Kapitel 32 - Auf die Sekunde

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Die Lichtschwerter sprühten Funken, als sie sich durch das Metall der Umgebung schnitten.
Seit Ahsoka auf Mandalore und Utapau gegen Maul kämpfte, ist sie keinem Machtnutzer mehr begegnet, welcher eine doppelte Klinge führte. Generell hatte sie bis zu den neuerlichen Auseinandersetzungen keinen Lichtschwertkampf mehr bestritten, außer die kleinen Trainings-Duelle auf Saamazaaru gegen Anakin und Rex, welcher sich aus Langeweile und Neugierde irgendwann doch für den Schwertkampf interessierte.
Gerade in diesem Moment wünschte sie sich einen von beiden hier bei sich. Doch Rex war auf Naboo beschäftigt mit Tarkin. Viel schlimmer jedoch war für sie die Tatsache, dass Anakin nur wenige Meter von ihr entfernt war, jedoch nicht eingreifen konnte.

Selbst wenn er mit seinem Lichtschwert durch die erste Tür gekommen wäre, die Luftschleuse hätte sein Vorhaben durch die Dicke des Metalls gestoppt.
So blieb den Beiden nichts anderes übrig, als auf ihre Verbindung in der Macht zu vertrauen.
Sie spürte Anakins Angst, je länger der Kampf mit dem Inquisitor andauerte. Einerseits weil er - so wie sie selbst - merkte, dass ihre Kräfte schwanden und andererseits weil ihnen auch die Zeit wie der unnachgiebige Sand auf Tatooine durch die Finger rann.
In wenigen Minuten musste R2 zusammen mit Ahsoka den Magneten neu ausrichten, was seine Freundin aber nur ohne Gegner machen konnte.

Auch Obi-Wan stützte sich gegen das Fenster und sah dem Kampf aufmerksam zu. Von ihm kam nicht ein Ton der Zuversicht oder Aufmunterung, er wollte ebenfalls nur, dass Ahsoka überlebte.
„Wir müssen ihr doch helfen können." Anakin suchte jeden Zentimeter des Raumes ab. Es musste doch etwas geben, was ihn mit ihr wieder vereinen konnte.
„R2, kannst du die Luftschleuse entriegeln?"
Doch das, was der kleine Droide Anakin mitteilte, war nicht das, was dieser hören wollte.
„Du musst es weiter versuchen, wir müssen da rein!"

In seinem Inneren wusste Anakin, dass sein Astromech die unumgängliche Wahrheit sagte, dass sie auf sich allein gestellt war, da die Schleuse sich durch die Sabotage des Inquisitors nicht mehr öffnen ließ.
Er wollte es allerdings nicht wahrhaben.
Er konnte nicht verstehen, dass seine Freundin nur wenige Meter neben ihm um ihr Leben kämpfte und er nichts anderes anstellen konnte, als ihr dabei zuzusehen. Es war wie in einem verdammten Theater.

Wenn das Imperium eines geschafft hatte, dann war es, Furcht zu säen. In den unentschlossenen Systemen und selbst in den Reihen der Neuen Republik. Und sogar die heroischsten Soldaten und Generäle waren nicht frei davon.
Was würde passieren, wenn er sie sterben sehen würde? Und was passiert generell, wenn sie den Todesstern vernichten würden?
All das ging ihm durch den Kopf, denn eines war ihm bewusst: Egal was eintreffen würde, es war noch lange nicht vorbei.

Wieder verkanteten sich ihre Klingen ineinander, als Ahsoka aus der Drehung versuchte, ihren Gegner an seinem Bein zu erwischen. Allerdings benötigte es nur eine kurze Bewegung des Inquisitors, damit eine seiner Klingen Ahsokas Angriff abwehren konnte.
Mit dem freien Shoto setzte sie nun zum Schlag an, welcher jedoch mit Leichtigkeit ebenfalls von dem Pau'aner geblockt wurde. So standen sie sich nun gegenüber und rangen darum, wer die größeren Kraftreserven hatte.
„Euch muss bewusst sein, dass es keinen Unterschied macht, wer von uns gewinnt", zischte der Inquisitor. „Ihr seid verloren."
„Was macht Euch da so sicher?", fragte Ahsoka ihn angestrengt.
„Es gibt etwas Größeres, was sich da draußen anbahnt. Größer als Ihr es Euch je vorstellen könnt." Ahsoka riss sich aus dem Block los und stieß den Mann mit der Macht von sich, sodass er nun auf dem schmalen Steg stand.

„Ich fürchte, Ihr habt zu viel Vertrauen in Eure neuen Meister", lächelte sie herausfordernd zurück.
Der Inquisitor schaute schnaubend zu Boden, amüsiert über die Naivität seines jungen Gegenübers. Es gab kein Entkommen vor dem Imperium. Egal was du zu schützen versuchtest, es fing dich und zerstörte dich mit bloßen Händen.
„Ich wünschte, Ihr hättet Euch mir angeschlossen", sagte er mit gespielter Verzweiflung. „Dann würdet Ihr verstehen, dass das nicht nur hohle Floskeln von mir sind. Selbst die Stärksten von euch werden fallen."
Er schaute kurz zu dem Fenster, hinter welchem Anakin und Obi-Wan das Geschehen verfolgten, was auch Ahsoka bemerkte.

„Keiner von ihnen würde sich Euch und Euren Schergen anschließen", sagte sie entschlossen.
Der Blick ihres Gegenübers schnellte wieder zu ihr. „Nun bin ich an der Reihe. Was macht Euch da so sicher?"
„Ich weiß es", antwortete sie mit Überzeugung. „Der Imperator hatte es schon nicht erreicht, wer seid da Ihr?"
„Oh, ich rede nicht von mir", prustete der Inquisitor spöttisch. „Es gibt mächtigere Kräfte, welche die Geschicke leiten. Ihr könnt nicht gewinnen. Wir werden siegen ... er wird siegen."
„Wen meint Ihr mit ‚er'? Tarkin?", fragte sie verwirrt, doch erhielt sie keine Antwort.

Mit einem Blick auf den Countdown startete Ahsoka daher wieder einen Angriff auf den Mann. Sie musste ihn schlagen oder zumindest so weit genug von dem Terminal weghalten, damit sie rechtzeitig den Hebel ziehen konnte.
Sie lief mit ausgestreckten Schwertern auf ihn zu und zielte auf seine Mitte. Sofort positionierte sich der Inquisitor dementsprechend und bereitete sich darauf vor, den Angriff zu parieren.
Ahsoka jedoch hatte etwas anderes vor. Sie täuschte einen Angriff an, rutschte dann jedoch zwischen seinen Beinen hindurch und kam hinter dem Inquisitor wieder zum Stehen. Sofort verlagerte sie ihr Gewicht und schnellte auf den Pau'aner zu.
Nur ein Reflex bewahrte ihn davor, von ihrer Klinge durchbohrt zu werden.

„Gut, das war gut", lobte sie der Inquisitor. Ahsoka ging wieder in ihre Angriffsstellung und wartete auf die nächste Möglichkeit.
Mit einem kurzen Blick aus dem Augenwinkel sah sie, dass der Countdown nur noch wenige Sekunden anzeigte.
Sie brauchte nun diesen einen Versuch, um ihn rechtzeitig wegzulocken.
Wieder hob sie ihr Hauptschwert und machte einen Satz auf den Pau'aner zu.
Erneut gelang es ihm, mit einem Schritt zurück den einfachen Angriff der Togruta zu parieren.
„Das war Euer letzter Versuch und Ihr versucht so etwas Banales? Ich habe mehr von Euch erwartet als so einen Fehlschlag."
Dann sah er allerdings das Grinsen in Ahsokas Gesicht.
„Oh, das war kein Fehlschlag. Ich habe Euch genau da, wo ich Euch haben wollte."

Erst jetzt fiel dem Inquisitor auf, dass Ahsoka stets nur ihr Hauptschwert erhoben hatte. Er sah hinunter und bemerkte, dass ihr Shoto während ihres Angriffes einen Kreis um sie beide herum in den Steg geschnitten hatte.
Ehe er reagieren konnte, stemmte Ahsoka sich mit Kraft von dem Steg ab, dessen rundes, ausgeschnittenes Teil sich dadurch nun lockerte und unter dem Gewicht des Inquisitors nachgab.
Mit einem Quietschen fiel das Stück senkrecht den Schacht herunter und mit ihm der Inquisitor.

Kurz ausatmend rannte Ahsoka nun zu dem Terminal und kam gerade noch im rechtzeitigen Augenblick an.
„R2, bist du bereit?", fragte sie mit dem Gesicht zu der Glasscheibe gewandt, hinter welcher R2, Anakin und Obi-Wan standen.
Der Astromech fuhr zur Bestätigung einen seiner Greifarme aus und winkte ihr zu.
„Dann jetzt alles oder nichts", flüsterte sie sich wieder zu und erhob eine Hand, um R2 ihren Countdown zu zeigen
Gebannt schaute sie auf den Timer, welcher nun ablief.
Fünf, Vier, Drei, Zwei ...
„Jetzt!"

Am Boden und in der Luft Naboos sahen die Wesen die acht grünen Laserstrahlen, welche ihren Schacht verließen und sich den Weg zur Mitte der Waffenschüssel bahnten. Ihr Leben hing am seidenen Faden.
Padmé schloss die Augen, im Frieden mit dem, was nun kommen würde. Doch kein Strahl entfernte sich von der Mitte der Schüssel.
Vielmehr sah es danach aus, als ob der Laser in der Luft stand.
Was sie jedoch nicht sehen konnten, war, wie der Strahl von dem neu justierten Magneten auf die Oberfläche der Kampfstation gezogen wurde.

Wrath of the Empire - Skywalker Academy Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt