Schmerz

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Ich rannte beinahe zur Tür, als es klingelte und sprang meinem Bruder regelrecht in die Arme. Lachend fing er mich auf und drückte mir einen dicken Kuss auf den Mund. Dann ließ er mich runter und ich begrüßte Corey mit einer liebevollen Umarmung. Vor zwei Tagen hatte ich die Nachricht bekommen, dass Hank nach London kommen würde. Mit seinem neuen Freund, Corey. Ich hatte laut aufgequiekt, als ich davon erfuhr. Zum Glück hatte es niemand gehört. Henry war seit einer Woche in Norwegen für Dreharbeiten für Mission Impossible. „Schön, dass ihr endlich da seid“, freute ich mich und bat die Jungs in die Küche. Ich hatte vorgeschlagen, sie vom Flughafen abzuholen, doch Hank hatte mich lieber darum gebeten, meine Lasagne für ihn zu zaubern. Nichts lieber als das. Die war bereits fertig und wartete nur darauf, gegessen zu werden.
„Wie war euer Flug?“ fragte ich, während ich den Beiden etwas auf ihre Teller gab. Ich wusste, das Corey vor ein paar Tagen nach Afrika geflogen war, bevor sie gemeinsam nach London flogen. „Abenteuerlich", berichtete mein Bruder lachend und ich sah ihn fragend an. „Es war ziemlich stürmisch und die Sicht war über den Bergen sehr schlecht wegen dem Schneesturm. Corey wurde mehrmals schlecht“, amüsierte er sich. „Wie schön, dass ich zu deiner Erheiterung beitragen konnte", murrte dieser und ich kicherte. Hank lachte abermals und drückte Corey einen Kuss auf die Wange. Ich schmunzelte und schob mir eine Gabel voll Lasagne in den Mund. „Und wie geht es dir, Schwesterherz? Du strahlst ja nur so vor Glück. Nettes Häuschen hat dein Henry hier“, stellte er fest. „Was hast du angestellt, während ich weg war?“ fragte er und Corey verschluckte sich beinahe, und verkniff sich dann ein Lachen. Meinem Bruder hatte er kein Wort über meine Hochzeit mit Henry verraten. „Ich habe geheiraret", murmelte ich schnell und schob mir einen weiteren Bissen in den Mund. Mit aufgerissenen Augen sah er mich an, während ich grinste und meine Hand mit dem Ring hochhielt und mit den Fingern wackelte. „Nicht dein Ernst!“ rief er aus und besah sich den Ring. „Und du hast mich nicht eingeladen?“ Er sah ein wenig enttäuscht aus. „Niemand wurde eingeladen. Auch Henrys Familie nicht. Wir haben es ganz für uns allein gemacht“, erzählte ich. „Wow, ich… bin sprachlos. Weiß Mom davon?“ wollte er wissen. Noch konnte ich nicht deuten, ob er sich freute oder nicht. „Nein. Es würde sie eh nicht interessieren“, brummelte ich. „Du bist Moms Lieblingskind…“ „Nein, du warst Moms Lieblingskind. Bis du gestanden hast, dass du auf Männer stehst. Ich war immer nur der ungeplante Nachzügler“, wand ich ein. „Nicht für Dad. Du warst sein kleines Mädchen“, erinnerte er mich. „Ja, und du sein einziger Sohn. Er hat sich sehr geliebt, und würde es heute noch genauso“, murmelte ich. „Tut mir Leid, Baby Turtle“, sagte Hank und ergriff meine Hand. „Ich wollte dir nicht die Laune vermissen. Du hast recht, es macht keinen Unterschied, ob Mom es weiß oder nicht. Schön, dass du es mir verrätst.“ „Natürlich. Wem sonst, wenn nicht dir.“ „Corey wusste es.“ „Ja, weil Corey ein schlaues Bürschchen ist und eins und eins zusammenzählen kann", kicherte ich. „Außerdem ist er Henrys bester Freund.“ „Ich hätte ihn gern kennengelernt, deinen Henry“, sagte Hank nun. „Das wirst du auch bald. Bleibt ihr bis Weihnachten? Wir könnten an Heiligabend zusammen Essen, bevor Henry und ich am 25. Nach Jersey fahren“, schlug ich vor und Hank sah zu Corey. „Unser Flieger geht abends zurück nach Amerika. Machen wir aus den Abendessen ein Mittagessen und nach dem Kaffee verabschieden wir uns?“ schlug er stattdessen vor. „Das wird toll“, lächelte ich. „Du sagtest, euer Flieger geht. Hank, fliegst du mit?“ fragte ich und mein Bruder grinste. „Ja, Corey möchte mich seinen Eltern vorstellen“, erklärte er. „Wow. Es ist also was Ernstes mit euch beiden. Das ist schön", lächelte ich glücklich. „Ich freue mich sehr für euch beide. Ihr habt es verdient.“ „Ich freue mich auch für dich, kleines Schwesterchen“, lächelte er dann und drückte meine Hand. Dann schmunzelte er. „Ich bin gespannt, wann dann der Nachwuchs kommt", scherzte er und ich schluckte, biss mir auf die Unterlippe. „Da wirst du früh genug hinter kommen", kicherte ich etwas gekünstelt, was er zum Glück nicht bemerkte. Corey warf  mir einen vielsagenden Blick zu. Er wusste also davon.
Ich räumte den Tisch ab, als alle satt waren und verabschiedete die beiden erst mal wieder. „Dann bis heute Abend“, sagte ich uns drückte beide nochmal an mich.
Ich ging ein bisschen raus in den Garten, atmete tief durch uns legte meine Hand auf meinen noch flachen Bauch. Ich wusste nicht, ob ich es vielleicht doch schon meinem Bruder sagen sollte. Er war mein engster Vertrauter. Jason, Ben und Gal wussten es. Außerdem Henrys Mom. Corey scheinbar auch. Es wäre unfair, wenn Hank es als letztes erfahren würde. Ich war jetzt in der 8. Woche und bisher war alles gut. Ich seufzte und ging ins Haus zurück, kümmerte mich ein wenig um den Haushalt. Ich wischte die Küchentheke ab und stieß an ein Glas. Ich wollte es reflexartig auffangen, doch es entglitt mir als den Fingern, als ein stechender Schmerz durch meinen Unterleib zog. Ich krümmte mich und hielt mir den Bauch, bis der Schmerz etwas nachließ und ich mich wieder etwas aufrichtete. Ich merkte etwas Warmes und Nasses zwischen meinen Beinen und eilte zur Toilette. Mein Slip war voller Blut und ich hielt erschrocken die Luft an. Dann bekam ich Panik und wieder zog es in meinem Bauch. Ich fing an zu weinen, eilte in die Küche, um mein Telefon zu holen. Ich rief Corey an. „Hey Süße. Hast du dich verwählt?“ meldete er sich lachend. „Corey, kannst du mich bitte zum Arzt fahren? Irgendwas stimmt mit dem Baby nicht", schluchzte ich. „Wir sind sofort da", versicherte er mir und legte gleich auf. Ich zog mir frische Sachen an, legte mir eine Slipeinlage vor und wartete. Ich hielt mir meinen Bauch, der noch immer Schmerzte, und ich war mir sicher, dass es kein gutes Ende nehmen würde. Vorhin erst hatte ich überlegt, es meinem Bruder zu sagen, weil alles gut schien und nun blutete ich. Ich überlegte, Henry anzurufen, doch bevor ich nichts genaueres wusste, wollte ich ihn nicht beunruhigen.

When superman is lovin' youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt