In dem Moment, als ich mich wieder von Kakyoins Lippen löste, kehrten alle meine unruhigen Gedanken zurück, mein Körper wurde von einer Hitze überflutet, vor allem meine Wangen. Kurz lächelte ich ihm noch zu, dann wich es ganz schnell.
"Wir, äääh... sollten dringend zurück. Es ist schon spät, nicht, dass die Anderen sich Sorgen machen."
Nervös zog ich mir die Mütze tiefer ins Gesicht, steckte die Hände in die Hosentaschen und stiefelte los. Als ich bemerkte, dass Kakyoin immer noch ganz perplex dort an der Hauswand stand, blieb ich ebenfalls stehen und murmelte ohne mich umzudrehen:
"Was ist nun, kommst du mit?"
"Ja... Klar.."
hörte ich ihn nur leise hinter mir. Dann folgte er mir endlich. Was hatte ich da gerade nur getan? Innerlich betete ich, dass das unsere Freundschaft nicht zerstörte. Doch als ich ihn so vor mir sah, und er mit seinen funkelnden Augen in meine schaute... Da konnte ich einfach nicht anders. Gerade könnte ich mich selbst dafür ohrfeigen.
Den gesamten Rückweg schwiegen wir uns an. Es war so unangenehm. So viele unterdrückte Gedanken blieben in unseren Köpfen eingesperrt.Nachdem wir im Hotel angekommen waren und uns hingelegt hatten, schloss ich schnell die Augen. Ich wollte einfach nur noch schlafen und meinem Gedankenchaos aus dem Weg gehen. Nach einer kurzen Weile fragte der Rotschopf allerdings vorsichtig nach mir.
"...Jotaro? Bist du noch wach?"
Stille. Ich antwortete nicht. Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich, Jotaro Kujo, einer unangenehmen Situation auswich anstatt mich ihr zu stellen. Was war nur los mit mir? Vielleicht wollte ich erst einmal selbst meine Gedanken sortieren, bevor ich mit ihm darüber sprach, was da vorhin passiert war. Kakyoin gab dann auch Ruhe und ich nahm anhand seines raschelnden Bettes an, dass er sich nun auch umgedreht und die Augen geschlossen hatte. Nun bereute ich es doch, ihm nicht geantwortet zu haben. Er tat mir leid. Erst küsste ich ihn ganz überraschend und dann redete ich nicht mehr mit ihm. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.. Außerdem waren wir zwei Kerle; das war doch nicht in Ordnung, oder?!
... Oder war das der Grund, warum mir diese anhänglichen Weiber auf der Schule so hart auf die Nerven gingen?Die Gedanken verloren sich in einem traumlosen Schlaf. Am nächsten Morgen rieb ich mir verschlafen die Augen und versuchte, mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Streckend richtete ich mich auf und erinnerte mich in dem Moment daran, was gestern passiert war. Vorsichtig schaute ich zur Seite zu Kakyoins Bett, doch es war leer. Erleichtert atmete ich aus. Allerdings konnte ich ihm jetzt nicht ewig aus dem Weg gehen. Ich konnte mich doch jetzt nicht vor ihm verkriechen, so schwach war ich nicht.
Als ich mir gerade meinen Mantel übergeschmissen hatte, öffnete sich die Tür und Kakyoin trat ein. Etwas verschüchtert stellte er ein Tablett auf dem Tisch ab."Oh, Jotaro! Du bist endlich wach. Ich hab Frühstück mit hoch gebracht. Also... Falls du Hunger hast."
Gerade wollte er wieder gehen, da packte ich ihn am Handgelenk.
"Warte! ...Isst du denn nicht mit?"
Doch. Doch, ich war schwach. Seine Anwesenheit zeigte es mir wieder.
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht und er schloss die Tür wieder hinter sich."Doch. Ich kann bleiben wenn du willst."
Er wirkte etwas beruhigter. War er denn gar nicht sauer wegen gestern? Skeptisch musterte ich ihn kurz, dann setzte ich mich mit ihm an den Tisch und begann zu essen. Wieder schwiegen wir uns an, bis wir aufgegessen hatten. Dann konnte ich diese Stille nicht mehr ertragen.
"Kakyoin... Es tut mir leid. Was ich gestern Abend gemacht hab. Das war nicht OK."
Betreten schaute er zu Boden. Wie gerne würde ich gerade Gedanken lesen können.
"Es muss dir nicht leid tun. Eigentlich..."
Hoffnung flackerte in mir auf. Fühlte ich also doch mehr als Freundschaft für ihn? Ich sprang auf und stütze mich am Tisch ab.
"Eigentlich was?"
Shit. Jetzt hatte ich ihn auch noch eingeschüchtert. Ich entspannte mich wieder und richtete mich auf.
"Sorry. Ich wollte nicht..."
Kakyoin erhob sich nun auch.
"Nein, Jotaro. Alles gut. Ich wollte sagen... Eigentlich... Hat es mir gefallen..."
Nun konnte er meinem Blick nicht mehr stand halten. Hatte ich mich da gerade verhört? Nein, er hatte es wirklich gesagt und was es in mir auslöste war...unbeschreiblich.
"Ist das dein Ernst?"
Vorsichtig nickte er und hob nun wieder erwartungsvoll den Blick. Er war so süß... Ich wollte ihm sagen, dass es mir auch gefallen hat, doch ich bekam kein Wort heraus. Ich wollte herausschreien, wie wichtig er mir war, doch kein Ton entkam mir. Also musste ich es ihm anders deutlich machen. Ein Schritt auf ihn zu reichte, um ganz nah an ihm zu stehen. Ein Griff an seine Wange reichte, um seine Augen aufleuchten zu lassen. Ein Kuss reichte, um uns beide aufflammen zu lassen.
Es war intensiver, noch schöner als den Tag zuvor. Denn es war ohne Sorge darum, etwas falsches zu tun.
Als sich unsere Lippen wieder lösten, schloss ich ihn direkt in meine Arme. Nicht viel später hörte ich allerdings eine gedämpfte Beschwerde."Ich krieg' keine Luft mehr!"
Lachend ließ ich den breit grinsenden Kakyoin los und schaute zu ihm hinunter.
"Was nun?"
fragte er mich mit einem etwas ersteren Blick.
"Nun... behalten wir das erstmal für uns."
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In Your Arms - Last Train Home [Jotakak]
FanfictionNachdem Jotaro plötzlich in eine bizarre Familiengeschichte hinein rutscht, bei der von ungeahnten Bösen Kräften erfährt, die er mit seinem Großvater und seinen neuen Weggefährten bekämpfen muss um die Welt zu retten, scheint er einem von Ihnen; Kak...