Kapitel 44

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Die Zwillinge versuchten nachzustellen was Kayla und die anderen gerade erklärten, was ihnen mehr oder weniger überhaupt nicht gelang. Raff spielte scheinbar Kayla, Nia und Aleria, während Taff Niran übernahm. Und manchmal einen Drachen. Bis zu dem Moment als Kayla nocheinmal das Schlaflied singen musste. Die Zwillinge taten so als würden sie schlafen, standen aber nicht wieder auf nachdem Kayla fertig war. Sie waren scheinbar wirklich eingeschlafen. Ab und zu plapperte Rotzbakke dazwischen, hielt sich aber sonst zurück und beobachtete das geschehen mit mäßigem Interesse. »Deshalb hat es eine Weile gedauert bis wir endlich hier waren« schloss Kayla die Geschichte ab. Der Himmel war bewölkt, weshalb man nicht sagen konnte wo die Sonne stand, doch angesichts des schwindenden Lichts musste sie schon weit unten stehen. Kayla nahm ein Stück Brot. »Und jetzt gehen Rotzbakke und Nia in ihre Hütte und sprechen sich mal in Ruhe aus. Dann können sie sich ganz in Ruhe heimlich Blicke zuwerfen« Nachdem die beiden unter Protesten aus dem Clubhaus geschmissen wurden, setzten sich die Drachenreiter um das Feuer. Es war eine Weile still, nur das Knistern der Flammen und die Geräusche der Welt waren zu hören. »Wann habt ihr das letzte mal... Dampf abgelassen?« fragte Fischbein vorsichtig. Kayla, die in Gedanken versunken war, schreckte auf. »Was?« Fischbein wiederholte die Frage. »Achso. Kurz bevor wir hier waren. Wir haben ein paar Drachenjägerschiffe gesehen die euch angreifen wollten. Nia und ich haben uns drum gekümmert. Es besteht im moment keine Gefahr das etwas passieren könnte« Fischbein atmete auf. »Und was ist hier so passiert?« Die Zwillinge stöhnten. »Absolut gar nichts!« begann Taff. Raff sprach weiter. »Es war der reinste Horror!«
»Nichts zum sprengen-«
»-keine Drachenjäger-«
»- und am schlimmsten von allem-«
»-keine Wildschweine!« Den letzten Satz hatten beide gleichzeitig gesagt. Kayla lächelte. »Klingt ja schreklich«Die Zwillinge drehten sich beleidigt weg. »Pah! Du hattest wahrscheinlich jede Menge Spaß!« Niran zuckte zusammen. »Nein, warte...« Doch Kayla unterbrach ihn und erzählte wieder wie sie bei den Missionen so viele Wikinger töten konnte, beschrieb, wie Nia ihr den letzten übrig ließ und sie ihn dann langsamer umbringen konnte. Als sie fertig war, hatte Fischbein sich hinter Fleischklops versteckt, die Zwillinge mussten von ihrem Drachen gehalten werde, damit sie nicht schreien aus dem Clubhaus rannten und die restlichen Drachen knurrten Kayla an. Hicks und Astrid sahen sie nur entgeistert an. Das Grinsen verschwand von Kaylas Gesicht und sie schlug den Kopf auf den Tisch. So blieb sie sitzen. »Ich habe es schon wieder getan, oder?« Niran legte ihr einen Arm um die Schultern. »Du kannst ja nichts dafür. Und die Zwillinge hatten keine Ahnung was sie sagten. Das war ein komischer anderer Teil, der nicht zu dir gehört. Das warst nicht du. Ich habe es dir schon öfter gesagt, Kayla« Sie reagierte nicht. »Das warst nicht du!« wiederholte Niran, diesmal nachdrücklicher. Mit einem Mal stand Kayla auf. »Doch! Das bin ich! Das Mädchen das all diese Menschen umbracht, das war ich! Warum kannst du das nicht akzeptieren, warum kann das keiner akzeptieren?« Sie hatte die Stimme erhoben, bis sie fast schrie. Keiner antwortete ihr. Ihre Augen wurden dunkel. Als sie sprach klang ihre Stimme ruhig, beinahe gleichgültig. »In welcher Hütte übernachte ich?« Niran stand ebenfalls auf. »Kayla...« Sie unterbrach ihn. »In welcher Hütte?« Hicks wechselte einen kurzen Blick mit Astrid. »Ich kann wieder bei Astrid einziehen, dann kannst du dir meine Hütte mit Niran teilen« Kayla warf einen kurzen Blick zu Niran. »Geht es auch anders?« Niran zuckte zusammen und setzte sich wieder. »Nun, du könntest auch bei mir einziehen. Dann teilen sich Hicks und Niran Hicks' Hütte und wir beide teilen uns meine. Heidrun ist gerade auf der Berserkerinsel« Astrid schaute Hicks an, der nickte. »Gut. Dann hole ich meine Sachen« Das war alles was Kayla dazu sagte, bevor sie das Clubhaus verließ. Niran blieb zurück. Jetzt war er es, der seinen Kopf auf den Tisch knallte. Fischbein wagte sich wieder aus seinem Versteck und auch Kotz und Würg ließen ihre Reiter herunter. Diese rannten daraufhin jedoch sofort schreiben aus dem Clubhaus. Hicks schüttelte den Kopf. »Die zwei größten Holzköpfe der bekannten Welt und ausgerechnet ich muss mich mit ihnen rumschlagen!« Astrid lächelte ihn beruhigend an, was Hicks ebenfalls zum Lächeln brachte. Dann klinkte Fischbein sich ein. »Äh, Leute? Was machen wir jetzt?«
»Was sollen wir schon machen? Ich denke wir machen einfach weiter wie bisher. Vielleicht können Nia und Kayla uns im Kampf gegen Krogan weiterhelfen. Aber das können wir morgen machen. Ich schlage vor wir gehen alle schlafen« Sie brachten die Drachen in die Ställe und begaben sich dann in ihre jeweiligen Hütten. Astrid unterhielt sich kurz mit Kayla, sagte aber nichts zu dem Vorfall. »Kannst du uns eigentlich neue Kampftricks zeigen?« Kayla nickte. »Klar. Aber das meiste davon ist dazu gedacht um jemanden zu töten« Astrid zuckte it den Schultern. »Wir können sie bestimmt verändern« Kayla nickte erneut, sagte jedoch nichts mehr.
Die nächsten Tage verbrachten die Drachenreiter damit zu trainieren. Kayla, Nia und Astrid veränderten die Kampfzüge, sodass sie nicht mehr unbedingt zum Tod des Feindes führten und zeigten sie den anderen. Nia und Rotzbakke waren wieder zusammen, was Nia half zu vergessen was sie getan hatte.
»Wisst ihr eigentlich was ihr machen wollt nachdem das alles vorbei ist?« Die Drachenreiter saßen beim Frühstück im Clubhaus. Draußen war der Himmel dunkel, schwere Regenwolken ware aufgezogen. Kayla sah Hick überrascht an. Nia und Niran sahen sich einen Moment lang an. »Wir wollten zu unseren Eltern. Ich würde danach zurückkommen, vorausgesetzt Rotzbakke und ich sind noch zusammen« Niran warf Kayla einen Blick zu. »Wenn es euch nichts ausmacht würde ich auch zurückkommen. Ich habe sonst nichts zu tun« Hicks nickte und wandte sich dann an Kayla. »Und du?« Sie schaute auf ihren Teller. »Ich weiß nicht. Ich muss wissen wie sich alles entwickelt, bevor ich eine Entscheidung treffen kann« Außerhalb des Clubhauses prasselte der Regen auf das Holz. Wieder nickte Hicks. »Wir könnten dich gebrauchen« Kayla antwortete nichts. Niran stand auf. »Kayla? Können wir reden?« Kayla sah ihn kalt an. »Na schön. Rede« Niran schluckte. »Ich meine draußen« Kayla verdrehte die Augen. Und folgte ihm aus dem Clubhaus. Die anderen sahen ihnen besorgt nach.

Die Sonne war gerade untergegangen, als der Regen endlich aufhörte. Niran führte Kayla zu einer Lichtung im Wald. Die Lichtung war mit Gras bedeckt, auf dem einzelne Blumen wuchsen. Niran drehte sich in der Mitte um und sah sie ernst an. »Also? Warum sind wir hier?« Kayla trat einen schritt näher und schaute Niran in die Augen. »Naja...« Er kam nicht weit. Kayla hörte ein zischendes Geräusch und schon ging Niran zu Boden. »NEIN!«
Kayla schaute sich um, doch niemand war zu sehen. Als sie Niran ansah, erwartete sie das Schlimmste, wurde jedoch überrascht. Der Pfeil hatte nur sein Bein getroffen. Offenbar steckte er noch nicht einmal tief im Fleisch, den Niran konnte ihn einfach rausziehen. Er zischte zwar kurz auf, doch ansonsten ging es ihm gut. Kayla lief dennoch zu ihm und schaute sich die Wunde an. »Alles gut. Das wird heilen« Er nickte. Dann besah er sich den Pfeil. »Kayla« Seine Stimme klang so angespannt, das Kayla sofort zu ihm sah. Niran schaute auf den Pfeil. Eine Feder war grün. Kayla nickte. »Wie konnte man dich verfehlen, du standest doch still« Niran schüttelte nur den Kopf, zum Zeichen das er selber keine Ahnung hatte. »Warum wolltest du mit mir reden?« Niran schloss für einen Moment die Augen. »Ich bin froh das du nicht weggeflogen bist« Kayla antwortete nicht. Er hatte sie und Aleria offenbar belauscht. »Warum bist du noch hier?« Kayla schaute ihn nicht an. »Ich wollte nicht weg. Ich werde noch gebraucht. Aber ich bleibe nicht für immer« Niran nickte. »Ich wollte mich außerdem noch entschuldigen« Kayla lächelte. »Akzeptiert« Niran sah sie überrascht an. »Was? Ich hatte eine ganze Rede geplant« Er lachte verlegen. Kayla küsste ihn kurz. »Du musst die Rede nicht halten. Du musst mich nur akzeptieren. Kann's du das?« Niran antwortete mit einem Kuss. Kayla erwiderte. Mit einem mal schrie Niran auf und krümmte sich zusammen. Er fasste an die Wunde am Bein. Kayla schaute sie sich an. Das Fleisch rot und aufgedunsen. Das Loch das der Pfeil hinterlassen hatte war grün. Kayla schreckte zurück. »Nein...« Niran hatte sich wieder aufgerichtet, der Anfall war vorbei. »Was ist es?« Kayla schaute ihn mit kummervollen Augen an. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Du wurdest vergiftet« Niran bekam große Augen. Er schluckte. »Und, Ähm... gibt es ein Gegenmittel?« Kayla untersuchte die Wunde genauer. »Ich kenne das Gift« Tränen traten in ihre Augen. »Es gibt kein Gegenmittel. Es wirkt über Wochen. Jeden Tag unerträgliche Qualen... Ich kenne es nur zu gut« Kayla verlor sich in Gedanken. Sie versuchte nicht die Tränen zu verbergen. Niran schrie auf, als eine weitere Schmerzenswelle seinen Körper durchfuhr. Er keuchte. »Es gibt also kein Entkommen...« Kayla schüttelte den Kopf. Niran starrte einen moment ins Leere, dann sah er Kayla fest an. »Dann töte mich« Kayla sah ihn geschockt an. »Nein!«
»Bitte. Ich will nicht unter immensen Qualen sterben« Niran richtete sich mühsam auf. »Bitte« wiederholte er. Seine Hand zitterte und er sackte halb zusammen, als der Schmerz erneut zurückkam. Kayla nahm das Schwert entgegen. »Wir sollten erst den anderen Bescheid geben...« Ihre Stimme versagte. Niran sah sie liebevoll an. »Nein. Wenn ich fort bin, geh und finde was du suchst, was immer es sein mag. Bring den Drachenreitern Informationen. Hilf ihnen. Aber lass mich nicht Qualvoll sterben« Kayla starrte ihn an. »Ich kann dich nicht einfach töten! Ich will dich nicht verlieren!« Er versuchte ein lächeln. »Ich dich auch nicht verlieren« Kayla zog ihr Schwert. Sie versuchte es zu unterdrücken, aber automatisch schlich sich ein lächeln auf ihre Lippen. Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich kann es nicht unterdrücken« Ihre Mundwinkel zuckten. Niran sah ihr in die Augen. »Ich liebe dich«
»Ich dich auch« Dann stach Kayla zu.

Yayyyyyy! Ich habe geschafft!
Anouky:)

In dem Moment, als sich der Mond in voller Pracht zeigte, spürte Kayla wie ihr Herz versteinerte.Eine undurchdringliche Mauer legte sich darum, die sie vor jeglichen Gefühlen abschirmen würde. Kayla hieß sie willkommen.

The Lonely RiderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt