Ich war früh auf, hatte auch nicht besonders gut geschlafen. Zudem war ich ein wenig aufgeregt. Henry würde mich abholen. Zuerst hatte ich bereut, mein Auto in Sully gelassen zu haben, aber mittlerweile war ich doch ganz froh darüber. Nicht nur, weil Auto fahren in London anstrengend war, was ich beim Klassentreffen bereits gemerkt hatte, sondern auch, weil ich Henry sonst mit Sicherheit gar nicht getroffen hätte. Es tat gut jemanden hier zu kennen. Carli lebte zwar auch in London, aber sie war die meiste Zeit unterwegs. Das Henry diesmal in London drehte, war wohl mein pures Glück.
Nun saß ich auf heißen Kohlen, sah alle zwei Minuten auf die Uhr und wartete. Ich ging nochmal pullern, denn im Baumarkt gehen wollte ich bestimmt nicht. Natürlich musste es in diesen Moment auch schon klingeln. Ich fluchte, beeilte mich und hechtete dann die Treppe runter, stolperte und fiel Henry geradewegs in die Arme. Er lachte. „Na du hast es aber eilig", schmunzelte er und ich merkte die Hitze in meinen Wangen. Natürlich war ich knallrot angelaufen, was nicht zuletzt an den Muskeln gelegen hatte, die ich an seinem Arm und seiner Brust gespürt hatte, als ich mich abgestützt hatte. Ich schob meine Brille auf der Nase zurecht, die ich heute trug, und sah ihn entschuldigend an.
„Tschuldige", murmelte ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Nette Brille“, schmunzelte er. „Wärst du dann soweit?“, fragte er mich schief grinsend, was mit seinem Schnäuzer echt lustig aussah. „Ja, bin ich", kicherte ich und stieg ins Auto. „Was gibt’s da zu grinsen?“, wollte er amüsiert wissen. „Dein Schnäuzer ist lustig. Irgendwie steht er dir. Aber irgendwie….“ Ich zuckte mit der Schulter, und Henry lachte. „Ich weiß was du meinst", gab er zu und fuhr los. „Ich erschrecke mich auch jedes Mal, wenn ich mich im Spiegel sehe“, gestand er und brachte mich damit zum Lachen. „Du verarschst mich.“
„Nein, glaub mir. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen", lachte er mit. „Dabei renne ich da schon ein paar Monate mit rum.“
Der Typ war einfach der Knaller. Ich fragte mich, wann ich das letzte Mal, so viel gelacht hatte, innerhalb von 24 Stunden? Das war schon ein paar Wochen her. Mein Neustart hier in London hatte nicht nur den Grund meiner beruflichen Veränderung, sondern auch der, dass ich weg musste aus Sully. Weg von meinem Ex. Er hatte mich einen Tag vor unserer Hochzeit sitzen lassen.
Nein, eigentlich war es eher so, dass ich ihn inflagranti mit seiner Cousine zweiten Grades erwischt hatte. Ich seufzte. „Hey, alles in Ordnung?“, fragte mich Henry und ich schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Ja, alles in Ordnung", versicherte ich ihm. „Du hast grad so traurig ausgesehen.“ Mist, warum hatte er das bemerkt? Aber warum sollte ich ihn belügen? „Ich habe mich nur grad gefragt, wann ich das letzte Mal so viel gelacht habe. Seit ich dich gestern getroffen habe, habe ich mehr gelacht, als in den letzten acht oder zehn Wochen“, gab ich zu. „Warum hattest du nichts zu lachen?“, fragte er vorsichtig. „Mein Verlobter hat mich betrogen und ich hab ihn einen Tag vor unserer Hochzeit im Bett mit einer anderen erwischt“, erzählte ich knapp. „Autsch", gab er von sich. „Ja, genau. Deshalb musste ich unbedingt weg aus Sully. Ich hab es dort nicht mehr ausgehalten. Wirklich jeder kannte meine Geschichte und ich konnte die mitleidigen Blicke der Einwohner einfach nicht mehr ertragen“, gab ich zu. „Es kann so anstrengend sein, in einer Kleinstadt zu wohnen.“ Henry lachte kurz auf. „Ja, das weiß ich zu gut. Jersey ist auch verdammt klein und Saint Helier ein Dorf. Da lebt es sich in London manchmal einfacher. Und vor allem anonymer. Ich kenne kaum meine Nachbarn. Nur die, die direkt neben mir wohnen. Aber es hat alles seine Vor- und Nachteile.“ Da hatte er wohl Recht.
„Naja, nun bin ich hier und fange von vorne an", sagte ich lächelte ihn an, was er sanft erwiderte. „Das ist gut, sonst wärst du vermutlich nicht übers Filmset gelatscht.“ Er lachte. „Ich frage mich immer noch, wie du an den ganzen Sicherheitsleuten vorbei gekommen bist.“
Ich hob die Schultern. „Ich hab keine Ahnung. Ich bin einfach gelaufen“, grinste ich. Wieder lachte Henry, welches mir eine Gänsehaut bescherte. Sein Lachen löste irgendwas in mir aus, doch ich konnte es nicht zuordnen. Ich betrachtete ihn einen Moment von der Seite. Er sah wirklich verdammt gut aus. Selbst mit dem Schnurbart.
Er parkte seinen Wagen auf dem Parkplatz des Baumarktes und schnallte sich ab. Ich tat es ihm gleich und stieg aus.
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When superman is lovin' you
FanfictionSunny und Henry kennen sich seit der Schulzeit und sehen sich bei einem Schultreffen wieder. schnell wird aus Freundschaft liebe, aber kann sie auch standhalten?