Kapitel 29.

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Katie

„Hier."

Nora reicht mir bestimmt schon das zwanzigste Taschentuch, das ich in meinen Händen zerknülle und auf meine verheulten Augenpresse.
Mir ist egal, dass meine Mascara total verschmiert ist und ich vermutlich gerade aussehe wie ein Pandabär auf Drogen.

Ich will etwas sagen, aber alles was aus meinem Mund kommt sind verzweifelte Schluchzer.

Nora sitzt neben mir auf dem Bett und versucht mich seit einer geschlagenen Stunde zu beruhigen.
Nachdem Tobi verschwunden war, hatte ich sofort mehrmals versucht ihn anzurufen, aber er war nicht rangegangen. Er ignorierte mich... oder hat mich schon längst blockiert.

Auch Sally war nicht rangegangen und Milans Nummer hatte ich nicht.

Meine Hand vergräbt sich in Billys Fell. Der kleine Hund hat sich auf meinem Schoss zusammengerollt und tröstet mich mit seinem süssen Hundeblick. Nora bringt ihn immer mit, wenn es mir schlecht geht. Doch heute scheint nicht einmal Billy meinen Schmerz lindern zu können.

„Das Ganze hier kommt mir echt bekannt vor, weisst du...", murmelt Nora plötzlich und deutet auf den Fernseher, in dem gerade irgendeine blöde Kindersendung läuft.

„Huh?", frage ich nur und meine Stimme klingt ganz angeschlagen vom vielen Weinen.

„Weisst du noch damals, als mich Leon betrogen hat? Du musstest mich auch trösten und dann haben wir den ganzen Nachmittag Kinderfilme geguckt", lacht sie leise und ich schniefe erneut.

„Das ist nicht das Selbe, Nora", murmle ich und werfe meiner besten Freundin einen traurigen Blick zu.
„Ich habe es gar nicht verdient, getröstet zu werden. Ich habe es selbst verbockt. Dieses Mal bin ich die Böse, verstehst du", meine ich und hasse es, weil meine Stimme total weinerlich klingt.

Nora schüttelt den Kopf, aber ich weiss dass ich recht habe. Mein Gott, Nora hatte mir sogar von der ganzen Sache abgeraten. Sie hatte mir gesagt wie falsch das alles ist. Und ich hatte einfach nicht auf sie gehört. Und trotzdem sitzt sie jetzt an meinem Bett und ist da für mich. Wie habe ich sie nur verdient?

Ich rolle mich zur Seite und mein Blick fällt auf den Schreibtisch. In der kleinen Glasmuschel, die darauf steht, bewahre ich meine Lieblingsschmuckstücke auf. Zwischen den Ketten und Ohrringen liegt aber noch etwas anderes, und als ich mich etwas vorbeuge, erkenne ich Tobis USB-Stick. Darauf sind immer noch alle Fotos von mir. Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie auf meinen PC zu laden.

Ohne zu zögern greife ich nach dem kleinen Kästchen und lege es auf den Schreibtisch. Dann greife ich nach dem erst besten Gegenstand, in diesem Fall einer meiner schwarzen Boots und schmettere den Absatz des Schuhes so fest darauf, dass der Stick kaputtgeht.

„Katie! Was tust du da?!"

Nora springt erschrocken auf und steht binnen Sekunden neben mir, doch ich habe den Schuh schon erneut  drauf gepfeffert. Das Ding ist nicht mehr zu retten. In verschieden kleine Einzelteile zerstört liegt der Stick auf meinem Schreibtisch und repräsentiert perfekt mein eigenes gebrochenes Herz. Und ich hatte es selbst zerstört. Genau wie den USB-Stick. 

„Hör auf!"

Nora packt meinen Arm und will mich wegziehen, doch ich öffne mit der anderen Hand das Fenster und werfe das kaputte Gerät hinaus.

Nora sieht mir fassungslos zu und lässt meinen Arm schliesslich los.

„Aber das ist... Umweltverschmutzung", kommentiert sie, beinahe etwas kleinlaut und entlockt mir damit tatsächlich ein schnaubendes Lachen. Seufzend lässt sich Nora zurück auf mein Bett fallen und ich folge ihr.

„Ich will das Ding nicht mehr", murmle ich schliesslich und lasse zu, dass Billy zurück auf meinen Schoss krabbelt.

„Aber... die Bilder waren so schön."

Nora schüttelt den Kopf und sieht mich an, als ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. Und vielleicht habe ich das auch nicht mehr. Aber das ist mir egal.

„Die sind mir egal", knurre ich und klinge fast etwas trotzig.

„Ich will die Bilder nicht."

Alles was ich will ist Tobi.

Ein guter Tag zum TanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt