Prolog

3.6K 83 10
                                    

Alessio

»Fuck!« Wütend klappte ich meinen Laptop zu und stand vom Schreibtischstuhl auf. Schon wieder hatte ein Mitarbeiter gekündigt und diesmal ohne irgendeine Vorwarnug. Einfach so. Wenn ich mein Clubhaus weiter halten wollte, dann musste jetzt sofort ein neuer Mitarbeiter her. Und mit sofort meinte ich sofort. Es war Höchstsaison im Betrieb und ich hatte viel zu wenig Personal. Zwei bis drei Wochen und dann kündigten die meisten schon wieder. Einfach zu schwach.

»Nah?« Plötzlich klopfte jemand an der Tür und ich verdrehte genervt die Augen. Ziemlich sicher war es Lou, die einzige Mitarbeiterin, die noch nie gekündigt hatte. Ja, sie war schon ziemlich treu. »Kann ich reinkommen?« Aber sie war auch fucking nervig. »Ja« Sagte ich widerwillig und sofort kam Lou mit einem viel zu breiten Grinsen hereinspaziert. Wieso war sie schon wieder so gut gelaunt?

»Was gibt es denn, dass du mich jetzt stören musst?« Es interessierte mich zwar einen Scheiß, was sie jetzt schon wieder hatte, aber als Boss sollte man wenigstens so tun können, als ob es einen interessieren würde, was die Arbeiter so machen. »Ach Gott, schau dich mal an, ich weiß, dass dich gar nicht interessiert, warum ich komme« Ihre Worte ergaben Sinn, aber ihr Lachen das jetzt ertönte, war mal wieder komplett im Wiederspruch.

»Und?« Ich ließ mich zurück auf meinen Stuhl fallen, schloss kurz entnervt die Augen und ließ dann meinen Blick für einige Sekunden auf Lou haften. Wenn ich hetero gewesen wäre, dann wäre sie auf jeden Fall einen Fick wert...Zumindest heute, in diesem Outfit. »Nah, ich wollte eigentlich nur die neuen Bewerbungen vorbeibringen, sind heute angekommen und ein paar sehen ganz nach deinem Geschmack aus.« Lou zwinkerte mir weird zu und kurz fragte ich mich wirklich, warum ich sie nicht schon längst gefeuert hatte.

Schon so oft hatte ich ihr gesagt, dass ich es nicht dulden konnte, wenn man mir als Chef nicht den nötigen Respekt entgegen brachte. Und Zwinkern und Dutzen zählten definitiv nicht zu respektvollem Verhalten. »Das werde dann wohl doch noch ich selber entscheiden Lou, du kannst jetzt gehen.« Sie nickte immernoch grinsend. »Schon klar, Boss.« ... Und legte die Mappen der Bewerbungen auf meinen Tisch und wandte sich dann wieder der Tür zu, bevor sie ganz verschwand zögerte sie jedoch.

Ich zog seufzend eine Augenbraue nach oben. »Sonst noch irgendwas?« Und dann plapperte Lou auch schon wieder los. »Ich habe auf dich gewettet Boss. Und...ja, ich habe gewonnen.« Verwirrt blickte ich auf die Geldscheine, die sie nun aus ihrer Arschtasche zog. »Was zur Hölle?« Sie legte einen armseligen Dollarschein vor mich hin. »Der soll dir gehören« Ich verstand immer noch nicht ganz und dieser eine Dollar der vor mir lag machte es nicht unbedingt besser...Einen Dollar, ernsthaft? »Ich habe gewettet, dass der Neue von letzter Woche keine fünf Tage als dein Sub aushalten wird und kündigt.« Sie lächelte zufrieden. »Joe hat dagegen gewettet und wir haben beide heute morgen die Kündigung gelesen... Jetzt bin ich um hundert Dollar reicher.«

Fassungslos starrte ich sie an. »Du hast so ein Glück, dass ich es mir aktuell nicht leisten kann dich zu feuern.« Lou zuckte nur zufrieden mit den Schultern. »Ich weiß. Und du solltest vielleicht mal aufhören dein Personal zu ficken, ist nachhaltiger für uns alle hier.« Endlich öffnete sie die Tür. »Oder du schaltest als Dom mal einen Gang runter, was ich alles gehört hab ist schon krass pervers.« Und dann, endlich verließ Lou mein Büro und ließ mich ärgerlich zurück. Warum konnte nicht mein ganzes Leben aus Sub und Dom bestehen, ich hätte Lou jetzt bestrafen müssen.

Doch all das half mir jetzt auch nicht mehr weiter. Fest stand, dass ich einen neuen Mitarbeiter brauchte. Noch für diese Woche.
Hoffnungsvoll blätterte ich durch die Bewerbungen und blieb plötzlich an einer besonders hängen.
Er hatte leicht gelockte rote Haare, ein schmales jungenhaftes Gesicht und diese unfassbar grünen Augen, die in mir unwillkürlich ein wohl bekanntes Gefühl aufriefen. Er sah so unschuldig, so unbenutzt und so wahnsinnig zart aus, so als ob er nur darauf warten würde, der Besitz von
Jemandem zu sein. Von mir.
Mein Blick fiel langsam auf den Rest der Bewerbung. Skyler. »Skyler« Wiederholte ich leise den Namen. Sky, wie der Himmel. Wie mein himmlischer boy. Mein eigener Ginger boy. Skyler würde mein werden, so viel stand jetzt fest.

Ginger boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt