Kapitel 36

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Sophie P.O.V.
Der Sommer ist in New York gekommen und gegangen, ohne dass ich die Stadt wirklich verlassen habe. Jetzt befinden wir uns Mitten im Herbst und ich liege verkehrtherum auf meinem Bett, mein Kopf hängt über das Fußende nach unten. „Mein Leben ist einfach nur langweilig.", seufze ich verzweifelt und richte meinen Blick auf die offene Zimmertür. Ach echt? Shawns Stimme schwebt durch den Raum und ich gucke wieder an die Decke. Ja, es ist fürchterlich. Ich meine, ich verdiene genug Geld, ohne wirklich zu arbeiten, aber es ist einfach langweilig und macht es komplizierter, wenn jemand wissen möchte, was ich eigentlich die ganze Zeit mache. Und dabei habe ich doch schon einen Nebenjob in einem Café. Frustriert atme ich aus und drehe mich dann auf den Bauch, während ich mich wieder ganz auf mein Bett lege. Vielleicht würde ich mein Leben auch besser in den Griff bekommen, wenn ich in Toronto wäre, aber noch immer fühle ich mich nicht wirklich bereit dazu, wieder in diese Stadt zu fahren. New York ist für mich mehr wie eine Flucht vor der Realität. Shawns Anwesenheit ist wie eine tröstende Umarmung und gleichzeitig schmerzhaft. Ich weiß, dass wir das hier nicht tun sollten. Trotzdem tun wir es. Es erleichtert die Abwesenheit des anderen. Shawn hat kaum Zeit, sein Kalender ist vollgestopft mit Terminen und nebenbei hat er noch Lena, die ständig um ihn herumwuselt. Sogar mir und der Öffentlichkeit fällt auf, dass Lena momentan einfach nur unglaublich an Shawn klammert und sehr viel anhänglicher ist als sonst. Die Öffentlichkeit munkelt deshalb, ob die beiden sich verlobt haben, sie schwanger ist oder ob es bei den beiden langsam auf das Ende der Beziehung zugeht. Ich habe keine Ahnung, was der wahre Grund für Lenas Verhalten ist, aber Shawn ist einfach nur genervt von ihr. Das braucht er nicht zu sagen, jedem, der die Bilder sieht, fällt auf, dass Shawn nicht halb so glücklich über Lenas Anwesenheit ist wie Lena.

Lena P.O.V.
New York, meine Heimat. Shawn und ich sind für seine freien Tage hier, bevor er wieder Termine hier in der Umgebung hat. Irgendwas ist momentan mit ihm, aber ich kann nicht herausfinden, was. Er ist griesgrämig, durchgehend genervt, solange er nicht komplett allein ist oder mit seinen Fans redet, und zwischendurch ist er immer wieder gefühlt in einer ganz anderen Welt, dann ist er nicht ansprechbar, aber lächelt glücklicher als in jeder anderen Situation, obwohl seine Augen vor Traurigkeit noch matter werden als sonst. Er leidet wegen irgendwas, wobei sich weder mir noch irgendwem anders erschließt, warum. Auch jetzt, als wir meine Wohnung in New York betreten, wirkt er weggetreten. Andrew vermutet, dass Shawn vielleicht einfach Schlafmangel hat, aber er geht abends früh ins Bett und schläft morgens so lange wie möglich.

Eigentlich hatte ich immer gehofft, dass ich ihm durch seine Probleme helfen kann und ihm eine Unterstützung bin, aber selbst meine gute Laune momentan scheint kein bisschen zu helfen, damit er glücklicher wird. Die Wohnung ist nicht abgeschlossen und im Flur stehen drei riesige Kartons, über die ich fast stolpere. Verwirrt gucke ich mich um, nur um Sophie zu entdecken, die im Wohnzimmer zwischen Bergen an Klamotten sitzt und diese nach irgendwas sortiert. Shawns Blick liegt auf ihr, aber ich kann nicht sagen, ob er sie wirklich wahrnimmt. Da Sophie nicht auf meine Begrüßung reagiert, bugsiere ich Shawn vorsichtig in mein Zimmer. Es wäre untertrieben von mir, zu sagen, dass ich mir Sorgen um ihn mache. Und gleichzeitig hoffe ich, dass es ihn vielleicht freut, wenn ich ihm erzähle, was ich schon seit zwei Wochen als mein kleines Geheimnis mit mir rumtrage.

Sophie P.O.V.
Nachdem Lena und Shawn auf einmal unangekündigt in der Wohnung standen, habe ich kurzerhand meine Sachen gepackt und bin zu Hanna gefahren. Seit ich Lena damit konfrontiert habe, warum sie Shawn betrogen hat, habe ich kein Wort mehr mit ihr geredet und Shawn und ich in der gleichen Wohnung ist eh keine gute Idee. Also vertreibe ich mir jetzt die Zeit mit reiten und damit, Alvis Tochter, Epona, langsam an Menschen zu gewöhnen. Sie ist zwar noch zu jung, um sie einzureiten, aber sie kennt nur das Halfter und laut Hanna kann ich sie so ein bisschen besser kennenlernen, wenn ich sie eh später kaufe, sobald sie so weit ist.

Es dauert zwei Tage, bis Lena und Shawn NewYork wieder verlassen. Ich bin ganz froh drüber, denn auch wenn ich gerne bei Hanna bin, so war es dann doch nicht eingeplant. Bei meinem letzten Besuch auf der Weide wiehert Epona traurig, als ich mich verabschiede, aber ich kann nicht länger hier bleiben. Trotzdem verspreche ich ihr, dass sie irgendwann mit mir mitkommen kann und ihre gespitzten Ohren liegen aufmerksam auf mir.

Was ist wohl das Geheimnis von Lena und was denkt ihr, wären Sophies Möglichkeiten, um das Leben spannender zu gestalten?

Amila 2 - RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt