Heimkehr

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"Klopf, klopf?"

"Jotaro! Komm doch herein!"

Sein wunderschönes, strahlendes Lächeln schien mir entgegen, wie ich es gewohnt war, als ich an der bereits offenstehendes Tür zu Kakyoins Krankenzimmer anklopfte, um mich bei ihm bemerkbar zu machen. Ich trat ein und schloss ihn sofort in meine Arme.

"Ouf, nicht so feste! Vergiss nicht, mein Bauch ist immer noch eine offene Wunde!"

meinte er lachend.

"Tut mir leid. Ich freu mich nur so, dich wieder zu sehen. Wie geht's dir heute?"

fragte ich, während ich mich zu ihm ans Bett setzte. Dabei musterte ich jedes Detail an ihm, ich wollte sein wunderschönes Gesicht nie aus meinem Gedächtnis verlieren, ich wollte IHN nicht nochmal verlieren.

"Schon viel besser! Ich bekomme noch immer sehr starke Schmerzmittel, aber der Arzt ist verdammt zufrieden damit, wie mein Bauch mittlerweile aussieht."

"Das ist schön zu hören."

"Aber jetzt erzähl doch mal endlich - du hattest versprochen, mir noch davon zu berichten, wie du es geschafft hast, Mr. Joestar das Leben zu retten!"

Er hatte Recht. Bei meinem letzten Besuch wollte er die Geschichte schon hören, doch da habe ich ihm seine Müdigkeit angesehen und ihn darum gebeten sich hinzulegen. Er musste sich doch ausruhen und schonen.
Also fing ich nun endlich an, zu erzählen. Ich erzählte, wie wir Joseph auf meinen Wunsch hin mit in den Wagen, in dem Dio transportiert wurde, verlegt hatten. Wie Star Platinum sein Herz wieder in Gang gebracht hatte, damit die Ärzte ihm sein Blut zurück transfundieren konnten, wie Joseph mich nach seinem Erwachen verarscht hatte...

Es war alles wie früher. Wir saßen zusammen, lachten gemeinsam, hielten Händchen. Ich war so unglaublich froh, dass er überlebt hatte.

Ein lautes Klirren ließ mich aufschrecken. Was war das? Ich blickte mich um. Es musste vom Untergeschoss gekommen sein... Vom Untergeschoss... meines zu Hauses? Ich befand mich in meinem Zimmer. Nur wenig Licht fiel an den Seiten der Vorhänge ins dunkle Zimmer. Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz: Ich hatte geträumt. Nur... geträumt...
Warme Tränen fingen an, über meine Wangen hinunter zu laufen und mit einem leisen Platschen tropften sie auf den Fußboden. Kakyoin... Ich wischte mir die Tränen weg, doch es hatte keinen Zweck, neue Tränen folgten direkt ohne Ende. Erschöpft ließ ich mich wieder ins Bett fallen, verkroch mich unter der Decke und verbrachte wieder den restlichen Tag dort. Wie auch gestern, vorgestern und den Tag davor... Die Schmerzen waren unerträglich. Meine unzähligen Wunden vom Kampf gegen Dio hatte ich bereits vergessen, ausgeblendet. Sie waren zwar noch immer reichlich da, doch sie waren nichts gegen den Schmerz über meinen Verlust.

Die letzten Tage hatte ich bisher immer Albträume von Dio gehabt, dass er überlebt hätte oder dass er irgendwie anders zurück käme. Doch das heute war der Schlimmste. Oder anders gesagt, das Aufwachen war das Problem an der Sache.

Es klopfte an meiner Tür. Ich reagierte nicht. Meine Mom trat trotzdem vorsichtig ein.

"Jotaro?"

Keine Antwort.

"Jotaro, ich hab gekocht, willst du runter kommen und etwas essen?"

"Kein Hunger."

murmelte ich leise vor mich hin. Leise schloss sie die Tür wieder hinter sich. Es tat mir ja leid, vor allem da wir uns so lange nicht gesehen hatten und da auch ihr Leben die ganze Zeit auf dem Spiel gestanden hatte. Doch ich wollte gerade einfach nur allein sein. Trotzdem wusste ich es zu schätzen, dass sie es weiter versuchte, aber gleichzeitig meine Antworten akzeptierte.

Erneut zog ich mir das Kissen über den Kopf und versuchte wieder zu schlafen. Doch es ging einfach nicht. Immer wieder tauchte Kakyoins schmerzgeplagtes Gesicht in meinem Kopf auf. Er machte mir Vorwürfe, erinnerte mich an mein Versprechen, ihn zu beschützen... Ich war nicht da, als es passiert war. Wieder flossen die Tränen einfach nur so drauf los. Ich konnte nicht mehr. Es war meine Schuld.

In Your Arms - Last Train Home [Jotakak] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt