Kapitel 37.

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Katie

„Ich weiss, dass du kein Dorfbewohnerin bist. Du bist einfach grottenschlecht im Lügen, Nora!", verkündet Kayla lautstark und ich stimme ihr lachend zu. Meine beste Freundin Nora ist wirklich nicht die überzeugendste Lügnerin und ihre roten Wangen verraten sie leider meilenweit.

Meine Freunde und ich sitzen um einen grossen Campingtisch, auf zusammengewürfelten Klappstühlen in Benis Garten und spielen alle zusammen das Kartenspiel „Werwolf".

Ich spiele das Spiel zum ersten Mal und finde es bereits jetzt Klasse. Man bekommt irgendeine Rolle zugeteilt, die man dann durch das Spiel verkörpern muss. Ziel ist, alle Werwölfe ausfindig zu machen und aus dem Spiel zu werfen.
Ich bin die Seherin und hatte bereits rausgefunden, dass Nora ein Werwolf und Milan ein Dorfbewohner ist.

Ich lache, als Nora weiterhin versucht abzustreiten, dass sie ein Werwolf ist und dann schliesslich schmollend aufgibt, als bei der Abstimmung alle gegen sie sind.

„Du auch?", ruft sie frustriert aus, als sogar ihr Freund Nico auf sie zeigt und verschränkt beleidigt die Arme. Nico lacht und zieht meine beste Freundin in eine warme Umarmung als diese geschlagen ihre Werwolf-Karte präsentiert.

Heute ist wahrscheinlich der letzte heisse Sommerabend. Es ist Ende August und die warme Jahreszeit neigt sich langsam aber sich dem Ende zu. Ich kann es kaum erwarten, bis sich die Bäume endlich rot färben und der Herbst beginnt.

Meine Freunde und ich hatten beschlossen, den Abend gemeinsam mit Grillieren und Spielen zu verbringen und da Benis Eltern noch im Urlaub sind, haben wir das Haus und Garten für uns.

Mein Blick schweift über all die lachenden Gesichter meiner Freunde und bleibt schliesslich an meinem Lieblingsgesicht hängen. An Tobis.

Mein Freund - ich denke, so kann ich ihn nun nennen - sitzt mir gegenüber, ein Bein angewinkelt und den Blick konzentriert auf das Geschehen um ihn herum gerichtet. Er lacht laut, als seine Cousine
einen Witz reisst und ich betrachte fasziniert die beiden Grübchen die dabei auf seinen Wangen erscheinen.

„So Leute, die Abstimmung ist vorbei und alle gehen wieder schlafen!", verkündet Beni, der die Rolle des Moderatores des Spiels übernimmt und schreckt mich damit aus meinen Gedanken.

„Du auch, Milan! Ich sehe doch, das du schummelst", meckert Beni und ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken als dieser mit einem beleidigten „Gar nicht!", antwortet.

In der nächsten Runde scheidet Nico aus, der in der „Nacht" von den Werwölfen „gefressen" wird und wir stimmen gegen Tobi, der sich aber als unsere „Hexe" entpuppt und danach eine beleidigte Miene zieht und Noras Terrier Billy als Trost auf seinen Schoss nimmt.

Wir spielen das Spiel nicht zu Ende, denn bald ziehen sich dunkle Wolken auf und ein Sturm kündet sich an.

Ein heftiges Sommergewitter war im Anmarsch und wir räumen in Windeseile das Geschirr, die Kissen und das restliche Dessert-Buffet in Benis Haus.

Nora, Nico, Milan und Billy machen es sich auf der Couch bequem, während Beni, Sally und Kayla die Spülmaschine einräumen und dabei laut Musik hören. Ich hätte mich am liebsten in irgendein schalldichtes Zimmer verzogen und unter einer Bettdecke vergraben, um das Poltern des Donners nicht mit anhören zu müssen.

Das Gewitter mir Angst machen weiss niemand, nicht mal Nora und das bedeutet etwas. Ich schämte mich, um ehrlich zu sein etwas dafür. Ich meine, ich bin schliesslich keine sechs mehr.
Trotzdem zucke ich jetzt heftig zusammen, als erneut ein Donnergrollen  ertönt.

Niemand von den anderen scheint meine innere Panik zu sehen. Ich greife nach der nächst besten Tür und verdrücke mich in ein gemütlich eingerichtetes Zimmer. Wahrscheinlich handelt es sich um das Bürozimmer von Benis Eltern. Ein grosser schwerer Holztisch nimmt den grössten Platz im Raum ein. Darauf steht ein Computer, der sehr wahrscheinlich noch aus der Steinzeit stammt und farbige Ordner und Schnellhefter. Unter dem Fenster steht eine kleine, cremefarbige Couch auf die ich mich im nächsten Moment auch schon stürzte. Das Donnern hatte wieder eingesetzt. Schnell ziehe ich die Beine hoch, lege meinen Kopf auf die Knie und halte mir die Ohren zu.

Ein guter Tag zum TanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt