18- Flucht vor Schere, Stein, Papier?

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Samstag|1

"Willst du heute mit?", fragte die Brünette ihre Zimmermitbewohnerinnen grinsend bevor sie aus dem Fenster hinausschlüpfen wollte. Müde gähnte Temari und hob eine Hand unter der Decke hervor. Die Hand wackelte etwas in der Luft herum, nach der Art 'mach du nur'.
"Ist das schon eine Auflockerungsübung für deine alten Gelenke? Ich bin mir sicher, dass du mehr schaffst als nur das bisschen.", stellte sich Tenten dumm und kicherte leise. Knurrend richtete sich Temari auf und Tenten floh sofort durch das Fenster. Bevor die Blondine richtig aufstehen konnte, schloss Tenten das Fenster und lief kichernd davon. Sie hatte die letzten Tage schon mitbekommen welche Lautstärke Temari bekommen kann, wenn sie sauer war und sie legte es nicht darauf an so früh ins Gras zu beisen.

Auf dem Sportplatz waren überraschenderweise mehr Mädchen als sonst da, die aber nur auf der Tribüne saßen und sehr aufgestylt schienen. Es waren auch mehr Jungs da, die sich wohl unter der Woche und so früh am Morgen nicht hinaustrauten. Okay, zugegebenermaßen Tenten hatte auch etwas ausgeschlafen, aber es war ja auch ihr ersten Wochenende im Internat. Eine Stunde später als sonst fing sie mit ihrem Sport an.

"Die Tribüne ist da hinten.", kommentierte ein Junge aus der Parallelklasse lachend und deutete Tenten auf die Mädchenversammlung.
"Ach. Bist du verlorengegangen? Soll ich dich etwa zu deinen Freundinnen zurückführen?", rief sie ihm zynisch und kindisch nach. Erstarrt blieb er stehen und drehte sich zu ihr zurück.
"Für wen hälst du dich? Hast du eine Ahnung wer ich bin?", fragte er drohend und kam auf sie zu.
"Es interessiert mich nicht, wer du bist.", zischte sie schnippisch zurück. Er beobachtete sie lange mit einem intensiven Blick und ging dann langsam wieder weg.

Schnaubend sah sich Tenten am Platz um und versuchte Lee ausfindig zu machen. Die beiden wollten heute gemeinsam etwas machen, aber sie konnte ihn nicht finden. Er hatte sie doch nicht wirklich sitzengelassen, oder? War er mal wieder Sakura begegenet und hat vollkommen auf sein Training vergessen? Konnte Lee auf ein Training vergessen? Lag das in seinem Bereich des Möglichen?
"Sensei Guy!", rief sie, als sie den großen schwarzhaarigen Mann erblickte.
"Tenten!", rief er begeistert zurück. Beide joggten aufeinander zu und blieben stehen.
"Wissen Sie wo Lee ist? Wir wollten heute Basketball spielen."
"Lee hat gegen Neji verloren und läuft jetzt 20 Runden um das Schulgelände. Ich warte nur noch auf meine Ablöse und schließe mich ihm dann an.", erklärte er mit seinem üblichen Grinsen und lief schon los, als Sensei Kurenai auf den Sportplatz kam.

Schlecht gelaunt fing Tenten schließlich an ihre üblichen Runden am Sportplatz zu laufen und das nervige Gerede und Fingergezeige von den Mädchen und den neuen Jungs zu ignorieren. Gerade als sie zu einem Sprint ansetzten wollte, um so schnell wie möglich fertig zu werden holte jemand zu ihr auf.
"Ich glaub das ist deine persönliche Bestzeit." Vor Überraschung wäre sie fast gestolpert und auf dem harten, roten Boden geflogen, was zur Folge hätte, dass sie ihren Neidern mehr Gesprächsstoff geboten hätte. Der Grund ihrer Überraschung war ein gutaussehender, athletischer Junge, der sie abfing und auf den Namen Neji hörte.
"Alles gut?", fragte er atemlos und richtete sie wieder auf.
"Ja, natürlich.", schnaufte sie etwas außer Atem. Die eifersüchtigen Blicke der Mädchen auf der Tribüne jagten Tenten förmlich Messer in den Rücken.

"Ich hab dich gar nicht bemerkt.", merkte sie nervös an und versuchte nicht zu oft auf den verführerischen - dazu noch nackten und all zu muskulösen - Oberkörper zu schauen.
"Wie denn auch? Ich hab fast zwei Runden gebraucht um zu dir aufzustoßen. Vor was flüchtest du denn?", meinte er gelassen und joggte langsam wieder los. Sie sah es als Zeichen ihm zu folgen und hielt dem langsameren Laufen Schritt.
"Ich und flüchten? Vor was sollte ich denn flüchten?", lachte sie nervös und bekam prompt leichtes Seitenstechen.

Und wie sie versuchte zu flüchten. Vor ihrem Leben, vor sich selbst, vor den falschen Leuten um sich, vor dem Ohne-wirkliche-Freunde-sein, vor ihrer Vergangenheit und vor den Gerüchten um sie und Sensei Kakashi, die seit dem ersten Tag schon die Runde in der Schule machten. Sie war auch kurz davor vor dem heißen Typen neben sich zu flüchten. Doch flüchten war hoffnungslos, das wusste sie nun auch. Sie würde aus der Situation nicht herauskommen - nicht schon wieder.

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