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Türchen 1:
Charles Leclerc x Daniel Ricciardo
[geschrieben am 21.08.2020]

‚Wo bist du?', hinterließ ich Daniel eine Nachricht, als ich aus dem Flughafengebäude austrat, wo ich eigentlich mit Daniel verabredet war.
Womöglich konnte sich das nächste ziemlich dumm anhören, aber ich hatte mir den Flughafen nicht so groß vorgestellt. Natürlich war mir klar, dass Perth keine Kleinstadt war und einen dementsprechenden Flughafen benötigte, aber dass er sich über so eine Länge erstreckte, hatte ich nicht erwartet. Nicht, dass ich keine großen Flughäfen kannte, denn ich hatte manchmal das Gefühl, als würde ich mehr Zeit im Flugzeug als irgendwo anders verbringen, aber am Perther Flughafen war ich gerade zum ersten Mal.

Ich wedelte mir etwas Luft zu, indem ich mein T-Shirt etwas hochhob, das an meiner nassen Haut klebte, wie ein einziger Lappen.
Der ganze Flughafen war mit weihnachtlicher Deko umhangen, Plakate hingen an den Wänden, mit Merry Christmas, aber im Zusammenhang mit der prallen Sonne und dem klaren blauen Himmel war das doch wirklich komisch. Sonne und Weihnachten, das passte einfach nicht, daran würde niemand meine Meinung ändern, auch wenn Daniel es seit Wochen versuchte. Es hatte schon viel Überwindung gekostet, mich dazu zu entscheiden, dass ich Weihnachten am anderen Ende der Welt verbringen würde.
„Hier bin ich!", hörte ich dann auf einmal die Stimme meines Freundes, der vor meinen Augen schnipste, die ich bislang noch auf dem Bildschirm meines Handys fixiert hatte, auch wenn meine Gedanken in einer ganz anderen Welt spielten. Doch bei Daniels Stimme sah ich auf und musste sofort Lächeln.
„Ich hab dich gerufen!", lachte mein Freund.
„Hey übrigens", fügte er dann hinzu, mit seinem typischen breiten Grinsen, geziert von den strahlend weißen Zähnen, das ihn kennzeichnete und das ich so sehr liebte.
„Ich hab dich nicht gehört und hey", meinte ich, während mein Handy den Weg in die Hintertasche meiner Jeans fand. Dann zog ich Daniel an mich heran und schob ihm die Cappy zurück, damit ich ihn küssen konnte. Unser letzter Kuss lag schon mehr als drei Wochen zurück, als Daniel aus Monaco nach Perth geflogen war.
„Das habe ich vermisst", gab ich direkt schleimend zu, was Daniel mit seinen Augen rollen ließ.
„Wir sind schon zusammen, keinen Grund zu schleimen", meinte er dann, bevor er mir den Koffer aus der Hand nehmen wollte, der neben mir stand. Doch ich verfestigte meinen Grund zeitgleich und zog den Koffer näher zu mir.
„Geht schon!", meinte ich dann.
„Okay", lachte Daniel und hob wehrend seine Hände.
„Ich stehe direkt hier", fügte er hinzu und deutete dann auf den Truck, der direkt vor uns stand.
Ich folgte ihm dorthin und wir luden meinen Koffer in den großen Kofferraum, der mit Ersatzreifen und Volleyball-Bällen zugestellt war, was doch verwunderlich war. Lachend deutete ich auf den weiß-blau-gelben Berg und sah dann zu Daniel, der zu grinsen begann.
„Ich hab meine ruiniert und mir dann gleich ein paar geholt. Für den Strand, falls man spielen will", erklärte er. Ich verdrehte meine Augen.
„Du hast zu viel Geld!", rief ich ihm über das Autodach zu, als sich unser Weg spaltete, da er sich vors Lenkrad und ich mich auf den Beifahrersitz setzte.
„Ich hab genug Geld!", korrigierte er mich mit ausgestreckten Finger, als er neben mir Platz nahm. Ich zog skeptisch eine Augenbrauen hoch, doch beließ es dabei. Daniels Lebenslogik würde ich nicht verstehen, auch als sein Partner.
„Fahren wir eigentlich zu dir oder wo?", erkundigte ich mich, als wir auf die Landstraße fuhren.
Es war mir auch peinlich zuzugeben, aber außerhalb von Melbourne, wegen der Formel 1, war ich noch nie in Australien gewesen. Daniel und ich waren inmitten der letzten Saison zusammengekommen, aber durch Corona, das rumkursierte, gab es absolut keine Möglichkeit für mich den Kontinent und auch die Heimatstadt meines Freundes zu erkunden. Hinzu kamen noch die Rennen, die durch Corona total zusammengepresst waren auf einen kurzen Zeitraum und irgendwie hatte ich es nie gemeistert hierher zu kommen. Davor hatte ich mich nicht einmal für Perth interessiert. Aber es war irgendwie schön jetzt endlich mal hier zu sein.
Daniel kannte meine ganze Familie schon, seit er schließlich selbst auch ein Appartement in Monaco hatte und der Abstand zu meinem Haus sogar zu Fuß zu überqueren war. Ich wollte seine Familie und die Menschen, die ihn geprägt hatten, auch kennenlernen. Daniel hatte so viel von seinen Freunden und seinen Eltern erzählt, jetzt wollte ich sie auch kennenlernen.
Mein Blick schwelgte vom Beifahrersitz zu Daniel, dem einige Locken aus der Cappy gerutscht waren und nun im Fahrtwind des geöffneten Fensters umherflogen. Ich konnte nicht anders, als meine Hand auszustrecken und ihm die Locke nach hinten hinters Ohr strich. Seine Mundwinkel zuckten nach oben, als meine Finger seine Haut berührten.
„Wir fahren jetzt erstmal zu mir, damit du jetzt auch mal mein Haus kennenlernst, nachdem ich in deinem praktisch schon wohne.
Aber danach dachte ich, wir können an den Strand und ein paar meiner Freunde treffen? Wir haben da so ein Steakhouse, wo wir uns immer treffen!", erklärte mir Daniel dann schließlich die Pläne für heute.
„Natürlich nur wenn du willst. Wir können das alles auch auf Morgen verschieben oder so"
„Nein, ich hatte geile Sitzplätze und konnte schlafen. Ich bin fit, solange ich duschen kann!"
Auf einmal zeichnete sich ein breites Grinsen auf Daniels Lippen ab, was mir sofort anzeigte, dass wieder irgendwelche schmutzigen Gedanken hatte.
„Alleine!", fügte ich deswegen rasch hinzu. Seine Mundwinkel rutschten herunter, sodass er mich wie ein nasser Hund ansah.
„Wir werden noch genug Chancen haben, um zusammen zu duschen, Honey!", versicherte ich ihm und seine Mundwinkel zuckten wieder hoch.
„Dann überlebe ich heute", meinte er dann. Ich lachte bloß, während ich meine Hand über seine legte, die auf der Handbremse lag.
Mein Kopf fiel gegen die Fensterscheibe und ich begann die weiten, leeren Landstriche zu beobachten. Es sah so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Weit und breit nur gelbe, sandige Felder mit Nichts. Mein Blick glitt etwas nach vorne, wo sich, als totales Gegenteil, schon die Umrisse von Perth abzeichneten. Aber ich wusste, dass Daniel auf einer Farm außerhalb von Perth lebte. Dementsprechend war ich auch nicht überrascht, als Daniel in eine Seitenstraße einbog in Richtung noch mehr Felder.
Während ich weiterhin rausschaute, verkreuzte ich unsere Finger miteinander und begann über die tätowierte drei zu streicheln auf seinem kleinen Finger.
„Hast du aufgeräumt?", fragte ich dann schief grinsend, auch wenn es mir eigentlich egal wäre, denn ich war auch nicht gerade dafür bekannt ordentlich zu sein. Daniel nickte und grinste mich stolz an. Dann schaltete er endlich das Radio an, worauf ich eigentlich nur gewartet hatte, denn es geschah selten, dass Daniel nicht singend Auto fuhr. Irgendein Lied ging an, dass er natürlich kannte und er begann wild zur Musik zu grooven, während ich ihn erst lachend, dann verliebt beobachtete. Wir fuhren noch einige Zeit durch die ganzen Felder bis sich am Horizont langsam einige Häuser abzeichnete, die wir zwar noch passierten, aber nur knapp hundert Meter davon entfernt, entdeckte ich dann Daniels kleine Farm, die ich aus Bildern kannte. In Wahrheit erschien sie mir noch größer, auch wenn mich Daniel immer gewarnt hatte, dass er sich ein zu großes Hauses für sich alleine gekauft hatte.
„Ist wirklich etwas groß für einen allein!", sprach ich dann meinen Gedanken aus.
„Deswegen musst du mich ja oft besuchen kommen!", grinste Daniel, als er schließlich durch das große Tor in die Einfahrt fuhr und den Pickup zum Stehen brachte. Ich lachte kurz bei seinen Worten auf, als Zeichen, dass ich sie zur Kenntnis genommen hatte, bevor ich den Griff der Autotür umschloss und dann ausstieg. Ich lief zum Kofferraum und holte meinen Koffer heraus, noch bevor Daniel zur Hilfe kommen konnte.
„So autonom", lobte er mich sarkastisch, wofür ich ihm vor die Stirn stieß.
„Und so gewalttätig!", fügte er hinzu. Ich fing leise an zu lachen und schloss dann den Kofferraumdeckel wieder, bevor ich Daniel über die Einfahrt und den kleinen Vorgarten bis zur Haustür folgte. Daniel kramte einige Zeit nach seinen Schlüsseln, was mich nicht mehr wirklich wunderte, da ich über die letzte Saison lernen durfte, dass er grundsätzlich gerne alles verlegte. Schließlich fand er den Schlüssel und schloss die Tür auf, worauf ich von einem breiten Flur begrüßt wurde, der in ein großes Wohnzimmer spähen ließ, was wiederum einen Blick auf die Weite des Gartens erhaschen ließ. Etwas erstaunt nahm ich mir einige Sekunden und bewunderte den Ausblick vom Türrahmen aus, bevor ich Daniels belustigen Blick bemerkte und mich aus der Starre löste.
„Tja, so ein Haus gib's in Monaco nicht, oder?", meinte er dann. Ich nickte, ohne ihm dahingehend zu widersprechen, da wir keine Diskussion führen mussten in wie weit sich Australien und Monaco voneinander unterschieden.
Als ich ins Haus kam, orderte mich Daniel sofort in den begehbaren Kleiderschrank, um mir meine Schuhe auszuziehen und nahm mir den Koffer ab, um ihn auf der ersten Treppenstufe, die direkt neben der Tür lag, abzustellen.
„Ich glaube eine Hausführung wäre von Vorteil", entschied er sich dann, als ich aus dem Türrahmen kam. Ich schritt direkt zu und zog ihn in meine Arme.
„Ich glaub ein Mittagessen wäre von Vorteil. Ich habe Hunger!", widersprach ich ihn dann und küsste ihn kurz. Er fing sofort an zu lachen und nickte dann.
„Okay, dann erst mal was zu essen. Ich hab noch Lasagne von gestern, die meine Mum vorbeigebracht hat."
Meine Augen begannen sofort zu leuchten, auch wenn ich noch nie Essen von Daniels Mutter gekostet, aber aus Erzählungen von ihm, sollte es wirklich köstlich schmecken, also freute ich mich darauf.
„Also in die Küche?", fragte er noch mal nach und ich nickte hastig. Er drückte mir noch einen Kuss die Lippen, bevor er sich aus meinen Armen drehte und mich dann hinter sich her winkte durch den Flur ins Wohnzimmer, was im eine offene Küche führte. Ich kannte einige Abschnitte des Hauses schon aus Videotelefonaten, wo ich manchmal zugegeben mehr auf den Hintergrund, als auf Daniel, geachtet hatte, weil ich so neugierig auf sein Haus war. Daniel ließ mich zwischen Wohnzimmer und Küche stehen und öffnete selbst den Kühlschrank, wo er einen Teller mit der Lasagne rausholte.
„Die Ganze?"
„Keine Ahnung, gib's sonst noch was oder ist das die einzige Verpflegung für die kommenden Tage?", wollte ich dann frech grinsend wissen. Daniel verdrehte seine Augen und wollte beleidigt aussehen, doch seine nach oben zuckenden Mundwinkel zerstörten diesen Versuch.
„Wie witzig du einfach sein kannst. Natürlich habe ich noch was, mal ganz abgesehen davon, dass wir später eh mit Freunden am Strand verabredet sind und wir dann da in irgendein Strandcafé gehen und essen werden!"
„Ja, woher soll ich denn von den ganzen Plänen wissen?"
„Jetzt weißt du es!"
Mit diesen Worten ging Daniel ans Ende der Küche, wo die Mikrowelle auf der Theke stand und schob den Teller herein.
„Wird Michael auch da sein?", fragte ich dann. Daniel nickte: „Mike kommt mit seiner Freundin, glaube ich, wobei man bei denen in letzter Zeit nicht sicher sein kann. Es kriselt!"
„Seine Freundin heißt Chrissie, oder?"
Daniel nickte wieder: „Chrissie, Christin, nenn sie wie du willst oder sich gar nicht, bezweifle, dass du sie mögen wirst. Wir tun's alle nicht!"
Ich zog erstaunt meine Augenbrauen hoch und beobachtete Daniel, der mir näher kam.
„Sie ist sehr monoton in ihrer Themenwahl und wählt dabei nur Themen, bei denen sie ordentlich klugscheißen kann! Andere Themen sind tabu und selbst wenn du eines von den anderen Themen anschneidest, lenkt sie das Thema direkt wieder in ihre drei Themen, die übrigens Ernährung, Blumen und High-Heels!", fuhr Daniel vor und brachte mich damit zum Lachen.
"Also eine richtig angenehme Dame. Warum ist Michael dann mit ihr zusammen?"
"Keine Ahnung, vielleicht ist sie gut im Bett. Ich weiß es wirklich nicht und ganz ehrlich, Mike ist besser ohne die, aber das kann ich ihm ja nicht sagen!", wisperte er leise, als hätte er Angst, dass diese Frau uns gerade jetzt ausspionierte. Ich schmunzelte etwas, da ich durchaus das Problem mit unsympathischen Partnern und Partnerinnen von Freunden kannte.
Ein Piepen schalte durch den Raum, sodass Daniel wieder zur Mikrowelle und holte den Teller heraus. Wir zogen beide ins Wohnzimmer um, nachdem ich mir Besteck geschnappt hatte. Ich ließ mich neben Daniel aufs Sofa fallen, der, wie er es immer tat, dicht bei mir saß. In der Tat hatte ich nicht wirklich das Gefühl, dass Daniel das Wort persönliche Distanz kannte, aber ich war die letzte Person, die das störte.
"Denkst du deine Freunde werden mich mögen?", fragte ich dann verunsichert, da mich dieser Gedanke gerade einfach nicht losließ. Daniel platzierte sein Kinn auf meiner Schulterspitze.
"Ja, natürlich werden sie dich mögen!"
"Ja? Michaels Freundin mögen sie auch nicht!"
"Ja, weil sie eine olle Tusse ist, was du nicht bist. Come on, mach dir bitte dahingehend jetzt keine Gedanken. Das sollte sich nicht so anhören, als würden meine Freunde ständig lästern. Die sind eigentlich immer offen für neue Kontakte, unsere Gruppe wächst deswegen auch von Jahr zu Jahr und wir freuen uns jedes Mal, wenn man eine neue Partnerin, einen neuen Partner mitbringt. Nur Michaels Wahl war halt ein totaler Fehlschuss!"
"Und ich bin keiner?"
Daniel hob seinen Kopf und sah mich streng an. Dann legte er seine Hand an meine Wange und dirigierte meinen Blick zu sich.
"Du bist alles, aber kein Fehlschuss!", stellte er dann mit strenger Stimme klar und sah mir eindringlich in die Augen, sodass ich nicht anders konnte, als seinen Worten zumindest etwas Glauben zu schenken.
Ein dünnes Lächeln zierte meine Lippen und ich beugte mich vor, um Daniel einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, bevor ich mich wieder dem Essen widmete.

Formel 1 Oneshots || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt