How to steal a kiss

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Wütend zog sie die Pferdehaaarbürste immer wieder durch ihr Haar,
mit immer demselben Ergebnis:
Haaaaaaaar- Schluß!
Haaaaaaaar- Schluß!
Haaaaaaaar- Schluß!

Niedergeschlagen lies sie das hölzerne Instrument sinken.
Marian saß an ihrer kleinen Frisierkommode, ein Erbstück ihrer Mutter,
klein, aber aus dem kostbaren, harten Holz eines fernen Landes hergestellt.

Sie hatteTränen in den Augen.

Sie hatte ihr Hausmädchen weggeschickt, nachdem dieses,
wie jeden Abend die üblichen Handreichungen vollzogen hatte.
Seit einem Monat ungefähr endeten diese
mit dem Aufschlagen der Bettdecke.

Vor dieser Zeit galt es noch, ihr Haar zu bändigen.
Haaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaar- Schluß!
Haaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaar- Schluß!
Haaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaar- Schluß!

Das hatte sie nicht allein bewältigen können.
Naja,
sie war es auch nicht anders gewohnt gewesen!

Sie nahm die Bürste fest in in ihre Hand
und schlug den Stiel ein paarmal gegen die Kante der Kommode.

TOCK-TOCK-TOCK-TOCK-TOCK-TOCK

Sie hörte ein leichtes Knirschen,
prüfte unter tränenverschwommenen Blick
den Gegenstand in ihrer Hand.
Er schien keinen Schaden genommen zu haben.

Wohl ein Riß im Inneren des Holzes, dachte sie
und fuhr fort, diesmal unkontrolliert,
auf die Kommode ein zu hämmern.

Tocktock-TOCKTOCKTOCK-Tochtock.....

"Bedeutet dieses geheime Klopfzeichen,ich kann hereinkommen?"
zu Tode erschrocken wandt sie sich dem Fenster ihrer Schlafkammer zu,
als sie die ruhige, sanfte Stimme aus dieser Richtung vernahm.

Robin stand draussen,
vor ihrem Fenster, die Unterarme auf der Fensterbank ,
wie auf einer Theke abgestützt,
als würde er gleich eine Bestellung abgeben
und grinste sie freudestrahlend an.

Sie ignorierte ihr höher schlagendes Herz und sah ihn kalt an.
"Guten Abend, Lord of Sherwood!"
Verärgerung über ihre fast zu sanfte Stimme,
"Mission erfolgreich erfüllt??"

"Ach komm, Marian!" schmollte er,
"Jetzt bin ich doch hier, und mehr als bereit, mich deiner Probleme zu widmen!"

Wütend sprang sie auf,
"Ohh, wie gnädig von eurer Lordschaft! Doch du kannst gleich wieder verschwinden,
denn wie immer habe ich alles selbst regeln können!"

Sie schlenderte auf ihn zu, stützte sich vor seiner Nase mit den Handballen
auf den Fenstersims und sah erhaben auf ihn herab.
Doch er starrte irritiert geradeaus,
statt wie erwartet nach oben zu schauen....
...direkt in ihren Ausschnitt.

Sie schlug ihn mit der flachen Hand gegen den Kopf und traf sein linkes Ohr,
zog sich einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

Robin krallte sich mit einer Hand an den Sims,
fast wäre er von dem schmalen Gebälk unter ihrem Fenster,
abgerutscht, die andere Hand an seinem brennenden Ohr.

"Marian!" er klang völlig überrascht und verletzt,
"Willst du mich umbringen?"

"Nein," sie kämpfte gegen den Hauch eines schlechten Gewissens,
"dann hätte ich mit meiner Bürste zugeschlagen!"

"Bitte?" seine linke Hand kreiste mit ausgestrecktem Zeigefinger
vor seinem stark geröteten Ohr,
"Kann dich schlecht verstehen!"

Dieser Mann hatte es geschafft,
dass sie so etwas wie ein schlechtes Gewissen verspürte.

Wie er so da stand!
Mit der rechten Schulter an ihren Fensterrahmen gelehnt,
die rechte Hand haltsuchend an den oberen Teil dieses Rahmens geklammert,
mit der Linken sein Ohr reibend,
und sie dabei ansah,
als wäre er das einzige Kind,
welches am Weihnachtsabend kein Geschenk bekommen hätte....

Robin/Marian One ShotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt