Kapitel 2

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Jin POV

Geschickt laufe ich mit den anderen beiden Deltas durch den Wald. Wir sind gerade auf Patrouille. V, J-Hope und ich sind in Wolfsgestalt unterwegs. So kommen wir schneller voran und auch die Sinne sind um einiges schärfer. Eigentlich ist es wie an jedem anderen Tag. Denn keiner traut sich, in unser Revier zu kommen. Immerhin sind wir das gefährlichste Rudel in ganz Asien. Da möchte uns sicher keiner herauszufordern.

Plötzlich schnappe ich einen fremden Geruch auf. Wer ist den so blöd und kommt ungebeten in unser Revier? Ich glaube, dass wir ihm dafür einen Denkzettel verpassen sollten. Also verfolgen wir die Spur und kommen bei einer kleinen Höhle an. Langsam betrete ich diese und der Geruch wird immer stärker. Ich weiß, dass es ein Wolf ist, aber noch nicht welches Ranges. Auch die Anderen folgen mir. Ich erblicke eine Gestalt und fange an zu knurren.

Es ist ein Junge. Höchstens Achtzehn. Er hat sich zu einer kleinen Kugel zusammengerollt. Vielleicht will er uns damit nur täuschen. Langsam bewege ich mich auf ihn zu. Dabei knurre ich ihn bedrohlich an. Die Anderen machen es mir nach. Der Junge schaut uns geschockt an. Plötzlich ertönt ein leises Schluchzen. Verwirrt bleibe ich stehen und schaue zu V und J-Hope. Und dann fällt mir etwas auf. Der Geruch ist eher süßlich. ER IST EIN OMEGA. DAZU AUCH NOCH EIN MÄNNLICHER. Das ist ziemlich selten.

Der Junge fängt auf einmal an zu schwanken. Verwirrt blicke ich auf ihn hinab. Er sieht so zerbrechlich aus. Was macht er nur hier? Wieso sollte sich jemand wie er mit uns anlegen wollen? Er muss einen guten Grund gehabt haben. Aber welchen? Ich muss das unbedingt herausfinden. Immerhin sieht er sehr verschreckt aus. Sein Körper ist schmächtig und er hat eine Verletzung am Knie. Was ist ihm nur zugestoßen?

Meine Gedanken werden unterbrochen, als er plötzlich in sich zusammensackt. Dieser Anblick erweckt meinen Beschützerinstinkt. Schnell laufe ich auf ihn zu und checke nochmal seinen ganzen Körper ab. Danach gebe ich den Anderen ein Zeichen. J-Hope ist der Stärkste von uns und hat sich dazu bereit erklärt, den Jungen auf seinem Rücken zu tragen. Also heben wir ihn dorthin und machen uns langsam auf den Weg zu unserem Dorf. Was wird der Alpha nur dazu sagen?

Im Dorf angekommen, bekommen wir von allen Seiten komische Blicke zugeworfen. Ein kleines Knurren von mir und sie senken ihn auf den Boden. Deltas sind zwar eine der Niedrigsten in der Rangordnung, bekommen aber trotzdem genug Respekt. Langsam laufen wir auf das Haupthaus zu. Dort müsste sich gerade unser Alpha befinden. Was er wohl zu dem kleinen Omega sagen wird? Hoffentlich verstoßt er ihn nicht. Ich habe ihn jetzt schon ins Herz geschlossenen.

Am Eingang des Hauses kommt mir mein Mate entgegen. Freudig hüpfe ich auf ihn zu und kuschel mich an ihn. Namjoon gibt mir immer das Gefühl von Sicherheit. Nach einer Weile muss ich mich aber lösen. Ich muss mich in meine Menschengestalt verwandeln. Dazu lege ich mich auf den Boden und konzentriere mich. Bald kann ich spüren, wie sich meine Knochen verändern und dann bin ich wieder ein Mensch. Zum Glück behalten wir unsere Kleidung an, sonst wäre ich jetzt komplett nackt.

Ich schaue zu den anderen Deltas und muss feststellen, dass auch sie sich wieder zurück verwandelt haben. Hobi nimmt den zierlichen Jungen in seine Arme und trägt ihn in das Haus. Leise folgen wir ihm und bleiben trotzdem wachsam. Immerhin kennen wir den Omega nicht. Hobi legt ihn auf die Couch und ich begebe mich auf die Suche nach unserem Alpha. Nach einigen Minuten habe ich ihn noch immer nicht gefunden. Verwirrt gehe ich zurück zu Namjoon und frage ihn. Er erklärt mir, dass der Alpha eine Woche lang nicht nach Hause kommen wird, da er wichtige Dinge zu regeln hat.

Ich mache mir Gedanken, was wir in dieser Zeit mit dem Omega machen sollen. Vielleicht darf er gar nicht hier bleiben. Muss er wirklich wieder gehen? Was ist, wenn er gefährlich ist?! Müssen wir ihn dann töten? Ich hoffe nicht. Er sieht so harmlos und zerbrechlich aus. Vom Alter her ist er auf jeden Fall noch minderjährig. Immerhin hat er kein Zeichen hinter seinem Ohr. Ich würde ihn auf 16 oder 17 schätzen. Was macht er hier alleine? Wo ist seine Familie? Hat sie ihn verstoßen?

Immer mehr Leute kommen ins Haus und möchten den Neuankömmling begutachten. Keiner weiß so wirklich, was er von dem Omega halten soll. Ich hingegen begebe mich zu unserem Rudelarzt. Immerhin ist der Kleine verletzt und muss behandelt werden. Beim Arzt angekommen erkläre ich die Lage und er folgt mir zum Haus. Dort bringen wir den kleinen Omega in eines der Gästezimmer und der Arzt kann ihn somit in Ruhe untersuchen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt dieser dann aus dem Zimmer. Er hat einen komischen Ausdruck im Gesicht. Stimmt etwas nicht? Wird der Kleine sterben? Fragen über Fragen schwirren durch meinen Kopf und nur einer kann diese beantworten. Namjoon zieht mich zu sich auf die Couch und gibt mir einen liebevollen Kuss. Er deutet dem Arzt, dass er sich setzen soll. Das macht er auch und fängt langsam an zu erzählen.

"Der kleine Omega hat Einiges in den letzten Stunden erlebt. Er musste vor Irgenwas fliehen und ist deswegen sehr erschöpft. Der Omega braucht dringend seine Ruhe und viel Zuneigung. Auch sein Knie schaut nicht sehr gut aus. Es hat sich entzündet und muss mit Medikamenten behandelt werden. Jeden Tag muss er die nehmen. Ich lasse auch noch eine Salbe hier, die ihm jemand auf das Knie streichen soll. Er muss viel trinken und essen, damit er wieder auf die Beine kommt. Sonst ist körperlich alles in Ordnung mit ihm. "

Er steht auf und wir bedanken uns. Ich nehme die Salbe entgegen und mache mich auf den Weg zu dem Omega. Ruhig liegt er im Bett und gibt keinen Ton von sich. Er zittert, also muss ihm kalt sein. Schnell ziehe ich meinen Pullover aus und streife ihn dem Omega über. Sofort kuschelt er sich in diesen, was richtig süß aussieht. Nach wenigen Minuten wacht er auf und schaut mich erschrocken an.

"Habe keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Mein Name ist Jin und ich werde mich in der nächsten Zeit um dich kümmern. Der Arzt war gerade hier und hat uns Medikamente und eine Salbe für dich gegeben. Diese musst du jeden Tag verwenden und einnehmen. Wenn du willst, kannst du jetzt duschen gehen und ich bringe dir neue Klamotten. Das Bad ist hinter dieser Türe. Ich lege dir dann die Sachen vor diese. "

Ich lächel ihn noch einmal freundlich an und verlasse dann das Zimmer. Von der Größe her müssten ihn Yoongis Sachen am ehesten passen. Aber das würde ich mir nicht trauen. Also mache ich mich auf den Weg zu Tae. Er kann mir sicher etwas borgen. Ich hatte recht. Er überreicht mir ein T-Shirt, einen Pullover, eine Jogginghose, Socken, eine Unterhose und passende Schuhe dazu. Ich bedanke mich bei ihm und gehe dann zurück zu dem Omega. Wie gesagt, lege ich die Sachen vor die Tür und begebe mich dann zu meinem Mate.

The Alphas Omega - YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt