Nightmare

42 1 0
                                    

Marian sah dem Jungen noch einmal ins Gesicht, drehte sich um und schritt
den Gang entlang, hörte das heranzischen eines Pfeil's,
während sich zeitgleich eine Gestalt aus dem Schatten neben ihr
löste.

Dieser Gang war voller Schatten.

Sie vernahm einen dumpfen Aufprall hinter sich, schnelle Schritte,
die sich entfernten. Dann,

Stille. Totenstille!

Sie wagte es, sich nocheinmal um zu drehen, der Junge war verschwunden,
doch vor ihr, auf dem Boden, lag Robin.
Ein Pfeil ragte aus seiner Brust,
Blut rann aus seinem Mund. Wie im Traum kniete sie neben ihm nieder.

Der Schmerz in ihrem Herzen war unvergleichlich. Tränen bahnten sich ihren Weg,
sie nahm die schlaffe Hand des sterbenden Outlaws in die Ihre,
sah in seine blauen, vor Stolz blitzenden Augen,
"Da war ..ich wohl endlich.. mal rechtzeitig zur Stelle!" seine sanfte, ruhige Stimme.

"Robin, nein!"Ihre Tränen tropften auf sein Gesicht, mischten sich mit dem Blut,
welches bei seinen Worten Blasen vor seinen Lippen geschlagen hatte,

"Marian?" hauchte er und schielte, fasziniert auf eine erneut entstandene
Blutblase, auf seine Lippen, dann sah er sie wieder an und sie wollte in dem
so liebevollen schimmernden See seiner Augen ertrinken,

"Marian!" er schluckte, vermutlich einen weiteren Schwall seiner roten
Körperenergie, "wenn ich so... weiter..mache, bekomme ich nie"
jetzt glühte sein Blick vor Verlangen, "einen Kuss von di..."

Sie schluchzte laut auf, als in diesem Moment all das Funkeln, Schimmern und
Blitzen aus seinen Augen verschwand und seine Hand in der ihren keinen Widerstand
mehr bot.
Er starrte ins Nichts, all seine Energie war verschwunden.
Er hatte sie für immer verlassen.

"Robin!" sie umarmte seinen schlaffen Oberkörper, zog ihn an sich und weinte
hemmungslos, ihr Körper geschüttelt vor Schmerz, sie wollte schreien,
seinen Namen herausschreien, sie spürte die dunkle Bedrohung hinter sich,
ein weiterer Schatten in den finsteren Gängen der Burg, doch der war ihr egal,
sie hielt seinen leblosen Kopf,
als sie ihn auf die kühlen Lippen küsste...

"Marian!?" hörte sie seine Stimme in ihrem Kopf. Sie rang nach Luft,
ihre Trauer schnürte ihren Hals zu.

"Marian!" seine Stimme wurde lauter, sie kniff die Augen zusammen,
wollte sich ewig an diesen Klang erinnern.

"MARIAN!" etwas berührte ihre Schultern und sie zuckte zusammen,
riß die Augen auf und

fand sich wie ein Säugling zusammengerollt auf der Seite liegend
in ihrem Bett in Knighton wieder.

Vor ihr hockte sehr besorgt ein gewisser Outlaw, die Arme auf die Bettkannte gelegt,
verschränkte Hände, das Kinn auf die Spitzen seiner Daumen gestützt,
und durch einen Tränenschleier erkannte sie ungläubig ein Paar blau
schimmernder, funkelnder und blitzender Augen.

"Du hast schlecht geträumt?" flüsterte er , änderte leicht seine Position und
wischte ihr eine Träne von der Wange.

"ROBIN!", etwas zu laut, etwas zu überstürzt und etwas zu leidenschaftlich,
zerrte sie den so überaschten nächtlichen Besucher an sich.

Sie hatte ihn unter den Achseln gepackt und fest an sich gedrückt,
wollte sie ihn hochziehen, mit einem dumpfen:"Oumph!"
landete sein Kopf zwischen ihren Brüsten,statt wie gedacht, an ihrer Schulter,
als sie sich in der Bewegung auf den Rücken rollte,
seinen leicht gebeugten Oberkörper hatte sie zwar über die erhöhte Bettkante fast gehoben,
doch der Rest seines, vor dem Bett knienden Leibes wurde gnadenlos gegen
das Holz gepresst.

Robin/Marian One ShotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt