Robin sah den kleinen, silbernen Ring traurig an und drehte ihn im Licht der hellen Sonne. Der Edelstein in der Mitte des Rings funkelte wie ein kleiner lila Stern. Es tat dem Outlaw ihm Herzen weh, diesen Ring auch nur anzusehen, denn dann sah er auch wieder die Bilder vor sich, die Bilder, die ihn seit dem Tod der früheren Besitzerin dieses Rings, immer wieder heimsuchten, sobald er auch nur für einen Moment die Augen schloss.
Er sah Marian, wie sie vor ihm stand, den gespannten Bogen auf ihn gerichtet. Er hörte genau, die Worte, die sie damals bei ihrer ersten Begegnung nach Jahren zu ihm gesagt hatte: „Ihr habt meinen Vater gehört! Geht!" Er war für einen Augenblick vollkommen perplex gewesen. Aus dem kleinen unreifen, aber dennoch liebenswerten Mädchen war eine wunderschöne, unabhängige Frau geworden. „Marian...", hatte er angesetzt, „ich bin es, Robin." „Gratuliere", hatte sie mit Sarkasmus in der Stimme entgegnet, „Und jetzt geht!"Sie hatte sich seit der Zeit, in der sie noch miteinander Spielchen gespielt hatten, wirklich sehr verändert. Sie war nicht nur eine bessere Kämpferin geworden, sondern hatte auch ein sehr viel größeres Selbstvertrauen und auch innere Stärke entwickelt. Sie wusste immer genau, was richtig ist und für genau das trat sie auch ein. Sie half den Armen als Nachtwächter und riskierte somit mehr als nur einmal ihr Leben. Manchmal hatte Robin ihre Entschlossenheit in den Wahnsinn getrieben, doch gleichzeitig wusste er auch, dass genau diese Entschlossenheit sie zu der Frau gemacht hatte, die er so sehr liebte. Er liebte ihre Entschlossenheit, ihre Stärke, ihren unglaublich großen Mut, ihre Schönheit, ihre Güte und einfach alles an ihr. Er liebte sie.
Wie immer durchfuhr ihn ein schmerzvoller Stich, als er zurück an das Heilige Land denken musste. Marian mit Gisbornes Schwert im Laib, wie sie sich mit schmerverzerrtem Gesicht am Boden krümmte, wie sie Beide ihre Ehegelübde zu Ende sprachen, sich ein letztes Mal küssten, wie sie tapfer das Schwert umklammerte und es schließlich herauszog, wie sie gequält anfing zu schreien und wie sie sich dann auf einmal nicht mehr regte, das Gesicht ganz friedvoll.Kurz schüttelte Robin den Kopf, um diese ganzen schrecklichen Bilder wieder loszuwerden. Er hatte Marian geliebt, liebte sie immer noch und der Gedanke, daran sie nun loszulassen, tat ihm weh. Dennoch wusste er, dass er es nicht richtig wäre, ihr sein Leben lang nach zu trauern, das hätte Marian nicht gewollt. Trotzdem würde er nie vergessen, was sie alles zusammen erlebt hatten. Selbst wenn ihn die Erinnerung an all dies so schmerzte, durfte er es nicht vergessen, denn dann würde er auch Marian vergessen und das wollte er nicht.
Ein letztes Mal küsste er Marians Ring. „Ich werde niemals aufhören dich zu lieben", schwor er während er den Ring ansah, so als ob Marian ihn dadurch hören konnte ... und er war sicher, dass sie das auch tat. Sie hörte ihn, oben im Himmel bei den Engeln. Robin war schon immer der Ansicht gewesen, dass Marian ein Engel war, nun war sie tatsächlich einer. Er legte den Ring in die kleine Grube, die er ausgehoben hatte und vergrub ihn darin. Und damit ließ er die Trauer über Marians Tod los. Die Trauer war noch nicht weg, nein und vermutlich würde sie das auch nie sein, sie würde immer in seinem Herzen bleiben, aber sie würde kleiner werden, da war sich Robin ganz sicher.Manche Menschen glauben an die große Liebe, daran, dass zwei Menschen für einander bestimmt sind und dazu sich auf ewig zu lieben. Und wenn man seine wahre Liebe finden sollte, würde diese Liebe auch auf ewig wären, komme was wolle.
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Robin/Marian One Shot
FanficHier Veröffentliche ich OS, also Kurzgeschichten zu der Fernsehserie Robin Hood aus dem Jahr 2006. Viel Spaß!