Kapitel 10 - Riskante Pläne

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Die Überlebenden des imperialen Angriffs trafen sich erneut früh am nächsten Morgen.
Jeder hatte sich Überlegungen zu der Lage gemacht, doch kaum eine hatte das Potenzial, das Imperium zu stürzen. Bis Ahsoka sprach.
„Ich habe mir überlegt, die Rebellen von Onderon für unsere Sache zu gewinnen. Zwar habe ich Bedenken, Saw Gerrera zu überzeugen, aber ..." Sie schaute schnell zu Anakin, der leicht die Nase rümpfte. „Lux Bonteri hingegen ist ein alter Freund. Ich habe die Hoffnung, dass wir so zumindest etwas stärker sind."

Obi-Wan strich sich über den Bart. Er kannte die Rebellen aus den Klonkriegen. Sie waren anfangs zerstritten und hatten kaum Erfahrungen mit dem Kämpfen. Aber er musste zugeben, dass sie mit einer Überzeugung kämpften, die ihre unterlegene Mannstärke locker ausglich.
Dennoch redeten sie hier nicht über einen von Droiden besetzten Planeten, sondern vom gesamten Imperium und einer bestialischen Waffe.
„Ahsoka", warf er ein. „Glaubst du wirklich, dass das ausreicht? Unsere Armee ist klein und die Rebellen würden kaum einen Unterschied machen. Was genau hast du also mit den Onderonianern vor?"

Anakin meldete sich. Er war überhaupt nicht zufrieden mit der Idee, Ahsoka bei Lux zu sehen. Er wusste aber, dass ihr Vorschlag gut war und dass man diesen nur mit Leuten umsetzen konnte, die sich leidenschaftlich einer Sache verpflichteten. Selbst Klone waren da den Rebellen emotional unterlegen. Daher konnten nur sie die Aufgabe ausführen, die sich Ahsoka und Anakin ausgedacht hatten. Vorausgesetzt sie lassen sich überzeugen.
„Sollten die Rebellen um Gerrera und Bonteri uns folgen, so wollen wir mit ihrer Hilfe Pläne des Todessterns beschaffen."

Jeder am Tisch war sofort überrascht von dieser Idee.
„Pläne des Todessterns?", fragte Bail Organa ungläubig. „Warum?"
„Tarkin hat es selber gesagt: Der Todesstern ist ihr Vorzeigeprojekt. Eine Demonstration der Macht. Es wäre doch zu schade, wenn die Imperialen dieses Spielzeug verlieren würden." Er grinste schelmisch, als er das sagte.
Ahsoka versuchte, die Gemüter zu beruhigen. Es war schwer, da jeder um die Feuerkraft der Station wusste. Jede falsche Entscheidung würde mit größter Wahrscheinlichkeit bedeuten, dass ein weiterer Planet zerstört wird.

„Wir brauchen die Pläne, um eine Schwachstelle zu finden. Jedes System hat irgendwo eine Schwachstelle. Möge sie noch so klein sein. Ein Entlüftungsschacht zum Beispiel, oder ..."
Anakin wurde von Padmé unterbrochen.
„Und wie sollen wir an die Pläne kommen?"
Das war wahrlich die schwierigste Mission der Vorbereitung. Aber es gab immerhin zwei hochrangige ehemalige Senatoren der Republik, und einer, oder besser gesagt eine davon war inzwischen Kanzlerin.
„Padmé", begann Anakin. „Auf wie viele Akten und Datensätze von Palpatine hast du Zugriff?"
Sie musste nicht lange überlegen. „Auf alle. Zumindest alle offiziellen."

Ahsoka nickte Anakin optimistisch zu.
„Das sollte reichen", sagte sie. „Sucht nach allem, was seltsam aussieht. Gelder, die ins Leere geflossen sind, Spenden, Fonds ... sucht nach allem, womit man ein solches Monster finanzieren kann. Sowas kann man nicht innerhalb von fünf Jahren bauen, dazu braucht es weit mehr Planungszeit. Und verfolgt dann das Geld. Es muss am Ende an einem Punkt ankommen, der für den Bau der Waffe zuständig ist. Und dort ..."
Anakin sah zu Ahsoka herüber. Für jemanden, die, wie sie selbst von sich behauptete, keine Ahnung von Politik hat, war das ein extrem guter Vortrag. Und dafür liebte er sie. Sie war empathisch und begeisterte sich für alles, was sie interessierte.
Er dachte häufig belustigt an die Anfänge ihrer Freundschaft. Zwar war sie auch da schon vorlaut und schnippisch, aber hinter der Fassade der toughen Schülerin war immer noch die Unsicherheit zu sehen, die sich mit jeder weiteren Mission legte.

Als sie dann eines Tages auch noch plötzlich mit einem neuen Outfit, welches mehr ihren trainierten und gereiften Körper betonte, die Arena im Tempel betrat, hatte er sich in sie verguckt.
Er wusste, dass es falsch war. Immerhin war sie seine Schülerin und fünf Jahre jünger als er. Doch er konnte sich nicht gegen die aufkommenden Gefühle wehren. Und sie ab einem bestimmten Punkt zum Ende der Klonkriege ebenfalls nicht mehr.
Sie war im Krieg gereift, was man keinem Kind zumuten sollte. Die Schlachten haben sie geistig erwachsener gemacht als ihr Alter es ausdrücken konnte. Und darüber hinaus war Padmé ebenfalls fünf Jahre älter als er, was auch niemanden störte.

„Anakin!"
Genervt schaute Ahsoka ihn an. Sie fühlte, dass er mal wieder im Gedanken bei ihr war. Seinen Geist konnte sie durch die Macht überdeutlich in ihrem Kopf wahrnehmen.
„Äh ... genau." Betroffen und peinlich berührt räusperte er sich kurz. „Und dort müssten wir erfahren, wer die Kampfstation baut und wo. Palpatine kann das Projekt nicht einfach mit privaten Mitteln finanziert haben. Dazu waren Unsummen an Credits nötig, die selbst ein Kanzler nicht aufbringen konnte. Finden wir diese Geldflüsse, finden wir auch den Ort des Baus. Und da muss es Pläne geben. Dafür brauchen wir die Rebellen."

Sie wussten, dass das der einzige Weg mit zumindest einer kleinen Aussicht auf Erfolg war. Aber er würde auch Zeit benötigen, und davon hatten sie gerade bekanntlich keine.
„Die Idee ist gut, ohne Zweifel. Aber ich glaube, wir vergessen hier die Tatsache, dass das Imperium jeden Tag einen Planeten zerstören will. Bis wir die Daten ausgewertet haben, können Tage vergehen", gab Bail Organa zu bedenken.
„Und jeder zerstörte Planet oder Mond bedeutet nicht nur ein System weniger, sondern darüber hinaus sinkt auch das Vertrauen in die Republik. Und das kann überlaufende Systeme zur Folge haben", führte Padmé bedrückt fort.

„Es ist unsere einzige Möglichkeit", versuchte Anakin ihr klarzumachen.
Obi-Wan saß dabei die ganze Zeit nachdenklich auf seinem Stuhl. Er stützte sich mit einem Arm auf seinem anderen auf und vergrub sein Kinn in der Hand.
„Ich glaube, dass Anakin und Ahsoka recht haben. Wir müssen so schnell wie möglich die Daten auswerten, ehe das Imperium zu viele Ziele vernichtet. Uns läuft die Zeit davon und Debatten haben hier keinen Platz."
Angespannt atmete Padmé aus. Es ging tatsächlich nicht anders. Also gab sie Bail zu verstehen, dass sie sich nun zurückziehen und die Daten sichten mussten.

Auch Ahsoka erhob sich.
„Und ich werde nach Onderon fliegen. Ich hoffe, Lux ist vor Ort. Ich kann sonst nicht garantieren, dass Saw mich nach der Sache mit Steela in einem Stück wieder hierherschickt."
Anakin sah ihr besorgt in die Augen. Er wäre natürlich am liebsten mitgekommen, aber so sehr er sie auch beschützen wollte, umso gefährlicher war es, wenn man ihn entdecken würde.
Nicht jeder kannte die ganze Wahrheit, warum er den Orden während der Order 66 angegriffen hatte. Und viele wussten inzwischen, dass Anakin Skywalker der Jedi war, der die Klontruppen begleitet hatte.
Die Togruta spürte seine Bedenken und versuchte, ihn durch die Macht zu berühren, ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war. Doch er verschloss sich vor ihr, was sie noch besorgter zurückließ.

Gemeinsam mit Rex und Obi-Wan begab sie sich zum Hangar des Palastes. Es war selbstverständlich, dass R2-D2 sie begleiten würde, das wollte sich der kleine Astromech sich nach über fünf Jahren einfach nicht nehmen lassen.
Sie stieg in den Jäger, welchen sie von Bail Organa erhalten hatte und sah noch einmal herunter zu Anakin, der noch immer mit versteinerter Miene nervös auf und ab lief.

Kurz bevor sie die Kanzel des Schiffes schließen wollte, beugte sich Anakin zu ihr und zog sie an sich heran.
„Entschuldige mein Verhalten, Snips. Komm' bitte einfach nur schnell wieder."
Daraufhin legte sie ihre Lippen auf seine, wohl wissend, dass Obi-Wan neben ihnen stand. Auch wenn dieser nie etwas gegen ihren Bund sagte und sie sogar am Ende dazu ermutigte, hatte sie noch immer das seltsame Gefühl, etwas Verbotenes zu tun.

Als sie sich lösten, bemerkte sie glücklich, dass Anakins Miene sich wieder etwas aufgehellt hatte, wodurch sie wesentlich entspannter die Abflugchecks zusammen mit R2 durchgehen konnte.
„Und du treibst bitte in der Zwischenzeit niemanden in den Wahnsinn, Skyguy", zwinkerte sie ihm zu, kurz bevor sich die Kanzel schloss und luftdicht verriegelte.
Schnell hob sie mit einem Blick zurück auf ihre Freunde ab und verließ Alderaan, um sich auf den schnellsten Weg nach Onderon zu begeben.

Wrath of the Empire - Skywalker Academy Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt