Rollentausch

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<-LOCKSLEY-MANOR--<<<

Das erste, was Robin bemerkte, als er an diesem Morgen aufwachte, war, dass er sich in Locksley Manor befand. Er drehte leicht den Kopf, um sein Schlafgemach anzusehen. Locksley Manor, wie er es kannte. Bis auf Gisbornes Sachen, die überall im Raum verteilt waren.

Robin hob beide Hände, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben.. Allerdings sahen seine Hände nicht mehr so aus, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte. Verwirrt schaute er an sich herunter. Dabei fielen ihm einige schwarze Strähnen ins Gesicht. Schwarz? Was zum Henker war hier los?

Wie der Blitz war er aus dem Bett. Er trug ein schwarzes Leinenhemd und eine ebenso schwarze Leinenhose. Als er sein Gesicht berührte, traf ihn die Erkenntnis: Er sah aus wie Guy of Gisborne. Steckte er etwas in Gisbornes Körper? Anders konnte er es sich nicht erklären. Aber wenn das der Fall war, was war mit Gisborne selbst passiert?

Hastig tauschte er Hemd und Hose und warf sich Gisbornes Lederjacke über die Schultern. Dann schnappte er sich das Schwert und schnallte es sich um die Hüfte. Er riss die Tür seines Schlafgemachs auf und rannte die Treppe hinunter. Die Stufen knarrten laut unter den schweren schwarzen Stiefeln, die Gisborne immer trug.

Der Diener Thornton trat aus der Tür zu den Gemächern der Bediensteten, als Robin gerade das Haus verlassen wollte.

„Sir Guy, wollt Ihr denn nichts frühstücken?", fragte er sichtlich erstaunt. Anscheinend sah er wirklich aus wie Gisborne.

„Nein", schnauzte Robin. Bevor Thornton noch etwas sagen konnte, fiel schon die Tür ins Schloss. Im Stall traf er seinen Stallburschen. „Sattel mein Pferd."

Mit Gisbornes Rapphengst im Schlepptau verließ er den Hof. Schnell stieg er auf und ließ das Pferd sofort angaloppieren.

<-SHERWOOD-FOREST--<<<

Guy schlug die Augen auf und stutzte. Die Outlaws hatten ihn doch nicht gefangen genommen, oder? Wie sonst sollte er in ihr gut verstecktes Camp gelangt sein? Langsam und gähnend setzte er sich auf. Ein Gefangener sollte eigentlich gefesselt sein, dachte er. Erst nach diesem Gedanken bemerkte er die seltsame Kleidung, die er trug. Grün und Braun. Farben, die die Outlaws trugen, um im Wald nicht aufzufallen. Irgendwie kamen ihm seine Beine kürzer vor als sonst. Außerdem sahen seine Hände anders aus. Raue Haut, kurze Finger mit dreckigen Nägeln.

Was war passiert? Hatte er zu viel Wein getrunken und litt nun an den Folgen? Aber was hatte er dann im Camp von Robin Hood zu suchen?

„Robin, ist alles in Ordnung?", fragte jemand. Der Mann, der Robin oft als „Master" bezeichnete, schaute ihn besorgt an. Könnte es sein, dass er plötzlich aussah wie Robin Hood?

Bei seinem Ritt durch den Wald stellte Robin fest, dass Gisborne unter ständigen Rückenschmerzen litt. Außerdem fand er es seltsam, plötzlich längere Beine zu haben.Es hätte nicht mehr lange gedauert, bis er im Camp angekommen wäre, als jemand aus dem Gebüsch brach. Erschrocken brachte er sein Pferd zum Stehen. Er stand vor sich selbst.

„Was ist hier los?", fragte sein Gegenüber aufgebracht. Wie Gisborne sich wohl fühlte? Er redete immerhin mit jemandem, der exakt so aussah, wie er normalerweise. „Locksley, was hat das zu bedeuten?"

„Ihr scheint euch ziemlich sicher zu sein, das ich es wirklich bin", antwortete Robin. „Aber ich weiß auch nicht, was hier los ist. Ich weiß bloß, dass ich heute in Eurem Körper aufgewacht bin."

Gisborne brachte Robins Gesicht zum Grinsen. „Tat bestimmt gut, deinen Besitz mal wieder von innen zu sehen."

„Sehr witzig." Robin versuchte eine Miene aufzusetzen, die auf Gisbornes Gesicht hoffentlich genervt aussah. „Was schlagt Ihr vor, was wir jetzt tun?"

Robin/Marian One ShotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt