Kapitel 28.

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Tobi

Ich hätte es wissen müssen.

Dieser eine Satz geht mir ständig durch den Kopf. Dicht gefolgt von „Du bist so dumm".

Meine Zimmertür knallt so heftig ins Schloss, dass die Wände zu wackeln scheinen. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein.
Ich schlage so heftig gegen meinen Boxsack, dass meine Knöchel schmerzen. Weisser Putz löst sich von der Decke und rieselt auf meinen Kopf nieder.

Ich bin so dumm. Ich hätte es einfach wissen müssen. Aber ich habe mich blindlings in das Ganze reingestürzt und ihr vertraut. Und jetzt ist es zu spät.

Es tut weh.

Es tut so verdammt weh.

Und ich kann nicht glauben, dass sich das Ganze wiederholt.

Die Beziehung mit Aurelia war das Schlimmste gewesen, was ich je erlebt hatte. Der Schmerz hatte mich auseinander gerissen und mir jegliches Vertrauen genommen, dass ich zu fühlen je im Stande gesessen war. Gerade ich hätte also wissen müssen, dass man niemandem vertrauen kann.
Und das ich scheinbar einfach nicht in der Lage war, eine gleichberechtigte Beziehung zu führen.

Ich lasse mich erschöpft auf mein Bett fallen. Ich will nichts sehnlicher, als mich unter meiner Decke zu verkriechen, um nie wieder hervor zu kommen. Ich merke erst, dass ich weine, als meine Augen zu schmerzen beginnen. Frustriert reibe ich mir darüber und ignoriere den pochenden Schmerz in meinem Handgelenk. Ich umklammere die beiden kaputten Finger an meiner Hand, die mich jeden verfluchten Tag an meine beschissene Ex erinnern.
Dann ziehe ich mir die Decke über den Kopf und schliesse die Augen.

Ich weiss nicht, wie lange ich so da liege, ob ich geschlafen habe oder nicht. Irgendwann vernehme ich vom Flur leise Stimmen.

„Ihm scheint es mies zu gehen. Ich bin mir ziemlich sicher, es ist was mit Katie."
Das ist Milans Stimme. Ich runzle die Stirn und werfe einen Blick auf mein Handy. Dann ziehe ich scharf die Luft ein.

Es ist bald halb zwölf Abends. Ich kann mich nicht daran erinnern, ob ich in den letzten paar Stunden geschlafen oder einfach existiert habe. Doch jetzt scheinen meine Gedanken wieder überhand zu nehmen und mich von innen heraus aufzufressen.
Es schmerzt beinahe körperlich und ich krümme mich ächzend zusammen.

„Tobi? Kann ich rein kommen?", höre ich Sallys besorgte Stimme vom Flur und ich schüttle den Kopf, auch wenn sie das nicht sehen kann.

Ich kann jetzt nicht in Gesellschaft sein.

Sally kennt mich gut. Sie lässt mir meine Privatsphäre und als ich nicht antworte, meint sie leise: „ Es tut mir leid. Du weisst ich bin immer für dich da. Komm zu mir, wenn du so weit bist."

„Ich hab dich lieb, Tobi", sagt sie leise.

„Ich auch", fügt Milan hinzu, dann höre ich Schritte auf dem Parkett und einige Minuten später ist die Stille zurück.

Und ich bin allein.

Ein guter Tag zum TanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt