Kapitel 5 - Verrat in den eigenen Reihen

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„Anflug auf Jedha eingeleitet!", rief einer der Offiziere auf der Brücke des imperialen Sternenzerstörers.
Kurze Zeit später verließ das Schiff den Hyperraum und war nun im Orbit des Wüstenplaneten.
„Sofort Jedha City ansteuern", befahl Tarkin selbstsicher. Er wusste, dass in wenigen Stunden ein Schiff im Hangar eintreffen würde, welches wertvolle Fracht im Kampf gegen die Neue Republik beinhalten würde.
Doch bis dahin hieß es warten. Und obwohl er die Empfehlung von Admiral Thrawn erhielt, sich nicht auf die Oberfläche von Jedha zu begeben, schickte er einige Invasionstruppen in die Stadt.

Die Männer und Frauen waren begierig danach, die Jedi endgültig zu vernichten. Und nun hatten sie endlich die Gelegenheit. Jene, die sie nicht auffinden würden, waren auf jeden Fall verloren, sobald die Kampfstation ebenfalls eintreffen würde. Doch ließ Orson Krennic noch immer auf sich warten.
Tarkin hasste Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit, aber in diesem Fall war es vermutlich sogar besser, dass seine Kampfstation noch nicht sichtbar war.
Denn so hatte sein Großinquisitor noch genug Zeit, das Druckmittel zu beschaffen, welches er so dringend brauchte, ohne dass Panik in der Stadt ausbrach.

Es war eine hervorragende Fügung, dass sich eines der hochrangigen Mitglieder im Orden der Jedi für seine Sache gewinnen ließ.
So hatte Tarkin sämtlichen Zugriff auf alle Vorgehensweisen der Jedi und der Republik. Er wusste, wann sich möglichst viele Jedi im Tempel befanden, damit er dann seine Truppen dorthin schicken konnte. Und er konnte sich darauf verlassen, dass sein Großinquisitor nicht ruhen würde, ehe dieser sein Ziel erreicht hatte.
„Ihre Anweisungen, Anführer Tarkin?", fragte einer der Commander.
Tarkin sprach, ohne den Mann eines Blickes zu würdigen.
„Lassen Sie die Sturmtruppen einmarschieren. Kesselt die Bürger ein und riegelt die Stadt ab. Überprüft jedes Haus und stellt sicher, dass es keinen Geheimgang gibt, den wir nicht überwachen."

Unten in der Stadt bewegte sich der Großinquisitor völlig frei durch die Gassen und Straßen. Niemand hatte je Verdacht geschöpft, dass er als Tempel-Wache zum Imperium übergelaufen war und nun als Geheimagent diente.
Sein Gesicht war durch die standesgemäße Rüstung der Wächter nicht bekannt, daher hatte er selbst als Notfalloption noch immer die Möglichkeit, sich umzukleiden, sollte seine Tarnung auffliegen.
Den Bewohnern der Stadt, welche seinen Weg kreuzten, stand die Angst vor dem Imperium in ihre Gesichter geschrieben.
Wild rannten sie umher, in dem fehlerhaften Glauben, in ihren Häusern vor den Soldaten sicher zu sein.

Auch die Jedi hatten Furcht, das konnte der Inquisitor mit Genugtuung fühlen. Wie konnten sie bloß so schnell aufgedeckt werden? Sie ahnten nicht, dass er das Kommunikationssystem der Jedi kompromittiert und für das Imperium geöffnet hatte. So konnten die Imperialen jeden Funkspruch abhören.
Jetzt war endlich der große Moment gekommen, seinen Wert zu beweisen und zur rechten Hand von Anführer Tarkin aufzusteigen. Er musste nur noch die Kinder der Kanzlerin finden.

Sein Instinkt sagte ihm, dass sich diese nicht in der Nähe von Meister Yoda aufhielten. Das wäre zwar naheliegend, immerhin war dieser zwar noch immer ein Lehrer der Jünglinge, aber es wäre auch zu offensichtlich.
Er durchsuchte jeden Winkel der Stadt und streckte seine Fühler in der Macht aus, um die Signaturen der kleinen Gören zu finden. Und tatsächlich gelang es ihm, zumindest ein Kind zu spüren.
Sie hatten sie also getrennt, was merkwürdig war. Hatten sie Verdacht geschöpft, dass es einen Verräter in den eigenen Reihen gab?

Das Kind befand sich in einem Haus fernab der Hauptstraße und wurde erwartungsgemäß von zwei Jedi-Rittern beschützt. Doch mit seiner Tarnung musste der Großinquisitor keine Bedenken haben.
Er begab sich zu ihnen.
„Meister Losara, Ihr sollt Euch umgehend zu Meister Yoda begeben", sagte er und stellte sich zwischen die beiden Jedi.
„Meister Yoda? Wieso?", fragte Losara zweifelnd.
„Das wurde mir nicht gesagt", antwortete der Großinquisitor.
Losara drehte sich um und ging zu dem anderen Jedi.
Das war genau das, worauf der Großinquisitor wartete.

„Haeden, warte hier auf mich. Ich bin gleich wieder ...", begann Losara, doch weiter kam er nicht.
Jetzt lassen sie sogar schon Padawane die Kinder bewachen, dachte sich der Großinquisitor abwertend. Früher hatte man Wächter wie ihn mit solchen Aufgaben betreut, doch heute war alles anders.
Er folgte dem Meister zu seinem Padawan und als dieser mit seinem Schüler sprach, aktivierte der Großinquisitor die rote Doppelklinge seines versteckten Lichtschwerts und durchbohrte so beide Jedi. Sofort fielen diese zu Boden. Der Inquisitor begab sich zu dem Jungen, welches alles mit angesehen hatte und zog es mit sich. Ein Kind in Gewahrsam, ein weiteres fehlt noch, sagte sich der Inquisitor lächelnd.

Nachdem er den Jungen im Laderaum seines Schiffes, welches die Imperialen heimlich nahe der Stadtgrenzen abgestellt hatten, eingesperrt hatte, begab er sich auf die Suche nach dem Mädchen.
Dieses Mädchen war weitaus schwerer zu finden, doch nach einer Stunde Suchen fühlte er auch ihre Aura in der Macht.
Doch dazu fühlte er eine weitere ebenfalls mächtige Person.
Er fand das Mädchen am Rande eines Turmes, welcher die Stadt in südlicher Richtung abschloss. Neben ihr stand ein junger Jedi, vermutlich gerade einmal so alt, ein Padawan sein zu dürfen.
„Wo ist dein Meister?", fragte der Inquisitor den Jungen.
„Er bespricht sich mit Meister Yoda. Mir sagte er, dass er bald wieder hier sein würde", antwortete der Padawan unsicher. Ein Tempel-Wächter sprach mit ihm ... nach den Vorkommnissen der letzten Tage war das ebenfalls wieder ein neues Erlebnis für den Jungen.

„Wie lautet dein Name?"
Der Inquisitor kam ihm langsam immer näher. Schon bald würde er in seiner Reichweite sein.
„Mein Name ist Cal. Cal Kestis", sagte der Junge.
„Also gut, Cal Kestis. Ich habe folgenden Auftrag für dich ..."
Der Inquisitor wollte gerade sein Lichtschwert aktivieren, als Cal sein Vorhaben erkannte. Er wich der Klinge aus und griff nach seinem Schwert. Doch war er dem Wächter weit unterlegen und wurde von diesem mit einem enormen Schub gegen die Wand des Gebäudes geschleudert. Sofort versank er in der Bewusstlosigkeit.

So war nun auch das Mädchen eingesammelt, wodurch der Großinquisitor sich schnellen Schrittes zu seinem Schiff begab.
Noch immer das Mädchen an der Hand, betrat er den Frachtraum und stellte sicher, dass die Kinder an Ort und Stelle bleiben würden. Sie ahnten nichts davon, wo er sie hinführen würde.
Es dauerte nicht lange und er landete im Hangar des Sternenzerstörers. Tarkin erwartete ihn bereits mit hinter dem Rücken verschränkten Armen und einem gänzlich teilnahmslosen Ausdruck auf seinem Gesicht.

„Ihr habt die Kinder?", fragte er, als der Inquisitor das Schiff verließ.
Dieser tippte sofort an dem Holopad seines Schiffs herum, was die Ladeklappe öffnete. Dort saßen sie, Luke und Leia, unschuldige Gefangene.
Sie würden einen hervorragenden Druck auf die Kanzlerin ausüben können.
„Sir, der Todesstern nähert sich unserer Position", sagte einer der Offiziere durch, welche sich neben Tarkin in einer Reihe aufgestellt hatten.
Das war Musik in seinen Ohren.

„Kontaktieren Sie Krennic. Er soll die Generatoren hochfahren und alle Energie zu dem Laser leiten, sowie sie eingetroffen sind", wies er ihn an.
Der Offizier salutierte und entfernte sich sofort. Schon im Gehen sprach er mit dem Direktor und gab ihm seine Befehle.
„Willkommen auf diesem Schiff. Ich werde euch beiden etwas zeigen", säuselte Tarkin amüsiert zu den Kindern, nachdem er sich diesen wieder zugewandt hatte und führte sie auf die Brücke. Ihm war egal, wie ängstlich sie waren. Auch Jünglinge waren nur schwache Kinder, die nichts gegen ihn ausrichten konnten.
In der Zwischenzeit gelangte der Todesstern in den Orbit des Planeten. War Panik bislang eine Beschreibung für die Zustände in der Stadt, so war es nun Chaos.
Auf der Brücke angekommen, stellte sich Tarkin an den Kommunikator.

„Direktor Krennic?"
Sofort erschien das Bild des hageren Leiters des Todessterns.
„Anführer Tarkin." Er salutierte und wartete darauf, sich wieder rühren zu dürfen.
„Direktor, es ist soweit. Die Zeit ist gekommen, der Republik und den Jedi die Feuerkraft dieser Kampfstation zu zeigen.
Feuert auf Jedha City, sowie die Truppen an Bord der Transporter sind."
Krennics Gesichtsausdruck zeigte einen kleinen Anflug von Zufriedenheit. Nun konnte er endlich die tödlichste Waffe der Galaxie in Betrieb nehmen.
„Zu Befehl, mein Anführer", rief Krennic und wandte sich seinen Technikern zu.

Wrath of the Empire - Skywalker Academy Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt