Kapitel 16.

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Tobi

„Es hat geklingelt", murrt Milan und lehnt sich entspannt in seinem Stuhl zurück.

„Ich hab's gehört."

Ich verdrehe die Augen und greife nach meinem T-Shirt, um es wieder über zu ziehen.

„Und warum genau muss ich immer die Tür öffnen?", füge ich hinzu und lasse meinen Blick über die Hausdächer schweifen.

Mein bester Freund und ich verbringen den sonnigen Vormittag auf unserer Balkonterrasse.

Milan hat sich auf unserem einzigen Liegestuhl ausgebreitet und liegt nun ausgestreckt an der Sonne um braun zu werden, auch wenn der Kerl vermutlich gar nicht brauner werden kann. Mein bester Freund sieht jetzt schon aus, als ob er von einem dreiwöchigen Strandurlaub zurück gekehrt ist.

Ich sitze in einem Klappstuhl, die Beine lasse ich wie so oft zwischen den Balkonstangen in die Tiefe baumeln. Auf meinem Schoss liegen  unzählige Uni Lektüren, die ich gerade verzweifelt durchzukämpfen versuche.

„Weil es eh für dich ist. Ausser meinem Vater besucht mich niemand und der ist heute beim Arzt", gibt Milan zurück und greift nach seiner Sonnenbrille, um dann seelenruhig weiter zu faulenzen.

Seufzend stehe ich auf und schlurfe barfuss in die Wohnung zurück. Milan hat vermutlich recht.
Er studiert nicht und in seine anderen Kollegen sieht er nur auf der Arbeit. Seine Mutter lebt nicht mehr, Geschwister hat er nicht und ausser seinem Vater leben alle seine Verwandten in Sizilien.

Erwartungsvoll reisse ich die Haustür auf und blicke meiner Mutter direkt in die Augen.

„Na endlich! Das hat aber gedauert", meint meine Mum lächelnd und drückt mir direkt einen ganzen Stapel Tupperwares in die Hand.

„Hi Mum", begrüsse ich meine Mutter und lasse mir von ihr einen überschwänglichen Kuss auf die Wange drücken.

„Wie geht es dir mein Spatzi?", fragt sie mich, als sie mir in unsere kleine Küche folgt und ich verzeihe die Nase leicht, über ihren peinlichen Spitznamen. Ich hatte sie oft genug darauf hingewiesen, um zu merken, dass sie eh nie damit aufhören würde, mich so zu nennen.
Also lade ich erst einmal die ganzen Tupperwares auf der Theke ab und drehe mich dann zu ihr um.

„Gut. Es geht mir gut", meine ich und meine Mutter lächelt zufrieden.

„So siehst du auch aus! Nur etwas dünn bist du geworden. Aber keine Sorge! Ich hab' euch was zu Essen mitgebracht", erklärt sie überflüssigerweise und beginnt die mitgebrachten Sachen in den Kühlschrank zu räumen. Und es sind nicht gerade wenige.

Meine Mutter besucht mich fast jedes Wochenende. Sie und mein Vater wohnen etwas ausserhalb der Stadt in einem schönen Landhaus. Ich fahre manchmal unter der Woche zu ihnen, aber der Weg ist ziemlich lang und da ich neben dem Studium nicht viel Zeit habe, besucht mich meine Mutter oft hier.

Und sie kommt niemals mit leeren Händen.

„Lasagne von gestern", erklärt meine Mutter, als sie gerade eine besonders grosse Box in den Kühlschrank stellt und deutet dann auf einen Teller mit Gebäck.

„Und ich habe heute morgen gebacken. Du magst doch Marmorcake?", meint sie und hält mir den Teller unter die Nase, als ob ich nicht wüsste, wie Kuchen aussieht.

„Habe ich Marmorcake gehört? Wo?"

Milan ist in der Küche erschienen und grinst breit. Meine Mutter lässt die Teller und Boxen augenblicklich stehen und schliesst meinen besten Freund in einen enge Umarmung, was witzig aussieht, weil sie ihm knapp bis zu den Schultern riecht.

„Milan! Wie schön dich zu sehen! Gut siehst du aus!",meint meine Mutter, als sie Milan losgelassen hat und in jetzt von oben bis unten betrachtet.

„Hier! Nimm so viel wie du willst!" Sie reicht ihm den Teller mit Kuchen und strahlt übers ganze Gesicht, als Milan sich gleich ein Riesen Stück klaubt und herzhaft hineinbeisst.

„Mum, du musst nicht immer so viel mitbringen. Milan und ich können selbst einkaufen. Und kochen übrigens auch. Wir werden schon nicht verhungern", erkläre ich meiner Mutter doch dieser schüttelt nur den Kopf. Dabei klimpern ihre schweren Goldohrringe.

Milan fällt mir eiskalt in dem Rücken.

„Also ich hab nichts dagegen. Der Kuchen ist übrigens ausgezeichnet, Elisabeth", schleimt mein Kumpel und lockt meiner Mutter damit nur noch ein grösseres Lächeln ins Gesicht.

„Trinkst du noch etwas, Elisabeth? Wir haben frische Limonade auf dem Balkon stehen", bietet mein Kumpel an und meine Mutter folgt ihm bereitwillig auf die sonnige Terrasse.

Ich will den beiden folgen, werde in dem Moment aber vom Piepton meines Handys unterbrochen.

„Ich komme gleich nach", rufe ich den beiden hinter her und gehe nochmals zurück in die Küche, um einen Blick auf mein I Phone zu werfen, welches dort am Ladekabel hängt.

Automatisch schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht.

Die Nachricht ist von Katie.

Ein guter Tag zum TanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt