Kapitel 48

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(Kayla hat keine Ahnung das Krogan schon besiegt ist. Und es laufen immernoch Drachenjäger frei herum)

»Erzähl mir mehr über dich« Kayla schaute Darion an. Die Sonne war dabei unterzugehen. Er war seit zwei Tagen bei ihr, meistens nur ein stiller Schatten. Sie redete wenig mit ihm und er ließ sie in Ruhe, weshalb diese Frage sie überraschte. »Warum?« fragte sie ruhig. Darion lächelte sie an. Er hatte akzeptiert das sie sich nicht verlieben würde, zumindest nicht im Moment. »Damit ich dich besser verstehen kann. Damit ich dir helfen kann. Ich habe auch jemanden verloren« Kayla schloss die Augen für einen Moment. Sie war Darion dankbar das er nie einen Kommentar darüber gemacht hat. Sie hatte überraschend schnell vertrauen zu ihm gefasst. Dieses Vertrauen brachte sie zum Sprechen. »Nachdem Hogar getötet wurde, wollte ich nur Rache. Diese habe ich aber nie bekommen, weil ich bei Krogan war. Bevor ich mich in Ragnar verliebt habe, hat mir Nia gesagt das ich eine Mauer um mich aufgebaut hätte, die mich vor Gefühlen schützt. Als Ragnar erschossen wurde, wurde ich sofort von den Drachenreitern gefangen genommen und habe es geschafft ihn zu verdrängen. Aber die Mauer ist wiedergekommen. Dann dachte ich Nia wäre tot. Es hat mich zerstört. Ich bin von den Drachenreitern weggeflogen. Als ich meinen Vater getötet habe... es hat sich so gut angefühlt wenigstens an einer Person, die mich verletzt hat, Rache zu nehmen. ich habe es genossen den Tod zu sehen, obwohl ich durch ihn so viel geleidet habe. Und auf einmal saß ich neben Niran am Lagerfeuer und habe ihn geküsste. Die Mauer... ist gefallen. Ich war frei. Aber mein Glück darf nicht von Dauer sein. Also muss ich beinahe Breeze verlieren. Als sie gerade wieder geheilt war musste ich zurück zu Krogan um meinen Freunden das Leben zu retten. Dazu musste ich Krogan auch noch Nia und seine Foltermeisterin zurückbringen. Ich habe gelernt die Mauer um mein Herz vorzutäuschen, oder zu verstärken. Ich... Ich konnte nicht anders. Bis meine wahre Seite übernommen hat« Auf Darions Frage hin erklärte sie es ihm schnell. Es überraschte sie nicht das er danach einen kleinen Schritt zurückging. Er schien kurz nachzudenken. »Vielleicht... vielleicht bin ich auch schon in meiner wahren Form« Kayla sah ihn überrascht an. »Woher willst du das wissen?« Darion schloss die Augen. »Als mich die Trauer überrollt hat... es hat mich tagelang gequält. Irgendwann habe ich gespürt wie sich etwas in meinem Kopf verändert hat, als wäre ein Hebel umgelegt worden. Von da an war ich ganz anders... Irgendwie... sanfter« Kayla nickte. »Dann hast du eine gute Seite in dir. Ich habe den puren Horror entdeckt. Und...« Sie machte eine kurze Pause. »Ich kann nicht mehr lange! Ich kann sie nicht mehr unterdrücken! Zwei Jahre lang hat mich nur Breeze davon abgehalten auf jemanden loszugehen. Ich kann keine Drachen töten, egal wie wütend ich bin. Aber jetzt... jetzt ist wieder ein Mensch in meiner Nähe...« Ihre Hand verkrampfte sich, als würde sie einen Schwertgriff packen. »Ich...« Sie atmete tief durch. Ihre angespannten Muskeln lockerten sich langsam. »Ich kann bald nicht mehr. Tut mir leid. Mach dir keine Sorgen. Das geht mit Breeze wieder vorbei« Darion schluckte, dann nickte er. »Alles gut. Vielleicht hilft es wenn du schläfst?« Abwesend nickte Kayla. »Ja, ja. Mache ich. Gute Nacht« Darion lächelte sie warm an. »Gute Nacht« Er umarmte Kayla vorsichtig. Sie erstarrt, dann erwiderte sie die Umarmung. Es fühlte sich gut an.

Kayla lief durch einen Wald. In der ferne kam ein Schwarzes Haus in Sicht. Sie versuchte anzuhalten und umzudrehen, doch sie wusste das es dann noch schlimmer sein würde. Es war unvermeidlich. Die Tür wurde ihr geöffnet, im nächsten Moment saß sie aus einem Stuhl, mit fesseln die um Hand und Fußgelenke und um ihre Hüfte gebunden wurden. Der Stuhl und die Fesseln waren schwarz, mit roten Flecken, die im Fackelschein schimmerten. Frisches Blut. Dann raste auf einmal eine Faust auf sie zu. Sie wurde ins Gesicht geschlagen. Kayla stieß einen Schmerzenslaut aus. Ihre linke Wange brannte. Ein zuckersüße Mädchenstimme, mit einem altbekannten mörderischen Unterton, sprach zu ihr. »Was ist? Tat das weh? Tut mir leid!« Kayla wurde erneut geschlagen. Ihre rechte Wange brannte. Sie wusste, dies war erst der Anfang. Zwei mal noch wurde sie geschlagen. »Böses Mädchen, Kayla!« Im nächsten Moment schnitt etwas in ihren Oberarm. Sie biss die Zähne zusammen. Ein Lachen ertönte. Ein Muster wurde in ihren Arm geritzt. Dann legte die Stimme das Messer weg und ging in einen anderen Raum. Ein kleines Leuchten erhellte den Raum. »Guck mal!« In dem Feuerschein konnte Kayla ein breites Grinsen erkennen. Dann schrie sie laut auf. »Ich habe heute ganz neues Spielzeug bekommen! Warum probieren wir es nicht aus?« Sie zog ein Tuch von einem Käfig, und augenblicklich wurde es hell. Kaylas Augen weiteten sich. »Nein!«

Kayla fuhr hoch. Es war noch dunkel, das Feuer war beinahe aus. Darion war sofort an ihrer Seite. »Kayla? Alles gut?« Sie schüttelte den Kopf. Kayla zitterte am ganzen Körper, Tränen liefen ihr über die Wangen. Darion wollte sie an der Schulter anfassen, doch sie zuckte erschrocken zurück. »Fass mich nicht an!« Er hob seine Hände und wich ein Stück zurück. »Alles gut, alles gut. Ich tue dir nicht weh« Kaylas Herz raste in ihrer Brust. Sie kauerte sich zusammen, verdeckte ihr Gesicht mit den Händen und weinte still. Nach einer Weile kam Darion wieder näher. »Kayla?« Sie hob ruckartig den Kopf, ihre Augen weit aufgerissen und rot. Der Feuerschein beleuchtete sacht sein Gesicht. Kayla wimmerte. »Bitte... Mach das es aufhört« Darion sah sie fragend an. »Das was aufhört?« »Ich will das nicht mehr... töte mich...« Darions Augen weiteten sich. »Nein! Wir bauchen dich doch« Nein! Wir bauchen dich doch. Die Worte hallten in ihrem Kopf wieder. Immer wieder hörte sie eine leise Mädchenhafte Stimme Dinge in ihr Ohr flüstern. Sie rollte sich zusammen und presste die Hände auf ihre Ohren, den Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet. Darion schaute sich um. Breeze war nirgends zu sehen. »Breeze!« rief er laut. Kayla nahm langsam die Hände von den Ohren, Tränen strömten immer noch aus ihren Augen. Kurz darauf kam der Tagschatten angeflogen und landete. Sie ignorierte Darion und rannte zu Kayla. Dort senkte sie den Kopf und gurrte leise. Kayla schaffte es zu lächeln und die Augen zu schließen. »Breeze...« Ihre Stimme war kaum mehr als ein hauchen. Dann riss sie ihre Augen wieder auf. »Nein... Geh weg! Sie tun dir etwas an!« Breeze gurrte wieder und blies Kayla sanft ihren warmen Atem ins Gesicht. Kayla streckte die Hand aus, wie als würde eine ertrinkende nach halt suchen. Breeze berührte die Hand. Kayla schloss ihre Augen, Tränen liefen immer noch daraus und Kayla schluchzte haltlos. Im Moment war sie vollkommen schutzlos und zeigte wie es wirklich in ihr aussah. Breeze schlich vorsichtig um sie herum und versuchte sie zu trösten. Darion beschloss die beiden besser allein zu lassen und verschwand leise im Wald.
Kayla hatte sich wieder zusammengerollt und lag auf dem Boden. Leise flüsterte sie Worte vor sich hin. Worte, die keinen Sinn ergaben. »Tut mir leid. Ich kann nicht bleiben. Ich werde dich zurücklassen müssen«
Breeze schaute sie nur traurig an. Sie wusste genau wie es ihrer Schwester ging.

Und Mal ein kleiner Einblick in Kaylas Inneres, welches ziemlich durcheinander ist...
Anouky:)
p.s.:

Für einen Moment stand sie einfach nur da, dann begann sie zu schreien.

The Lonely RiderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt