haben können. Und da hinten - der kleine Bereich da - ist der Bereich für die Patienten der geschlossenen Abteilung. Sie können einmal die Woche ihr Zimmer mit Begleitung verlassen. Allerdings machen dies nicht viele", klärte mich Erwin über die Situation auf. Ich nickte wieder verstehend und mein Blick schaute sich nochmals genau um.

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Ich war nun wieder Zuhause und entschied mich, als Überraschung für die anderen, mal zu kochen. Ich war zwar nicht besonders gut darin, aber es machte dennoch Spaß. Ich bereitete eine eigene Nudel- Gemüsepfanne vor und fügte noch Hähnchenbruststreifen hinzu. Es roch beim Kochen so lecker. Es erinnerte mich an das Essen von meiner Mutter, als wir noch zusammen gegessen hatten. Ich dachte gerne an solche Momente zurück.

Ich vernahm ein Klicken und erkannte es als das Öffnen einer Tür. Die drei kamen direkt in die Küche und sahen mir über die Schulter. Ich konnte hören, wie sie den Duft des Essens durch ihre Nase aufnahmen und zufrieden grinsten.

„Das riecht aber gut, Eren", sprach Marco. „Ja, sieht echt nicht schlecht aus. Muss es nur noch gut schmecken", erklang Jeans nervige Stimme, worauf auch schon ein kleiner Aufschrei seinerseits folgte, da ihm Marco auf den Hinterkopf eine geklapst hatte. Mein Blick wurde angepisst und versuchte diesen Spruch zu ignorieren, musste aber im nächsten Moment auflachen, als ich Jeans Gesicht sah.

„Das war nicht nett, Jean", stellte Armin klar und kam auch hinzu. „Jetzt darfst du erstmal Tisch decken, Schatz", sagte Marco zu Jean, welcher nur genervt seufzte. 'Selber schuld, wenn du deine Klappe nicht halten kannst.'

Wenig später war das Essen fertig und ich stellte das Essen auf den Tisch. Jeder nahm sich was und begann zu essen. Es schien ihnen ja zu schmecken, da sie es sich in ihren Schlund schoben, als hätten sie seit Tagen nichts gegessen. Dies belächelte ich.

„Sag mal, Eren, wie war das Vorstellungsgespräch eigentlich? Du hast uns noch gar nichts erzählt", meinte Armin mit einem etwas verwunderten Blick und sah von seinem Teller auf. Nun schauten mich auch Marco und Jean gespannt an.

„Ich habe den Job!", verkündete ich freudig und steckte mir eine weitere Gabel in den Mund. „Das ist ja super! Glückwunsch!", gratulierte Marco und lächelte mich an. Jean nickte auch mit einem ironischen Grinsen und aß weiter.

„Wie ist es gewesen? Wurdest du rumgeführt? Los erzähl mal!", forderte mich Armin neugierig auf. Immer funkelten seine blauen Augen so, wenn er darauf versessen war, über eine Sache mehr herauszufinden. „Klar, ich sag es euch."

Ich begann ihnen den ganzen Tag bis ins kleinste Detail zu geben. Aber als meine Gedanken zur geschlossenen Abteilung glitten, hielt ich inne. „Eren, alles gut? Du bist so in Gedanken", stellte Jean fragend fest und lehnte sich im Stuhl zurück. „Was?... Ähm ja... Jedenfalls relativ am Ende des Rundgangs liefen wir an einer Stahltür vorbei. Dr. Smith lief einfach weiter, doch ich blieb stehen. Ich schaute durch das Türfenster. Es sah kalt und ungemütlich aus. Links und rechts waren die Zimmer der Patienten und am Ende des Ganges war eine Gemeinschaftsküche mit anliegendem Essraum. Ich fragte nach der Station und Erwin meinte, diese wäre die Station für die Schwerfälle. Es soll da wohl so eintönig sein, weil es Patienten gibt, die Bunte Farben nicht vertragen. Generell die Patienten sollen Kontaktangst haben und dürfen deswegen nicht aus der Station raus und essen da", erzählte ich den Rest, aber mein Blick blieb nachdenklich, und stand auf und brachte das Geschirr in die Küche.

„Na das wird bestimmt nicht langweilig", meinte Marco und legte einen Arm um Jeans Schulter.

Wir unterhielten uns noch ein bisschen, bis wir dann alle ins Bett gingen. Ich jedoch lag noch lange wach, bevor ich einschlafen konnte...

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt