Katie
*Trigger Warnung am Ende des Kapitels
„Daniel?"
Die Gestalt hebt eine Hand und kommt auf mich zu. Er wankt und schwingt seine Bierdose beim Gehen so heftig hin und her, dass der Inhalt verspritzt.
„Katie", meint er erneut und bleibt schliesslich schwankend vor mir stehen. Er ist total dicht und der unfokusierte Ausdruck in seinen Augen wirkt beinahe etwas furchteinflössend.
„Was machst du hier draussen?", frage ich und versuche Dan's Alkoholfahne zu ignorieren. Er ist mir inzwischen so nahe, dass ich seinen heissen Atem auf meiner Haut spüre.
„Na was n' wohl? Feiern 'türlich", lallt er und grabscht dann nach meinen Haaren.
„Du bist so schön Katie", meint er völlig zusammenhangslos und ein widerlicher Rülpser einfährt ihm.
„Und du bist sturzbetrunken, mein Lieber", gebe ich zurück und packe ihn sanft am Arm.
„Komm, ich fahr dich nach Hause", biete ich an und suche den Parkplatz nach seinem Wagen ab. Ich weiss, dass er einen gelben Audi fährt.
„Da!", gröllt Daniel zufrieden, als er sein Auto entdeckt und zieht mich dann, beinahe grob, hinter sich her.
Ich befreie mich aus seinem Griff und helfe ihm auf den Beifahrersitz. In der Dunkelheit taste ich nach seinem Gurt und zucke zusammen, als seine Hand plötzlich mein Handgelenk umklammert. Seine Hände fühlen sich total kalt an und er drückt viel zu fest.„Hör auf, Dan! Du tust mir weh", befehle ich und versuche mich zu entreissen, doch Dan lässt nicht locker.
„Du bist immer so verspannt. Warum?" , grummelt er nachdenklich und zieht mich zu sich runter.
„Dabei siehst du Bombe aus... wie ne Bombe", er lacht als ob er gerade den Witz des Jahrtausends gerissen hätte und greift dann nach meiner Taille.
Er reisst mich so schwungvoll zu sich runter, dass ich stolpere und mich schliesslich rücklings im Polster des Sitzes wieder finde.„Verdammt, Daniel. Jetzt hör endlich auf mit der Scheisse!" stammle ich und trete ihm gegen sein Schienbein, doch Daniel lacht nur amüsiert.
„Na siehst du, so gefällst du mir schon besser", lallt Daniel weiter und drückt seine Knie gegen meine, so das ich mich nicht aus der Position entwinden kann. Mein Herz rast und ich kreische laut auf, als er sich nun zu mir runter beugt und versucht mich zu küssen. Von seinem Mundgeruch wird mir übel und ich hätte mich beinahe übergeben. Er ist mir viel zu nahe.
Mir ist kalt und etwas sticht mir unangenehm in den Rücken.Panisch taste ich nach meinem Handy, doch ich kann es nicht finden.
Nun spüre ich Daniels Hand an meinem Bauch, dann an meinem Hintern und schliesslich unter meiner Bluse.
Ich wimmere auf, als seine eiskalten Hände meine nackte Haut berühren. Und er tastet sich unbeirrt fort.
Einen Atemzug später wird Daniels ganzes Gewicht mit einem Schwung von mir weggerissen und ich kann wieder frei atmen. Ich keuche auf und höre Daniel fluchen. Ungeschickt drehe ich mich zur Seite, um zu sehen, was gerade passiert ist.
Meine Augen weiten sich.
Tobi hat Daniel in den Schwitzkasten genommen und brüllt ihn so laut an, dass dieser sogar in seinem benebelten Zustand zusammenzuckt.
Im nächsten Moment landet Tobis Faust in Daniels Gesicht und dieser geht taumelnd zu Boden.
„Das hätte ich schon viel früher tun sollen, du verdammter Wichser!", ruft er und spuckt neben ihm auf den Boden.
Alles geht so schnell, dass ich nur halb folgen kann. Benommen versuche ich mich aufzurichten und versuche mit zitternden Fingern meine Träger wieder zu richten.
Warme Hände berühren meine und stoppen mich in der Bewegung.
„Katie", haucht Tobi, der inzwischen direkt vor mir steht. Seine Stimme trieft vor Besorgnis und erst jetzt bemerke ich, dass mir Tränen runter laufen. Eilig wische ich mir übers Gesicht, doch kann ein Schluchzer nicht unterdrücken.
„Ich... Ich... war doch nur...", japse ich, doch weiss eigentlich gar nicht, was ich sagen soll. Selbst meine Stimme klingt zittrig.
„Komm. Ich bring dich nach Hause", meint Tobi und hilft mir auf. Er legt mir seine Jacke um die Schultern und führt mich zu seinem Auto, das glücklicherweise ganz in der Nähe steht. Ich zittere immer noch so heftig, dass meine Zähne gegeneinander klappern. Ich weiss nicht, ob vor Kälte, Adrenalin oder Panik. Oder einfach allem zusammen.
„Alles wird gut", murmelt Tobi die ganze Zeit und streicht mir sanft über den Rücken, bevor ich ins Auto steige.
Ich will so viel sagen, mich bei Tobi für all das was passiert war entschuldigen, doch alles was meinen Mund verlässt sind leise Schluchzer.
Ich versuche mich möglichst stillzuhalten, als Tobi den Wagen starrtet und losfährt.
Erst jetzt bemerke ich, dass auch er zittert. Sein ganzer Körper scheint zu beben, als ob er unter Strom stehen würde.
„Dieser verfluchte Mistkerl! Dieser widerliche...", Tobi flucht leise vor sich hin und drückt ein bisschen zu heftig auf die Kupplung, so dass der Wagen einen kleinen Hüpfer macht.
Tobis Blick schweift ständig zu mir, als ob er sich vergewissern müsste, dass ich noch atme.
„Es tut mir so leid", murmelt er ständig, wie ein Mantra vor sich hin.
„Soll ich dich nach Hause fahren? Oder zu Nora?", fragt er schliesslich und ich blicke zu ihm auf.
„Meine Eltern sind heute nicht zuhause. Nora ist mit Nico zelten gegangen", murmle ich und schlucke schwer.
„Aber.. ich kann jetzt einfach nicht alleine sein. Das schaff ich einfach nicht. Kann ich.. bei dir schlafen", die Worte sind raus, bevor ich genauer darüber nachdenken kann. Aber es ist die Wahrheit. Bei Tobi fühle ich mich sicher. Und das ist alles, was ich heute Abend brauche. Das Gefühl von Sicherheit.
„Klar", murmelt Tobi, eben so leise und biegt in die Strasse ein, in der er wohnt.
:(
*in diesem Kapitel geht es um Sexismus und sexuelle Übergriffe. Wenn dich eines dieser Themen triggern könnte, fühle dich hiermit gewarnt und fest von mir gedrückt! <3
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Ein guter Tag zum Tanzen
Teen FictionIm Gegensatz zu ihren Freunden hat Katie keine Ahnung, was sie aus ihrer Zukunft machen will. So erscheint es ihr jedenfalls. Nebst schwierigen Entscheidungen die sie treffen muss, sollte das Tanzen und Feiern aber trotzdem nicht zu kurz kommen. Doc...