Zuhause

780 20 14
                                    

Die letzten Wochen waren stressig gewesen, doch wir kamen gut durch. Das war der Lohn für 12 bis 14 Stunden Dreh am Tag. Die Belohnung für diese Mühen kam, als und Tom eines Abends zu mir in den Trailer kam und verkündete, dass Schluss sei für dieses Jahr. Die Takes hier waren alle im Kasten und im Januar würde es in Los Angeles weitergehen. Ich konnte also nach Hause.
Ohne Sunny Bescheid zu geben, suchte ich gleich nach einem Flug. Ich ergatterte einen noch am selben Abend. Der Letzte an diesem Tag. Ich würde also gegen halb 1 in London landen. Ich entschloss mich, meiner Frau nichts zu sagen und sie zu überraschen.
Wir telefonierten wie gewohnt, doch ich redete mich raus und schwindelte, dass Nachtdreh anstehen würde. Sie war verständnisvoll und schweren Herzens legte sie auf. Ich schnappte mir meine Tasche, meinen Hund und verließ das Apartment. Ich ließ mich zum Flughafen fahren und wartete dort in der kleinen Lounge darauf, dass das Boarding beginnen würde. Solange las ich auf meinen Tablet noch ein paar Skripte, die mir zugeschickt worden waren. Ich war müde und hätte gern geschlafen, doch das verkniff ich mir.
Nachdem das Boarding abgeschlossen war, schnallte ich mich an und begab mich wieder ans Lesen. Diesmal eins meiner Lieblingsbücher aus Kindertagen. Schon damals, bevor ich überhaupt lesen konnte, hatte ich es geliebt, wenn Dad mir aus dem kleinen Hobbit vorlas. Seitdem war es eines meiner Lieblingsbücher und immer wenn ich Heimweh oder Kummer hatte, las ich darin. Ich erinnerte mich noch genau daran, wie ich mich an Dad gekuschelt hatte, während er in diesem Buch laß und ich hatte es geliebt, wie er die Stimme je nach Lage gehoben oder gesenkt hatte, mal geflüstert hatte, oder aufgeregt gerufen hatte. Oft hatte ich mich dann erschreckt und dann hatte Dad gelacht und mich ausgekitzelt.
Mein Dad war für mich ein sehr großes Vorbild. Vater von fünf Kindern und er hatte es geschafft, es uns allen gerecht zu werden. Ich bewunderte ihn dafür. Und ich wünschte es mir auch. Ich wollte ein Dad sein, meinem Kind vorlesen. Mit ihm spielen und toben. Es erschrecken und auskitzeln. Ich wollte meinem Kind auch all diese unvergesslichen Momente schenken, die Dad mir geschenkt hatte. Dieses Kind jedoch würde ich niemals kennenlernen. Ich atmete tief durch und blinzelte die Tränen weg. Es tat noch immer unbeschreiblich weh und ich wusste nicht, ob ich jemals wirklich wieder drüber hinweg kommen würde. Wie kann man etwas so sehr vermissen, dass man nie kennengelernt hatte?
Bestimmt würden wir irgendwann ein Baby bekommen. Doch unser erstes Baby würde ich niemals vergessen. Ich wusste nicht mal, ob es ein Mädchen oder ein Junge war.

Der Flug war unruhig. Es regnete und stürmte und es passte perfekt zu meiner Stimmung. Eigentlich sollte ich glücklich sein, weil ich endlich auf dem Weg nach Hause war, doch vermutlich würde mein Gemüt sich erst dann beruhigen, wenn ich meine Frau endlich in meinen Armen hielt.
Der Flieger landete und zu meiner Überraschung regnete es in Strömen. Kal und ich ergatterten ein Taxi, was uns Zuhause absetzte.
Ich schloss die Haustür und sofort umgab mich der Geruch von Zuhause. Ich trocknete meinen Hund ab und ließ ihn ins Haus laufen. Ich gab ihm frisches Wasser und Futter. Es war ruhig im Haus. Natürlich schlief Sunny schon. Ich warf die Dreckwäsche in die Waschmaschine und trug meine Tasche hoch. Dann ging ich Duschen und schlich mich dann so leise wie möglich ins Schlafzimmer. Meine Frau lag im Bett, auf meiner Seite und in mein Kissen gekuschelt. Ich schmunzelte und stieg ins Bett, schob mich vorsichtig unter die Bettdecke und legte den Arm um sie.
Plötzlich erschrak sie und fuhr herum. Ihr Ellenbogen traf meine Nase und es knackte mies.  


Ich fand mich nur schwer zurück in den Alltag, doch ich kämpfte mich durch. Und die abendlichen Telefonate halfen mir dabei. Sie versicherten mir, dass ich nicht allein mit meinem Kummer war. Henry litt genauso, und es tröstete uns beide, darüber zu reden. Manchmal weinten wir. Manchmal redeten wir Quatsch und lachten. Ich brauchte diese täglichen, abendlichen Telefonate wie die Luft zum Atmen.
Heute Abend war das Telefonat nicht sonderlich lang ausgefallen. Es stand Nachtdreh an und ich sehnte mich nach dem Tag, an dem Henry endlich wieder zu Hause sein würde. Noch drei Tage.
Ich war recht früh ins Bett gegangen und war tatsächlich relativ gut eingeschlafen.

Eine kalte Hand ließ mich aufschrecken und ich drehte mich abrupt um. Mein Ellenbogen stieß gegen etwas hartes und ich hörte jemanden fluchen. „Henry, was…“ sagte ich erschrocken und machte das kleine Licht an.
Mein Mann lag im Bett neben mir und hielt sich die Nase. Sie blutete. „Oh Gott, Baby. Es tut mir so leid“, sagte ich reumütig und reichte ihm ein Taschentuch, was er dankend annahm. „Ich glaub du hast mir die Nase gebrochen“, murmelte er. „Lass mal sehen", bat ich und er nahm die Hand weg. Ich besah mir sein Gesicht und drückte ihm einen Kuss ans Kinn. „Nein. Alles noch so hübsch wie vorher“, kicherte ich und er schielte mich an, fing dann an zu lachen und hielt sich wieder das Taschentuch an die Nase. „Ich hol dir ein Kühlpack, damit nichts anschwillt", sagte ich und kletterte aus dem Bett, lief nach unten in die Küche, wo mich Kal freudig begrüßte. Mit dem besagten Kühlpack kam ich zurück zu Henry und legte es ihm vorsichtig an die Nase. Er zuckte. „Autsch", murmelte er und ich kicherte. „Hey", sagte ich dann. „Hey", erwiderte er ebenso.  „Willkommen Zuhause“, schmunzelte ich und gab ihm einen sanften Kuss, den er erwiderte. Ich gab ihm noch einen und noch einen und schließlich vertiefte ich den Kuss. Er hing darauf ein und fuhr mit die Hand in meinen Nacken. Endlich war er wieder bei mir und ich fühlte mich beinahe komplett. Ich legte mich auf ihn, küsste ihn weiter und ich genoss es, wie er seine Arme um mich schlang. Ich fühlte mich beschützt und geborgen. Seine Hand wanderte zu meinem Hintern und er rollte uns herum, lag nun auf mir. Ich genoss sein Gewicht auf mir, schlang meine Arme und Beine um ihn und versank in den Kuss. Er küsste meinen Hals und ich seufzte. Gott, hatte er mir gefehlt. Er wanderte mit seiner Hand unter mein Shirt und ich stöhnte leise, als er meine Brüste liebkoste. Er schob mein Shirt hoch und legte seine Lippen an der Stelle, wo seine Finger gerade noch waren und ich keuchte. Es erregte mich sehr, doch ich konnte nicht weitergehen. Als er sich den Weg hinunter küsste, stoppte ich ihn. „Henry…" flüsterte ich sanft und zog ihn hoch und er sah mich an. „Tut mir leid", murmelte ich und wandte den Blick ab. „Shhhh,“ machte er, legte sich neben mich und zog mich fest in seine Arme. „Wir haben Zeit", flüsterte er sanft und ich schlang meinen Arm um ihn, bettete meinen Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Meine Hand schob ich unter sein Shirt und kraulte seinen Bauch. Ich genoss es, seine Haut zu fühlen und sein Herzschlag beruhige mich. „Warum bist du schon da?“ fragte ich. „Ich hab erst in zwei Tagen mit dir gerechnet.“
„Überstunden…. Wir sind durch in Norwegen“, erzählte er und strich mit seinen Fingern durch meine Haare. Ich liebte es, wenn er das tat und wie immer entspannte es und machte mich schläfrig. „Schön, dass du wieder Zuhause bist", murmelte ich müde und gähnte. „Ich bin froh, wieder Zuhause zu sein. Bei dir“, flüsterte er sanft und strich mir weiter durchs Haar. „Ich liebe dich, meine Mrs. Cavill“, fügte er hinzu und ich drückte einen Kuss auf seine Brust. „Ich dich auch, mein Ehemann.“
„Gute Nacht“, wünschte er leise. „Gute Nacht", murmelte ich uns schloss die Augen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 04, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

When superman is lovin' youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt