Kapitel 24

565 27 1
                                    

Sophie P.O.V.
Weihnachten. Schon immer mein liebstes Fest im Jahr. Lena und ich haben in den letzten Tagen das ganze Haus von unseren Eltern auf den Kopf gestellt und immer noch irgendwas gefunden, das man schmücken kann. Es ist unser erstes Weihnachten, dass wir wieder als ganze Familie richtig gemeinsam feiern. Letztes Jahr habe ich Weihnachten mit bei Shawns Familie gefeiert, das Jahr davor konnte Lena wegen Terminen nicht kommen. Und dieses Jahr sind wir beide hier.

Es ist deutlich zu merken, dass es Lena wieder besser geht, seit sie die letzten anderthalb Wochen komplett ihre Ruhe hatte, aber man merkt auch, dass sie Shawn vermisst. Ich wünschte, ich könnte ihr sagen, dass es Shawn bestimmt genauso geht, aber ich bezweifle es sehr. Vielleicht hoffe ich es auch eher. Immerhin vermisse ich ihn mindestens genauso schmerzlich, wie Lena ihn vermisst. Ich bin nur schon abgestumpft und habe mich an die Leere in mir gewöhnt.

Die letzte Nacht haben wir beide bei unseren Eltern geschlafen und nur ich liege jetzt schon wach in meinem Bett. Es war schon immer so, dass ich als erstes wach bin. Lena war immer eher ein Langschläfer, auch als Kind war das an Weihnachten nicht anders, und meine Eltern waren immer kurz nach mir wach. Nur ich bin diesmal sehr viel früher wach, denn seit der Trennung von Shawn schlafe ich deutlich schlechter und vor allem weniger. Meistens bin ich spätestens um sechs hellwach, obwohl ich abends erst um eins letztendlich eingeschlafen bin und dann auch noch sehr unruhig geschlafen habe. Vielleicht sollte es mich dementsprechend auch nicht wundern, dass ich weniger Energie habe als sonst.
Auch jetzt gerade ist es erst halb sechs und ich liege in dem Zimmer, das früher mein Kinderzimmer war. Das ganze Haus ist mucksmäuschenstill. Mit einem theatralischen Seufzen ziehe ich meine Decke über mein Gesicht. „Na, kannst du auch nicht schlafen?" Shawns Stimme schwebt durch das Zimmer, oder vielleicht ist sie auch nur in meinem Kopf. „Nein...", murmele ich einfach nur und drehe mich auf die Seite. „Warum nicht?", möchte Shawn wissen und ich gucke mich bei mir im Zimmer um. Ich bilde mir das doch nur ein. Trotzdem antworte ich ihm. „Weiß nicht, du fehlst mir. Seit der Trennung schlafe ich immer schlechter. Was ist mit dir?" „So ziemlich das Gleiche. Lena ist einfach nicht du und wird es nie sein. Du fehlst mir." Shawns Stimme klingt gebrochen und mein Herz zieht sich schmerzlich zusammen. „Und du darfst es dir noch nicht mal anmerken lassen.", sage ich leise und kann sein Seufzen hören. „Am liebsten würde ich einfach alles hinschmeißen, aber das würde mir nichts bringen. Ich kann die Verträge nicht kündigen, auch nicht, wenn ich bei Island Records kündige." Es fühlt sich an, als würde ich in Shawns Armen liegen und augenblicklich merke ich, wie müde und erschöpft ich eigentlich bin. Gleichzeitig merke ich, wie erschöpft Shawn ist. „Wie wäre es, wenn wir einfach beide noch ein bisschen schlafen?", schlage ich gähnend vor und spüre, wie Shawns Atmung bereits langsamer wird, als ich noch rede. „Schlaf gut, Soph. Ich liebe dich.", murmelt er noch, bevor er endgültig einschläft, und auch ich schlafe wieder ein.

„Sollten wir uns Sorgen machen, dass sie immer noch schläft? Vielleicht ist sie krank.", höre ich die Stimme meiner Mutter und kurz darauf setzt sich jemand auf mein Bett. „Sogar ich bin schon wach und es ist Weihnachten.", sagt dann Lena. „Sie sieht zu friedlich aus, um krank zu sein.", stellt meine Mutter dann fest und streicht ein paar Strähnen aus meinem Gesicht. Blinzelnd öffne ich meine Augen und stelle fest, dass Lena in meiner Tür steht und meine Mutter wirklich neben mir auf dem Bett sitzt. „Was ist denn los?", frage ich nur verschlafen und meine Mutter lächelt. „Es ist schon halb zwölf, kleine Schlafmütze. Wir haben uns gefragt, warum du noch nicht aufgestanden bist.", erklärt sie und ich setze mich geschockt auf. „Es ist halb zwölf?!" Lena lacht und verlässt das Zimmer. Im Gehen sagt sie noch: „Wenn du dich beeilst, hat Dad dir vielleicht noch Pancakes übergelassen." Auch meine Mutter verlässt das Zimmer. Als ich dann aufstehen möchte, habe ich das Gefühl, das noch jemand im Raum ist. „Guten Morgen, Shawn. Hast du gut geschlafen?", frage ich und bekomme quasi direkt eine Antwort. „Ja, habe ich. Du hoffentlich auch. Aber meine Familie wartet auf mich." Ich muss grinsen und fühle mich tatsächlich das erste Mal wirklich erholt und ausgeschlafen.

Wie findet ihr es, dass dieses Jahr alles so anders ist, wegen Corona?
Ich muss tatsächlich sagen, dass es mich nicht so sehr stört, mir hat dieses Jahr tatsächlich sehr geholfen, psychisch geht es mir sehr viel besser und generell bin ich sehr viel entspannter. Sogar, obwohl die Schule so stressig ist teilweise. Gleichzeitig verstehe ich auch jeden, der sagt, dass es nervig ist, nichts machen zu können.

Amila 2 - RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt