Ich kann das nicht

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„Henry? HENRY!“ hörte ich und schreckte hoch. Jemand köpfte wie verrückt an meine Zimmertür. Ich erhob mich, rieb mir verschlafen das Gesicht und öffnete die Tür. „Lil, was mach…“ „Verdammt Henry du hast verschlafen!“ fluchte meine Tante und schob sich an mir vorbei ins Zimmer. „Hast du deinen Wecker nicht gehört?“ Verwirrt sah ich sie an und sah auf meine Uhr. „Scheiße!“ fluchte ich und endlich kam Bewegung in mich. Ich fing die Sachen, die mir Lil zuwarf und verschwand ins Bad.
Keine fünfzehn Minuten später saßen wir in einem Taxi, dass uns zur Lokation brachte. Es stand eine Pressekonferenz an und ich hatte das Gefühl, noch zu schlafen. Ich hatte mein Telefon im Schlafzimmer gelassen und war im Wohnzimmer eingeschlafen.
„Geht’s dir gut?“ fragte mich eine Tante besorgt. „Ja, Lil, alles in Ordnung“, versicherte ich ihr. Eigentlich hatte ich heute morgen gleich mit Sonja reden wollen. „Das sagst du seit Wochen und ich glaube dir kein Wort.“
Ich seufzte und nahm einen Schluck von dem Kaffee, den mir Lil besorgt hatte. „Du siehst unglücklich aus. Das gefällt mir nicht", sagte sie sanft und tätschelte meine Hand. „Ich krieg das schon wieder hin. Hör auf, dir Sorgen zu machen“, wand ich ein. „Auch das sagst du mir seit Wochen. Henry, nun mach doch endlich mal den Mund auf", forderte sie. „Lil, bitte. Ich will nicht, ok? Das muss ich alleine Regeln. Und das werde ich heute", versprach ich. „Irgendwann zwischen den Terminen. Wie sieht es heute aus?“ fragte ich und wechselte so das Thema. „Gleich die Pressekonferenz. Um ein Uhr Shooting in der Verbotenen Stadt. Um vier stehen einige Interviews an. Am Abend weitere Promoshootings“, zählte ich auf und ich schnaufte. Das würde ein langer Tag werden. An sich hatte ich damit kein Problem, aber wie sollte ich da noch Zeit finden, um mit Sonja zu reden, zumal sie die ganze Zeit über auch beschäftigt sein würde.
Der Wagen hielt und Lillian und ich betraten das Gebäude, wurden durch Gänge und Flure gelotst, bis wir endlich zu den anderen stießen. „Na, ausgeschlafen?“ grinste Ezra, alias the Flash, als ich verkabelt wurde. „Nicht wirklich", gab ich zu, grinste aber. Jason kam auf mich zu und zog mich in eine bärige Umarmung, die ich lachend erwiderte. „Hast du alles regeln können?“ fragte mich Ben und ich spürte Gals Blick auf meinem. „Nein, noch nicht“, gab ich zu und folgte dann meinen Kollegen. Wir nahmen unsere Plätze ein und ich winkte der Menschenmenge zu. Das waren wirklich eine Menge Leute hier im Saal, aber das war ok. Es war reichlich Abstand zwischen uns. Ich ließ meinen Blick durch den Raum wandern und war erleichtert, als ich Sonja am Bühnenende erblickte. Sie sah mich an und ich schenkte ihr ein kleines, aufmunterndes Lächeln, hoffte dass sie es wahrnehmen würde. Sie senkte ihren Blick und widmete sich ihrer Kamera. Sie sah müde und erledigt aus. Außerdem blass und sie kam mir dünner vor. Auch heute trug sie ihre Brille und sie sah damit einfach süß aus. Ich wollte zu ihr gehen, sie in meine Arme schließen und ihr sagen, dass alles gut werden würde, aber ich vermutete, dass würde nicht ganz so einfach werden.
Die Fragerei begann und ich konzentrierte mich auf meinen Job. Es machte Spaß, wir lachten viel und ich musste zugeben, dass Sonja da war und nicht davon lief, entspannte mich ein wenig. Ich war zuversichtlich. Ich wollte das einfach wieder hinkriegen. Sie fehlte mir und ich liebte sie einfach.
Nach der Pressekonferenz wartete ich auf sie. Ich hatte nicht viel Zeit, aber ich musste wenigstens kurz mit ihr sprechen.

Er war nicht zum Frühstück gekommen, und auch als wir uns auf den Weg zur Pressekonferenz machten, was er nicht da. Ich war enttäuscht und meine Hoffnung schwand.
Und dann tauchte er plötzlich auf. Er sah zugegeben noch verschlafen aus. Dennoch raubte mir seine Anwesenheit beinahe den Verstand. Mein Herz schlug kräftig, als er den Saal mit den Anderen betrat. Er suchte den Raum ab und dann traf sein Blick auf meinen. Mein Herzschlag setzte einen Moment aus und ich war mir nicht sicher, ob das ein Lächeln war, dass sich auf deinen Lippen gebildet hatte. Meine Sehnsucht zu ihm war beinahe unerträglich und am liebsten wäre ich aus dem Saal geflüchtet. Seine Präsenz brachte mich durcheinander und jedes mal, wenn sein Lachen erklang, drehte sich mir der Magen um. Ich hatte nichts gefrühstückt heute morgen. Mein Magen rebellierte schon allein bei dem Gedanken daran. Lediglich ein Glas Wasser hatte ich getrunken.
Ich atmete tief durch, als die Pressekonferenz beendet wurde und ich packte sorgfältig meine Kamera zurück in die Tasche. Als ich den Saal verließ und auf etwas Ruhe hoffte, erschrak ich, als Henry plötzlich vor mir stand. „Musst du mich so erschrecken?“ keifte ich ihn an, was ich eigentlich gar nicht wollte und hielt mir die Hand ans Herz, das vor Schreck und Aufregung raste.
„Was kann ich dafür, dass du so schreckhaft bist", ging er gleichauf Konfrontation und ich seufzte. „Tut mir leid, ich wollte das nicht“, murmelte ich und senkte den Blick, atmete tief durch, weil mir schon wieder schlecht wurde. „Geht’s dir nicht gut?“ fragte Henry sanft und ehe ich antworten konnte, überkam es mich. Ich hielt mir die Hand vor dem Mund und rannte den Flur entlang zu dem Toiletten, schaffte es aber nur bis zum Mülleimer am Waschbecken, und übergab mich. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich gegen die kühle Wand hinter mir. Ich hörte, wie sich die Tür öffnete und wusste, dass es Henry war. „Verschwinde aus dem Damenklo", murmelte ich kraftlos mit geschlossenen Augen, doch anstatt zu gehen, setzte er sich neben mich. „Du bist im Herrenklo“, klärte er mich auf und reichte mir ein Taschentuch. „Danke,“ murmelte ich und wischte mir den Mund ab. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Geht das schön länger so?“ fragte er sanft. „Ein paar Tage. Ich schätze, ich habe mir eine Magen Darmgrippe eingefangen", log ich. „Wir wissen beide, dass das wohl nicht stimmt", lenkte er ein und ich atmete erneut tief durch, blinzelte die aufsteigenden Tränen weg. „Hey….“ Sagte er sanft und nahm meine Hand. „Wir kriegen das hin", meinte er selbstsicher und schenkte mir ein kleines, aufmunterndes Lächeln. „Henry?“ die Tür öffnete sich und eine füllige Frau schaute herein. „Was ist denn hier los?“ fragte sie überrascht. „Nun ja, kommst du? Wir müssen los", bat sie ihn. „Ich bin sofort da. Kannst du kurz die Tür zumachen, danke", bat er und die Dame zog sich zurück. Ich wischte mir die Tränen weg. „Wir reden später in Ruhe darüber, ok? Bist du dir sicher, dass du arbeiten kannst?“ fragte er mich. „Ich muss. Sonst verliere ich meinem Job", murmelte ich und rappelte mich auf, klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht und spülte meinen Mund aus. Henry stand besorgt hinter mir. „Geh", bat ich ihn. „Ich komme gleich nach“, erklärte ich und er ließ mich allein.
Ich sammelte meine Kamerataschen ein und kam zu den Anderen, stieg zu ihnen ins Auto, setzte mich neben Jason. „Wenn du mich fragst, gehörst du ins Bett“, sagte er besorgt und ich lehnte mich an ihn. Er legte den Arm um mich und als er mir einen beschützenden Kuss an die Schläfe drückte, schloss ich müde die Augen. Ben fing aus heiterem Himmel an zu lachen und ich öffnete erschrocken die Augen. „Aha“, meinte er und schlug Henry freundschaftlich gegen das Bein. „Da musst du dir absolut keine Sorgen machen", grinste er und zeigte zwischen Jason und mir hin und her. Fragende Gesichter sahen Henry an und er verdrehte die Augen. „Ich erklär es euch später irgendwann mal. Aber erst muss ich das mit ihr klären“, sagte er und deutete auf mich. Jason sah mich an. „Du kennst Henry?“ „Schon sehe lange, ja", bestätigte ich. „Ah, verstehe. Da läuft was", erkannte er und grinste, zwinkerte Henry zu, was mich zum Kichern brachte. „So ein Mist, dann muss ich mir jetzt wohl ein neues Date suchen“, scherzte Jason und wir anderen Lachten. Henry schmunzelte vor sich hin und ich schenkte ihm ein kleines Lächeln.

When superman is lovin' youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt