28. Entschlossenheit

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Erens Sicht:

Levi war jetzt bereits seit ein paar Tagen bei mir. Er lebte sich gut ein, war aber dennoch etwas für sich. Ich stempelte dies aber nicht als ungewöhnlich ab. Er brauchte eben etwas Zeit für sich, um seine Gedanken zu ordnen. Zudem stand die Frage noch offen, was er machen wollte. Denn bis jetzt hatte er darauf noch keine Antwort gefunden. Außerdem hatte er auch keinen Abschluss. Er müsste ihn erst nachholen. Aber ich war mir noch nicht ganz so sicher, ob er sich das schon zutraute. Ganz egal wie er sich entscheiden würde, ich wäre bei ihm und würde ihm helfen. Dafür war ich schließlich da.

Ich machte gerade Mittagessen. Nudelauflauf mit Gemüse und Hänchen. Das letzte mal, als ich dies gekocht hatte, schien es Levi zu schmecken, also entschied ich mich, es erneut zu machen. Levi war im Wohnzimmer und schaute auf sein Handy. Er hatte mir erzählt, dass er bis jetzt nie eins hatte. Er war am Anfang etwas ungeschickt, aber nach ein paar Versuchen besserte sich das. Es war am Anfang echt witzig anzusehen, wenn er so fragen stellte, wie er versuchte wahllos irgendwelche Knöpfe drückte.

Ich hatte den Auflauf in den Ofen geschoben und räumt anschließend etwas die Küche auf. Als ich fertig war ging ich ins Wohnzimmer, wo ich Levi vorfand. Er sah gerade auf sein Handy. Da ich nicht erkennen konnte, was dort stand, stellte ich mich hinter ihm und schaute ihm übe die Schulter. Wie ich sah, suchte er im Netz gerade nach Jobanzeigen, die Leute ohne Schulabschluss einstellen würden. Anhand seines Gesichtsausdrucks stellte ich fest, dass die Suche wohl nicht gerade einfach war. Ich fand das echt ätzend, dass jetzt jeder für alles einen Abschluss haben will. Einfach dumm...

"Läuft wohl nicht so gut..", sagte ich leise in sein Ohr und legte meine Hände auf seine Schultern. Levi zeigte darauf keine sonderlich offensichtliche Reaktion. Er sah zu mir auf, ehe er das Handy aus machte und neben sich auf das Sofa legte. "Es wird nie einfach sein..", meinte er dann und senkte seinen Kopf und lehnte sich gegen meinen Bauch. Zuerst wunderte ich mich darüber. Aber es war echt selten, dass Levi so offen seine Gefühle zeigte, also wollte ich dies ihm nur erleichtern und ließ es zu. Diese Position war irgendwie schön.. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, konnten sie sich vielleicht doch nicht geirrt haben. Da ich mir aber nicht ganz sicher war, wollte ich erstmal nicht überstürzen.

"Das wird es auch nicht... Deswegen müssen wir sehen, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen. Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg finden werden.", versuchte ich ihn zu beruhigen und strich ihm durch das Haar. Levi meinte mal, dass dies seine Mutter immer gemacht hatte und es ihn beruhigte. Es war das erste mal, dass Levi und ich uns so nahe waren. Ich konnte nicht verneinen, dass es mir gefiel.

"Ich will aber nicht immer an deinem Arsch hängen. Ich will auch mal selbstständig sein und was alleine auf die Beine bekommen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.", sprach er ganz leise. Ich antwortete darauf nicht, eher brauchte ich es auch nicht. "Ich habe Essen gemacht. Dürfte gleich fertig sein.", unterbrach ich die Stille und ließ von ihm ab. Er sah erst irritiert auf, aber realisierte nun doch, dass ich weg war. Schon süß.. "Gut", kam es von ihm und wir gingen in die Küche.

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Das ganze Essen über war es still. Keiner sagte etwas was. Jeder musste nachdenken über seine eigenen Dinge. Ich zum Beispiel konzentrierte mich gerade auf einen neuen Patienten. Da ich die erste Zeit bei Levi bleiben wollte, arbeitete ich von Zuhause aus. Ich konnte so auf beide 'aufpassen'. "Du, Eren?", unterbrach Levi das Schweigen. Ich sah mit vollem Mund zu ihm, blickte ihn fragend an. Seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben, was sofort mein Herz erwärmte. "Meinst du, es wäre eine gute Idee, wenn ich zur Abendschule gehen würde, um meinen Abschluss nach zu holen?", fragte er mich mit einem leicht verzweifelten Unterton. "Also ich denke, dass du das selber entscheiden musst. Ich kann dir nicht sagen was du tun sollst. Du wolltest doch selbstständiger werden, also finde ich, du solltest das selber entscheiden. Aber wenn du mich fragst, dann finde ich es sehr gut, dass du bereits darüber nachdenkst. Es zeigt nur, wie stark du bist.", erklärte ich mit halb vollem Mund so gut es ging verständlich. Levi sagte darauf nichts und stützte seinen Kopf an der Wand ab. Zudem stocherte er mit der Gabel im Essen rum. Machte ihn dieser Gedanke so fertig, dass er den Appetit verlor?

"Ich... Du hast recht. Ich... werde es versuchen. Ist ja erbärmlich. Ich, mit 28 Jahren, kann nichts für mich entscheiden. Das muss aufhören", sprach er dann doch zu ende hin entschlossen und stand auf, stellte seinen Teller auf die Arbeitsfläche ab und lief davon. Ich war ziemlich überrascht, dass er auf einmal so gefasst war. Es machte mich aber dennoch sehr glücklich, wie Levi darüber dachte. Seine plötzliche Entschlossenheit ist echt bewundernswert.

Levis Sicht:

So konnte es nicht weiter gehen! Ich musste endlich was unternehmen. Ich will Eren beweisen, dass seine Mühe nicht umsonst war. Nicht jetzt, wo ich endlich eine neue Chance hatte.. Schon als ich heute Mittag im Netz nach Jobanzeigen gesucht hatte, wurde mir klar, dass wenn ich einen ordentlichen Beruf haben wollte, mindestens einen Hauptschulabschluss brauchte. Das hieße, ich müsste zu einer Abendschule. Wo viele Menschen sind... Dieser Gedanke machte mir schon etwas Angst, aber ich durfte mich davon nicht behindern lassen! Ich werde das schon irgendwie schaukeln.

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt