Risiko

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"Jotaro... Du wirkst so traurig. Es tut mir leid, dass ich mich einfach nicht erinnere."

meinte Kakyoin zu mir, während wir gegen Abend durch die Stadt liefen. Wir waren auf dem Weg zu unserem letzten Spot, den ich besuchen wollte.

"Du musst dich für gar nichts entschuldigen. Wir kriegen das schon hin."

"Wir können doch versuchen, uns einfach ganz normal wieder neu kennenzulernen und anzufreunden oder nicht?"

Ich schüttelte bloß leicht den Kopf. Er würde es nicht verstehen. Er KONNTE es nicht verstehen. Was sich damals zwischen uns entwickelt hat... es war einmalig. Das könnten wir nicht einfach neu versuchen. Ich könnte ihm nicht erzählen, was damals zwischen uns war. Er würde mich für verrückt erklären oder mir komplett aus dem Weg gehen. Plötzlich blieb ich stehen.

"Hier ist es."

"Hier? Was soll hier gewesen sein?"

Verdutzt schaute er sich um. Wir standen an einer Hauswand, relativ weit abgelege, in Ruhe und alleine.

"Was ist hier passiert?"

Ich seufzte.

"Bitte schau dich ein bisschen um. Lass den Ort auf dich wirken. Ich kann es dir nicht einfach erzählen. Versuch dich bitte zu erinnern."

Schnaufend lehnte er sich gegen die Hauswand. Genau wie damals... Er schaute sich um und schien angestrengt nachzudenken.

"War es letztes Mal, als wir hier waren, auch dunkel?"

"Ja. Wir haben am Abend vor dem Kampf gegen Dio noch einen Spaziergang gemacht."

"Hmm, okay..."

Eine ganze Weile blieb er einfach nur da stehen und versuchte, sich zu erinnern. Dann schaute er mich an.

"Es will mir nicht einfallen, tut mir leid Jotaro. Ich weiß nicht, was hier passiert ist und ich weiß immer noch nicht, wer du bist."

Bedrückt zog ich mir meine Kappe ins Gesicht. In diesem Moment verlor ich jegliche Hoffnung. Ich wusste nicht mehr weiter. Es war vorbei. Ich existierte nicht mehr in seiner Welt. Ausradiert, gelöscht, vernichtet... Langsam hob ich den Kopf wieder.

"Weinst du etwa?"

fragte er mit sehr besorgtem Blick. Tatsächlich spürte ich, wie meine Augen feucht wurden.
Jedoch... Eine Sache gäbe es noch, die ich ausprobieren könnte. Eine allerletzte Chance, mit einem hohen Risiko, ihn danach für immer zu verlieren. Doch ich musste es versuchen. Bereits im Voraus nuschelte ich ein 'tut mir leid' vor mir her, während ich einen großen Schritt auf ihn zu machte, ihn an einer Schulter und am Kinn packte, und ihn endlich wieder küsste.

"Jotaro, was..."

Wie sehr hatte ich dieses Gefühl vermisst, ihn vermisst, seine Lippen vermisst... Zu lange konnte ich das nicht mehr tun.
Langsam löste ich mich wieder von ihm und schaute betreten zu Boden. Ich hatte ehrlich große Angst vor seiner Reaktion. Noch größere Angst, als bei unserem ersten Kuss.

"Ich, äh..."

Ich wagte es nicht, ihn anzusehen. Doch plötzlich bemerkte ich, wie er taumelte. Noch bevor er umkippte, hatte ich ihn aufgefangen und mich langsam mit ihm zu Boden sinken lassen.

In Your Arms - Last Train Home [Jotakak] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt